Der Reichsgulden zu 21 Groschen von 1584 ist eine ausgeprägte kursächsische Rechnungsmünze, eine Goldmünze zu 21 Groschen. Die Vorderseite zeigt einen großen Reichsapfel mit dem Hauptwappen Kursachsens. Auf der Rückseite ist die Wertangabe in vier Zeilen aufgeprägt. Der goldene Reichsgulden gehört zu den seltensten kursächsischen Münzen. Er ist in keiner Münzauktion mehr vertreten. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb die Münze mitunter noch rätselhaft beschrieben ist.
Münzgeschichte
In Sammlung rarer und merkwürdiger Gold- und Silbermünzen … von 1751 ist die „ungemein seltene“ goldene kursächsische Münze erstmals beschrieben worden. Tentzels Saxonia Numismatica erfasst sie lediglich als Bild. Sie besteht aus
„Goldgulden Gold, nur ist solche leichter als ein Goldgulden, welches auch nicht anders sein kann, weil […] im Jahre 1584 der Goldgulden 1 Fl. 15 Gr. oder meißnischer Währung 1 Fl. 5 Gr. 3 Pf. gegolten, dahingegen dieser goldene […] Reichsgulden nur 21 Gr. in Werth war […].“
Der Gulden meißnischer Währung, der meißnische Gulden, ist ein in Sachsen im Jahr 1490 auf 21 Groschen gesetzter rheinischer Goldgulden und von 1542 bis 1838 eine Rechnungsmünze (ein fiktiver Rechnungsgulden). Es handelt sich also bei dem Reichsgulden von 1584 mit deutlich geringerem Goldguldengewicht nicht um einen Abschlag oder eine Probeprägung und auch nicht um einen Goldgulden mit höherem Feingehalt, um das zu geringe Gewicht zu kompensieren, wie es teilweise noch angenommen wird. Der Reichsgulden von 1584 ist eine Ausprägung des Rechnungsguldens.
Rechnungsmünzen sind eigentlich Rechnungsgrößen, die nicht als Münzen existieren, sondern die Abrechnung vereinfachen sollen.
- 1 meißnischer Gulden (Zähleinheit) = 21 Groschen = 252 Pfennige.
Karl Christoph Schmieder bezieht sich auf die Ausführungen in Sammlung rarer und merkwürdiger Gold und Silbermünzen … und erklärt:
„Reichsgulden heißen diejenigen deutschen Gold und Silbermünzen, welche nach dem jedesmaligen Reichsfuße für einen Gulden ausgeprägt wurden. Goldene Reichsgulden hatte man 1584 in Sachsen von Groschengröße.“
Auch hier wird deutlich, dass es sich bei dem nur im Jahr 1584 geprägten Reichsgulden um einen tatsächlich ausgeprägten Rechnungsgulden handeln muss.
Der Reichsgulden wird teilweise noch immer rätselhaft dargestellt, obwohl bereits 1751 Klarheit geschaffen wurde.
Der Anlass zur Prägung
Nach den bedeutenden Numismatikern, den Gebrüdern Julius und Albert Erbstein (Albert war u. a. Direktor des Münzkabinetts Dresden) gehört die Münze zu den Schießkleinodien Kurfürst Augusts von Sachsen (1553–1586). Der Gulden ist, so Erbstein, ein Reichsgulden oder „Meissner Gülden in Gold zu 21 Groschen“.
Am 5. und 6. Mai 1584, dem Prägejahr des Reichsguldens, fand die Doppelverlobung der beiden Töchter Kurfürst Augusts, Dorothea und Anna mit den Herzögen Heinrich Julius von Braunschweig und Johann Kasimir von Sachsen-Gotha statt. Zur Feier wurden „allerhand Ergötzlichkeiten veranstaltet“. Bei dem dazu abgehaltenen Schießen ist wahrscheinlich der Reichsgulden geprägt worden. Außerdem wurde bei dieser Gelegenheit auch eine ähnliche Goldguldenklippe mit der Jahreszahl auf der Rückseite geschlagen.
Münzbeschreibung
Der Reichsgulden ist ein meißnischer Gulden zu 21 Groschen (Gutegroschen), den Kurfürst Augusts 1584 zu einem besonderen Anlass schlagen ließ. Das deutlich niedrigere Goldguldengewicht ist dadurch begründet, dass es sich bei der Münze um eine ausgeprägte Rechnungseinheit handelt. Der Gulden stammt aus der Münzstätte Dresden, die zu dieser Zeit die einzige kursächsische Münzstätte war. Von 1556 bis 1604 war Hans Biener als Münzmeister in Dresden tätig.
Der ohne Münzmeisterzeichen geprägte goldene Reichsgulden hat einen Durchmesser von 23 Millimeter und wiegt 2,42 Gramm (Gulden des Münzkabinetts Württemberg) bzw. 2,48 Gramm (Gulden des Münzkabinetts Berlin mit Schrötlingsriss).
