Eine der Basistätigkeiten des Rettungsfachpersonals ist die Patientenuntersuchung. Sie setzt sich aus professionellen Untersuchungsschritten und einer gezielten Patientenbeobachtung zusammen. Hierfür gibt es Rettungsdienst-Schemata, die in Einsatz und Übung Anwendung finden. Es gibt eine Fülle von Akronymen in der Notfallmedizin, welche die Arbeit erleichtern sollen.

SSSS-Schema

Unmittelbar nach Eintreffen an der Einsatzstelle erfolgt die Beurteilung der Lage. Das SSSS-Schema (4S-Schema) berücksichtigt dabei vor allem den Eigenschutz.

SSSS-Schema
KürzelBezeichnungZweck
SSSS SceneEinsatzstelle beurteilen, Anzahl Patienten feststellen
SafetyGefährdung für Helfer (Eigengefährdung), Patienten und Anwesende (Fremdgefährdung) abschätzen
SituationVerletzungsmechanismus / Krankheitsbild bestimmen
SupportBedarf an weiteren Kräften (Notarzt, technische Rettung, Einsatzleitung, Polizei) prüfen

AVPU-Schema/WASB-Schema

Das AVPU-Schema dient dazu, den Wachheitsgrad bei der ersten Annäherung an einen Patienten zu beurteilen. Die deutschsprachige Version spricht vom WASB-Schema

AVPU-/WASB-Schema
KürzelBezeichnungdeutschBeurteilung
AVPU / WASB AlertWachPatient wach und reagiert auf Ansprache
Verbal responseAnsprachePatient reagiert erst auf laute Ansprache
Painful stimuliSchmerzreizPatient reagiert erst auf Schmerzreize.
UnresponsiveBewusstlosPatient reagiert weder auf laute Ansprache noch auf Schmerzreize.

ABCDE-Schema

In der Notfallmedizin ist das ABCDE-Schema ein standardisierter Untersuchungsgang, um gesundheitliche Probleme des Patienten zu erkennen und lebensbedrohliche Zustände unverzüglich zu behandeln. Verfolgt werden zwei Ziele:

  • Beurteilung des Patienten (Erkennen der Lebensbedrohung)
  • Behandlung des Patienten („Treat first what kills first“: „Behandle zuerst das, was zuerst tötet“).

Der Ursprung des Schemas geht auf Peter Safar zurück, der 1957 das Buch ABC of Resuscitation schrieb, was von der American Heart Association als Basis für die Herangehensweise der Kardiopulmonalen Reanimation in 1973 übernommen und 1975 erstmals publiziert wurden. Seitdem haben viele Institutionen der Notfallmedizin das Schema übernommen und teils weiterentwickelt. Im Juni 2005 wurde vom Wiederbelebungsrat Großbritanniens das bis heute am meisten verwendete ABCDE-Schema veröffentlicht, was durch die Veröffentlichung von Thiem et al. detailliert beschrieben wurde. Eine wesentliche Weiterentwicklung folgte 2006, als Hodgetts den kritischen Blutverlust in den Mittelpunkt gerückt und so das Schema zu <c>ABCDE angepasst hat.

ABCDE-Schema für nicht-traumatologische und traumatologische Patienten
KürzelBezeichnungdeutschUntersuchung
ABCDE AirwayAtemwegKontrolle der Atemwege und Sicherung dieser wenn notwendig. HWS-Immobilisation bei Trauma überprüfen.
BreathingAtemfrequenzKontrolle der Atemfrequenz, Oxygenierung, Atemarbeit, Hautemphysem, gestauten Halsvenen. Auskultation. Beim Trauma: Thoraxstabilität
CirculationKreislaufErfassen von Puls, Blutdruck, Rekapillarisierungszeit, Diaphorese, Abdomenuntersuchung. Beim Trauma: Becken und Oberschenkel
DisabilityDefizit (neurologisch)FAST-Schema, GCS, Blutzucker, Pupillenkontrolle
ExposureExplorationBodycheck, Temperaturmessung, Wärmemanagement, Beim Trauma: Frakturschienung

Das Vorgehen nach dem ABCDE-Schema ist bei Zustandsänderung oder nach Maßnahmen zu wiederholen, um Ursache oder Ergebnis zu erkennen.

