Reichenbach
Koordinaten: 51° 10′ N,  47′ O
Höhe: 443 m ü. NHN
Fläche: 8,88 km²
Einwohner: 231 (30. Jun. 2020)
Bevölkerungsdichte: 26 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 37235
Vorwahl: 05602

Reichenbach ist ein Stadtteil von Hessisch Lichtenau im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographische Lage

Reichenbach liegt rund 5,5 km südöstlich des Zentrums der Kernstadt von Hessisch Lichtenau am Nordfuß des Eisbergs (583 m ü. NN), dem höchsten Berg des Stölzinger Gebirges, und südöstlich des Schlossbergs (522,3 m ü. NN), auf dem sich die Burgruine Reichenbach befindet. Durchflossen wird es vom Oberlauf des Vockebachs. Etwa 1,5 km südöstlich des Dorfs liegen die Großen Steine.

Geschichte

Eine erste urkundliche Erwähnung ist für 1089 belegt, das Gebiet um die Burg war aber bereits viel früher in römischer Zeit besiedelt. Burg und Ort liegen direkt an der Franzosenstraße des Mittelalters. Belegbare Wüstungen sind: Deinebach, Eppenrode, Gerolderode und Schlicher, Habichsgeren, Lindau, Mesche, Ruine Reichenbach, Suckenrode, Ober- und Nieder-Weißbach und Breitenrode, wobei die Burg als einziges Bauwerk noch sichtbar erhalten ist. Die Burg war seinerzeit auch die Keimzelle für die Gründung von Hessisch Lichtenau. Reichenbach war bis 1490 Sitz des gleichnamigen Amtes und Gerichtes. Dieses wurde dann in die neue Stadt verlegt, wodurch das Amt seitdem „Amt Lichtenau“ hieß.

Die Grafen von Ziegenhain verzichten 1233 mit der Burg Reichenbach auch auf den Ort Reichenbach. 1261 haben die Spangenberger Besitz zu Reichenbach. Eckehard von Felsberg gesteht 1383 dem Landgraf Hermann II. auf seinen Vorwerken und Gütern im Gericht Reichenbach die gleichen Rechte zu, wie auf anderen Vorwerken. 1410 verkauft Beyger Meisenbug dem Landgraf Hermann II. sein Holz vor dem Hagen zu Reichenbach. Vor 1456 erkennt das Kloster Kaufungen Ansprüche des Kraft von Felsberg auf Güter im Gericht Reichenbach nicht an. Kraft von Felsberg verzichtet 1471 auf Güter im Gericht Reichenbach. 1519 erhält Graf Adam von Belebungen vom Landgraf Philipp I. einen Zins unter anderem aus Amt und Ort Reichenbach verschrieben. 1553 wird Reichenbach landgräfliches Dorf. 1575/85 ist Reichenbach plessisches Lehen derer von Hundelshausen.

Im Jahr 1640 verbrannte ein Großteil des Ortes. Von 63 Familien blieben nur 15 übrig. Der nächste große Brand war dann im Siebenjährigen Krieg.

Der Ortsname Reichenbach hatte in seiner Geschichte verschiedenste Schreibweisen, unter anderem Richenbach im Jahre 1089, 1209 Richebach und 1436 Rychenbach.

Nach der etwas außerhalb des Ortes liegenden Burg nannten sich die Grafen von Reichenbach. Diese stifteten auch die Klosterkirche Reichenbach und das Kloster, verschenkten es aber in den Jahren 1207/11 an den Deutschen Orden.

Heute gehören zum Kirchspiel die Dörfer Wickersrode, Hopfelde und Hollstein. Schon in den Jahren 1569 war Reichenbach mit Hollstein, Hopfelde und Wickersrode ein Kirchspiel. Von 1585 bis 1613 gehörte auch Wollstein dazu. 1780 wurde der Hof Glimmerode zu Reichenbach eingepfarrt, 1872 Weißmühle. Der Sitz des Pfarrers ist Reichenbach.

Zum 1. April 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde auf freiwilliger Basis in die Stadt Hessisch Lichtenau eingemeindet. Für die eingegliederten neun Stadtteile sowie die Kernstadt wurde jeweils ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Reichenbach 249 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 24 Einwohner unter 18 Jahren, 93 zwischen 18 und 49, 69 zwischen 50 und 64 und 63 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 111 Haushalten. Davon waren 33 Singlehaushalte, 36 Paare ohne Kinder und 33 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 66 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon
 1539:28 Männer und Feuerstellen
 1575:38 Hausgesesse
 1585:38 Hausgesesse
 1639:15 Einwohner
 1681:31 Hausgesesse
 1747:40 Mannschaften mit 54 Feuerstellen
 1961:317 evangelische (= 95,20 %), 12 katholische (= 3,60 %) Einwohner
Reichenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
475
1840
 
535
1846
 
507
1852
 
481
1858
 
470
1864
 
500
1871
 
425
1875
 
447
1885
 
392
1895
 
360
1905
 
370
1910
 
357
1925
 
376
1939
 
340
1946
 
441
1950
 
409
1956
 
335
1961
 
333
1967
 
323
1970
 
325
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
249
2020
 
231
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Zensus 2011

Berufsgliederung 1724

  • 2 Amtspersonen, 53 Leinweber, 2 Schmiede, ein Schreiner, ein Schneider, 5 Tagelöhner, ein Hirte

Politik

Für Reichenbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Reichenbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 65,64 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Reichenbach“ an. Der Ortsbeirat wählte Kai Ludolph zum Ortsvorsteher.

Sehenswürdigkeiten

Die Großen Steine sind eine Gruppe von Dolomitfelsen. In der direkten Nachbarschaft befindet sich ein Ferienhaus des Kreisjugendringes.

Die ehemalige Klosterkirche mit den von Vorgängerbauten aus der Zeit des 9. Jahrhunderts stammenden, sichtbaren Fundamenten. Die Burg ist heute eine Ruine; es steht nur noch ein Turm, dieser dient als Aussichtspunkt.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Reichenbach, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 26. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Stadtteil Reichenbach. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im März 2023.
  3. Georg Landau: Beiträge zur Geschichte der alten Heer- und Handelsstraßen in Deutschland. Bärenreiter, Kassel 1958, S. 86f
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410.
  5. 1 2 Hauptsatzung. (PDF; 165 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im Februar 2023.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410.
  7. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 110, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
  8. Ortsbeiratswahl Reichenbach. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im März 2023.
  9. Ortsbeirat Reichenbach. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im März 2023.
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