Vorderseite
Die Vorderseite zeigt einen großen Reichsapfel, der mit dem kursächsischen Wappen belegt ist. Das sind die gekreuzten Kurschwerter in der linken Hälfte und die sächsische Raute auf Querbalken in der rechten Hälfte. Zu beiden Seiten des Kreuzes befindet sich die geteilte Jahreszahl 15 – 84.
Rückseite
Die Rückseite trägt die Inschrift in vier Zeilen: REICHS/GULDEN/ZV XXI/gl (zu 21 Groschen) Das Groschenzeichen befindet sich in der untersten Zeile zwischen Rosetten und Punkten. Als Groschenbezeichnung wurde die für den Schriftverkehr übliche Abkürzung verwendet. Das kann als Hinweis für eine Zähleinheit verstanden werden, die hier im besonderen Fall ausgeprägt wurde.
Anmerkung
Die Wertangabe des goldenen Reichsguldens von 1584 in Groschen, abgekürzt wie im Schriftverkehr, ist kein Einzelfall. Auch für die unübliche Wertangabe des sächsischen Schmetterlingstalers in Groschen wurde die Abkürzung für Groschen so ausgeführt. Das könnte in beiden Fällen bedeuten, dass die sehr seltenen Münzen nicht für den Zahlungsverkehr gedacht sind.
Siehe auch
- Sächsische Münzgeschichte
- Goldgulden (Groschenzeit Sachsen)
- Flussgolddukaten – sind außergewöhnliche Goldmünzen
- Steckenreiter – ein besonderer Dukaten mit einem Steckenpferdreiter im Münzbild
Literatur
- Walther Haupt: Sächsische Münzkunde. Dt. Verl. d. Wiss., Berlin 1974, S. 223: Goldgulden ohne Münzmeisterzeichen = Münzstätte Dresden, und Goldguldenklippe (als Gedenkmünze bezeichnet) S. 224
- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik, Berlin 1976
- Friedrich von Schrötter (Hrsg.), mit N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, de Gruyter, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930)
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. H. Gietl Verlag, Regenstauf 2005
- Otto F. Müller: Sammlung Otto Merseburger umfassend Münzen und Medaillen von Sachsen, Verkaufskatalog, Leipzig 1894, S. 30: Reichsgulden zu 21 Groschen, Verkaufspreis 275 Mark. Das ist die teuerste Münze Kurfürst Augusts in diesem Katalog.
- Paul Arnold: Die sächsische Talerwährung von 1500 bis 1763, Schweizerische numismatische Rundschau, Band 59, 1980
- Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt’schen Sammlung, Dresden 1888.
- Carl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde, Halle und Berlin 1811, S. 378: Reichsgulden 1584
- Sammlung rarer und merkwürdiger Gold- und Silbermünzen, historisch und kritisch beschrieben. In Commißion bey Adam Heinrich Holle, Leipzig 1751, S. 33: Ein sehr rarer churfürstlich sächsischer goldener Reichsgulden zu 21 Groschen geprägt vom Jahre 1584, No. XVII. (mit Abbildung).
- Johann Tobias Köhler: Vollständiges Ducaten-Cabinet, das ist …, Hannover 1759, S. 328/329, Nr. 995: Ein ungemein seltener goldener Reichsgulden.
Einzelnachweise
- ↑ Sammlung rarer und merkwürdiger Gold- und Silbermünzen … (1751), S. 34
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500, S. 101
- ↑ Heinz Fengler, …: transpress Lexikon Numismatik …, S. 221 (hier und bei v. Schrötter fälschlich 1498 statt 1490)
- ↑ Heinz Fengler, …: transpress Lexikon Numismatik …, S. 308
- ↑ Paul Arnold: Die sächsische Talerwährung von 1500 bis 1763. In: Schweizerische numismatische Rundschau, Band 59, 1980, S. 73
- ↑ Carl Christoph Schmieder: Handwörterbuch der gesammten Münzkunde, Halle und Berlin 1811, S. 378: Reichsgulden 1584
- ↑ Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte … (1888), S. 71: Reichsgulden zu 21 Groschen unter Schießkleinode
- ↑ Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte … (1888), S. 71: Doppelverlobung, dazu auch ein viereckiger Goldgulden
- ↑ Walther Haupt: Sächsische Münzkunde. Dt. Verl. d. Wiss., Berlin 1974, S. 223: Goldgulden 1584 und S. 224: Goldguldenklippe 1584 (als Gedenkmünze bezeichnet)
- ↑ Landesmuseum Württemberg, Münzkabinett: Goldgulden von Kurfürst August von Sachsen von 1584, Durchmesser 23 mm, Gewicht 2,42 g. Die Münze ist allerdings ein ausgeprägter Rechnungsgulden, daher das deutlich niedrigere Guldengewicht.
- ↑ Münzkabinett Berlin: Goldgulden von Kurfürst August von Sachsen von 1584, Durchmesser 23 mm, Gewicht 2,48 g. Die Münze ist allerdings ein ausgeprägter Rechnungsgulden, daher das deutlich niedrigere Guldengewicht.