Das ABCDE-Schema wird durch ein vorangestelltes <c> zum <c>ABCDE-Schema erweitert. Das c steht für Critical Bleeding = lebensbedrohliche externe Blutungen. Kritische Blutungen müssen sofort gestoppt werden durch manuelle Kompression oder Druckverband / Tourniquet (Zeit notieren), da starke Blutungen der wesentliche Punkt für die Sterblichkeit insbesondere von traumatologischen Patienten sind. Nach neuer Definition des Pre Hospital Trauma Life Support wurde das <c> durch den Buchstaben <x> ersetzt, also xABCDE, wobei das <x> für eine EXsanguination (dt. Ausblutung) steht.

Bei der Übergabe eines Patienten vom Rettungsdienst/Notarzt in der Notaufnahme einer Klinik sollten die Befunde des ABCDE-Schemas enthalten sein.

ABC-Schema

Wird bei einem (leblosen) Patienten eine fehlende oder nicht normale Atmung und Pulslosigkeit festgestellt, wird nicht nach dem ABCDE-Schema vorgegangen, sondern nach den Algorithmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation). Als Merkregel wurde ein ABC-Schema der lebensrettenden Sofortmaßnahmen entwickelt:

ABC-Schema der Reanimation
KürzelMaßnahmeDurchführung
ABC Atemwegefreimachen und freihalten
Beatmen bzw. Beatmung2× alle 30 Sekunden
Circulation – Zirkulation in Gang bringen → Herzdruckmassage100–120×/Minute – alle 2 Minuten Helfer wechseln;
nie länger als 5 Sekunden unterbrechen.

Im Training wird als Rhythmusvorgabe für die Herzdruckmassage der Song der Bee Gees aus dem Jahr 1977 Stayin’ Alive empfohlen.

Wegen der hohen körperlichen Belastung bei der Herzdruckmassage sollten mindestens zwei Ersthelfer im Wechsel tätig sein.

Bei Ertrinkungsnotfällen, Rauchgasvergiftungen, Säuglingen und Kleinkindern sollen 5 initiale Beatmungen durchgeführt werden.

Drucktiefe bei Erwachsenen: mindestens 5 cm, jedoch nicht mehr als 6 cm.

Vorausgesetzt, die Herzdruckmassage wird richtig durchgeführt, kann der Blutkreislauf maximal zu einem Drittel der normalen Funktion aufrechterhalten werden.

AMPEL-Schema

Das AMPEL-Schema ist eine einfache Abfrage zur Patientenuntersuchung, welches das „Umfeld“ des Patienten darstellt. Als Alternative kann auch das SAMPLER-Schema verwendet werden.

AMPEL-Schema für die Patientenabfrage
KürzelBezeichnungFrageErläuterung
AMPEL AllergieFrage nach Allergienallgemeine (Heuschnupfen), oder auf Medikamente
MedikamenteFrage nach Einnahme von Medikamentenbei Frauen auch Minipille
PatientengeschichteOperation während der letzten 6-8 WochenEreignisrelevante Eingriffe
Ereigniswie ist der Unfall passiertggf. Zeugen befragen
LetzteLetztes Essen, Trinken, Ausscheiden, PeriodeZeitangaben

BASICS-Schema

Nach dem BASICS-Schema wird vor allem bei der Versorgung von wachen und ansprechbaren Patienten vorgegangen.

BASICS-Schema
KürzelMaßnahmeMaßnahmen
BASICS BeruhigenVermeiden von Blutdrucksteigerung, Hyperventilation
Atmung optimierenVermeiden von Hypo-/ Hyperventilation; Störfaktoren entfernen
Stabiler BlutdruckBei tastbarem peripheren Puls: systolischer RR >80 mmHG
Immobilisation / LagerungFrakturfixierung; Hoch- bzw. Tieflagerung des Oberkörpers;
Cave: Unterkühlte so wenig wie möglich bewegen*
Check-up / Basismonitoringumfassen Blutdruck, EKG, Blutzucker, Pulsoxymetrie und körperliche Inspektion.
Schutz vor äußeren EinflüssenWetter, Straßenverkehr, Unterkühlung

* Bei Umverteilung des kalten Bluts aus der Körperschale in den Körperkern können schwere Herzrhythmusstörungen bis zum Kreislaufstillstand resultieren.

