Die Reporterfabrik ist eine deutsche Journalistenschule im Netz, die neben anderen Sponsoren auch von Facebook gesponsert wird. Sie wurde im Januar 2017 von den Journalisten Cordt Schnibben und David Schraven gegründet. Träger der Einrichtung, die sich als „WebAkademie des Journalismus“ (Eigenschreibweise) bezeichnet, ist die Essener gemeinnützige GmbH Correctiv. Die Reporterfabrik wurde im Frühjahr 2019 durch die „Bürgerakademie für Medienkomptenz“ als Schwesterprojekt ergänzt, die sich stärker an den Bildungsinteressen von Bürgerinnen und Bürgern ausrichtet.

Ziel der Reporterfabrik ist, Medienwissen und journalistisches Handwerk zu vermitteln. „Die Reporterfabrik will helfen, die Öffentlichkeit zu qualifizieren“, heißt es auf der Über-uns-Seite der Schule. Versuchen der Desinformation („Fake News“) will die Schule demnach entgegenwirken, interessierten Bürgern die Arbeit der klassischen und sozialen Medien durchschaubar machen. Dazu bietet die Reporterfabrik eine Plattform, die ihren Schülern virtuelle Lernumgebungen bereitstellt. Diese werden durch Konzepte des integrierten Lernens in Präsenzworkshops und Webinaren ergänzt. Das Studium erfolgt dabei im Rahmen von onlinebasierten Kursformaten (Massive Open Online Courses) auf Basis der eLearning-Plattform open edX.

Insgesamt werden laut Eigendarstellung rund 100 Workshops mit mehr als 1100 Tutorials in Form von Lernvideos und Übungsaufgaben sowie 120 Podcasts angeboten. Ein Kuratorium und ein Fachbeirat unterstützen die Reporterfabrik. Zu den Referenten zählen unter anderem Giovanni di Lorenzo, Bernd Ulrich, Anette Dowideit, Günther Jauch, Alice Schwarzer, Hans Leyendecker, Stefan Aust, Carolin Emcke, Barbara Hallmann, Claus Kleber, Maja Weber, Wolf Schneider, Franziska Bluhm, Florian Harms, Richard Gutjahr und Daniel Bröckerhoff.

Das Projekt wird unter anderem von zwei Stiftungen, der Stadt Hamburg und der Deutschen Telekom finanziert. Der Anfangsetat liegt bei 500.000 Euro. Die Anfängerkurse sind kostenlos verfügbar. Seit dem 29. Januar 2019 wurde das Portal für alle geöffnet.

In der Schulbörse der Reporterfabrik werden deutschlandweit Journalisten an Schulen vermittelt, um dort im Unterricht die Medienkompetenz zu stärken. Ein spezielles Portal „Reporter4You“ wendet sich an Jugendliche.

Die Schweizer Medienwoche sieht in ihr eine „Journalistenschule für alle“ , der österreichische Standard eine „Bürgerjournalismusschule“ und der österreichische Journalist Armin Wolf, der Mitglied des Kuratoriums ist, bezeichnet sie als „Projekt für alle, die sich für Journalismus interessieren – vor allem aber für Lehrer*innen und Schüler*innen.“

Auch in Deutschland ist die Reporterfabrik als Onlineschule anerkannt. Die Junge Welt schreibt, die Reporterfabrik fördere „Bürgerjournalismus“. Die Zeitschrift M der Gewerkschaft Verdi beschreibt die „Low-Cost-Weiterbildung“ als Gelegenheit für jeden, sich günstig Medienwissen anzueignen. Die Süddeutsche Zeitung beschreibt den Versuch „mit einem Angebot an die Öffentlichkeit zu gehen, das nicht den Gesetzen der durchkommerzialisierten Medienwelt gehorcht“ als „größenwahnsinnig, andererseits aber für hochsympathisch“.

Kritik am Konzept der Reporterfabrik kommt vom Datenjournalismus-Experten Lorenz Matzat. Er sieht in dem Modell der Reporterfabrik den „Dünkel von ‚Qualitätsjournalisten‘“ am Werk, der die Meinungsfreude von Bürgern abwerten würden. Der Medien-Autor Wolfgang Michal erkennt in der Reporterfabrik unter anderem den Versuch einer verunsicherten Journalistenklasse, Verbindung zum Bürger zu finden. Anders als Matzat sieht er aber darin nicht nur negative, sondern auch positive Aspekte: Michal schreibt, die Journalistenschule für Bürger könne als „Bürgerschule für Journalisten“ dazu beitragen, die Kluft zwischen Journalisten und Bürgern zu verringern.

Einzelnachweise

  1. https://epale.ec.europa.eu/de/blog/reporterfabrik-webakademie-des-journalismus
  2. Marvin Schade: „Reporterfabrik“: Cordt Schnibben verlässt den Spiegel und gründet mit David Schraven Journalistenschule. In: meedia. 15. Januar 2017, abgerufen am 29. Januar 2019.
  3. Die Welt (Hrsg.): Correctiv und Reporter-Forum eröffnen Bürgerakademie. 5. Juni 2019 (welt.de [abgerufen am 26. November 2019]).
  4. 1 2 Reporterfabrik – Webakademie des Journalismus. Abgerufen am 8. Februar 2020.
  5. Web-Projekt „Reporterfabrik“ – Per Video zum Journalismus-Versteher. Abgerufen am 11. Januar 2019.
  6. Kai Rüsberg: Web-Projekt „Reporterfabrik“ – Per Video zum Journalismus-Versteher. In: @mediasres. Deutschlandfunk, 18. Dezember 2018, abgerufen am 29. Januar 2019.
  7. Journalistenschule: Reporterfabrik geht ans Netz. In: meedia. 29. Januar 2019, abgerufen am 29. Januar 2019.
  8. Mehr Verständnis für Medien. In: Mannheimer Morgen. Abgerufen am 8. November 2019.
  9. Projekt „Reporter 4you“ – Journalisten ins Klassenzimmer. In: Deutschlandfunk. 8. Mai 2018, abgerufen am 8. November 2019.
  10. Weiterbildung für die „redaktionelle Gesellschaft“ in der Reporterfabrik. In: Medienwoche.ch. 12. März 2019, abgerufen am 8. November 2019.
  11. Bürgerjournalismusschule Reporterfabrik geht online. In: derStandard.at. Abgerufen am 8. November 2019.
  12. Wie funktioniert Journalismus? In: Blog von Armin Wolf. Abgerufen am 26. November 2019.
  13. „Reporterfabrik“ fördert „Bürgerjournalismus“. In: Junge Welt. 19. Januar 2017, abgerufen am 26. November 2019.
  14. Monique Hofmann: Online-Schule für Journalisten gestartet. In: M – Menschen Machen Medien (ver.di). Abgerufen am 26. November 2019.
  15. Reporterfabrik – Unsichtbare Klassenzimmer. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 2. Januar 2020.
  16. Lorenz Matzat: Journalismus-ist-wenn-wir-es-sagen-Fabrik. In: medium.com. 18. Januar 2017, abgerufen am 26. November 2019.
  17. Wolfgang Michal: Journalisten als Lehrer der Nation? Wolfgang Michal, 17. Januar 2017, abgerufen am 26. November 2019.
  18. Bernd Oswald: Reporterfabrik: Keine Journalistenschule für Bürger, sondern eine Bürgerschule für Journalisten? In: piqd. 18. Januar 2017, abgerufen am 26. November 2019.
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