4H & HITS

Sobald die Basismaßnahmen der Reanimation stehen, kommt man in den Bereich des Advanced Life Support (Erweiterte Maßnahmen bei der Reanimation). Es folgt die Frage nach der Ursache für den Herzkreislaufstillstand. Ist es eine Ursache, die ggf. behoben werden kann, sollte dies möglichst bald erfolgen. Um sich die reversiblen Ursachen eines Herzkreislaufstillstandes merken zu können, gibt es die Merkregel 4H & HITS.

4H & HITS
Kürzel Bezeichnung Inhalt
4H HypoxieSauerstoffmangel
HypovolämieVolumenmangel
HypothermieUnterkühlung
Hypo- / Hyperkaliämie(Stoffwechselstörungen)
HITS Herzbeuteltamponade
IntoxikationVergiftung
Thromboembolie
Spannungspneumothorax

(BE)FAST-Schema

Für die neurologische Untersuchung hat sich das so genannte (BE)FAST-Schema bewährt.

FAST-Schema für neurologische Patientenbefunde
KürzelBezeichnungUntersuchung
FAST FaceKann der Patient lächeln / die Zunge rausstrecken / die Stirn runzeln?
ArmsKann der Patient die ausgestreckten Arme/Beine auf gleiche Höhe heben und halten?
SpeechKann der Patient einen Satz nachsprechen?
TimeIst der Patient räumlich und zeitlich orientiert?

Das FAST-Schema ist vielen zur Diagnostik bei einem vermuteten Schlaganfall (Apoplex) bekannt. Im Jahr 2017 veröffentlichten Sushanth Aroor, Rajpreet Singh, and Larry B. Goldstein einen Artikel, der sich mit den Ergebnissen einer Untersuchung mit dem FAST-Schema befasste. Es ergab sich, das 14 % der insgesamt 736 Patienten durch das FAST-Schema nicht erkannt worden wären. Es stellten sich zwei klinische Merkmale bei den nicht diagnostizierten Patienten als führend heraus:

  • Stand- und Gangunsicherheit (= B wie Balance)
  • Sehstörungen (= E wie Eyes)

Man vermutete eine Verbesserung der Erfassung von Schlaganfällen, wenn das BEFAST-Schema angewandt wird.

BEFAST-Schema für neurologische Patientenbefunde
KürzelBezeichnungUntersuchung
BEFAST Balance Liegt eine Gleichgewichtsstörung vor? Links-/Rechtsneigung beim Gehen?
Eyes Liegt eine Sehstörung und/oder ein Sehverlust vor?
FaceKann der Patient lächeln / die Zunge rausstrecken / die Stirn runzeln?
ArmsKann der Patient die ausgestreckten Arme/Beine auf gleiche Höhe heben und halten?
SpeechKann der Patient einen Satz nachsprechen?
TimeIst der Patient räumlich und zeitlich orientiert?

2018 wurde anschließend die erste präklinische Studie durchgeführt um das BEFAST-Schema zu reevaluieren. In dieser Untersuchung konnte keine Verbesserung der Erkennung von Schlaganfallpatienten durch die Verwendung des BEFAST-Schemas festgestellt werden.

GCS

Die Glasgow Coma Scale (GCS) ist eine einfache Skala zur Abschätzung einer Bewusstseinsstörung. Sie ist ein in der Notfallmedizin und beim Rettungsdienst verbreitetes Bewertungsschema zur Beschreibung der Bewusstseinslage als Korrelat der Funktion des zentralen Nervensystems in der Schlaganfall-Diagnostik, auch nach einem Schädel-Hirn-Trauma

Glasgow Coma Scale für Erwachsene
Punkte Augen öffnen Verbale Kommunikation Motorische Reaktion
6 Punktebefolgt Aufforderungen
5 Punktekonversationsfähig, orientiertgezielte Schmerzabwehr
4 Punktespontankonversationsfähig, desorientiertungezielte Schmerzabwehr
3 Punkteauf Aufforderungunzusammenhängende Worteauf Schmerzreiz Beugesynergismen (abnormale Beugung)
2 Punkteauf Schmerzreizunverständliche Lauteauf Schmerzreiz Strecksynergismen
1 Punktkeine Reaktionkeine verbale Reaktionkeine Reaktion auf Schmerzreiz

Der Wert reicht von 3 (tief bewusstlos/Koma) bis 15 (wach, konversationsfähig, voll orientiert).

PGCS

Das Pediatric Glasgow Coma Scale (PGCS) wurde analog zur Glasgow-Koma-Skala speziell für Kinder weiterentwickelt.

Punkte Augen öffnen Beste verbale Kommunikation Beste motorische Reaktion
6 PunkteSpontane Bewegungen
5 PunktePlappern, Brabbelnauf Schmerzreiz, gezielt
4 PunktespontanSchreien, aber tröstbarauf Schmerzreiz, normale Beugeabwehr
3 Punkteauf SchreienSchreien, untröstbarauf Schmerzreiz, abnorme Abwehr
2 Punkteauf SchmerzreizStöhnen oder unverständliche Lauteauf Schmerzreiz, Strecksynergismen
1 Punktkeine Reaktionkeine verbale Reaktionkeine Reaktion auf Schmerzreiz

IPAP(F)-Schema

Das IPAP(F)-Schema wird zur Untersuchung des Patienten genutzt.

IPAP(F)-Schema
KürzelBezeichnungUntersuchung
IPAP(F) InspektionVerletzungen, Hämatome, Ausschläge auf der Haut?
PalpationSchmerzen bei Druck auf eine bestimmte Stelle? Verhärtungen oder Stufenbildung beim Tasten?
AuskultationStethoskop: Krankhafte Lungen- oder Bauchgeräusche?
PerkussionKlopfschall auf Bauch und Brust
FunktionFunktion / Bewegungsfähigkeit prüfen

NACA-Score

Der NACA-Score (auch NACA-Schema oder NACA-Index) ist ein Scoring-System um die Schwere von Verletzungen, Erkrankungen oder Vergiftungen in der (Notfall-)Medizin zu beschreiben. Es wurde vom namensgebenden National Advisory Committee for Aeronautics entwickelt.

NACA 0Keine Verletzung oder Erkrankung.
Diese Kategorie wird häufig entweder ersatzlos gestrichen oder durch NACA I ersetzt.
z. B. Fehleinsatz.
NACA IGeringfügige Verletzung bzw. Funktionsstörung. In der Regel keine notärztliche Intervention erforderlich.z. B. Prellung, leichte Hautabschürfung.
NACA IILeichte bis mäßig schwere Funktionsstörung. Ambulante ärztliche Abklärung bzw. Therapie, in der Regel aber keine notärztlichen Maßnahmen erforderlich.z. B. Fraktur eines Fingerknochens, mäßige Schnittverletzungen; Verbrennung II. Grades.
NACA IIIMäßige bis schwere, aber nicht lebensbedrohliche Störung. Stationäre Behandlung erforderlich, häufig auch notärztliche Maßnahmen vor Ort.z. B. Offene Wunden; Oberschenkelfraktur; leichter Schlaganfall; Rauchgasvergiftung.
NACA IVSchwere Störung, bei der die kurzfristige Entwicklung einer Lebensbedrohung nicht ausgeschlossen werden kann; in den überwiegenden Fällen ist eine notärztliche Versorgung erforderlich.z. B. Wirbelverletzung mit neurologischen Ausfällen; schwerer Asthmaanfall; Medikamentenvergiftung.
NACA VAkute Lebensgefahr. Transport in Reanimationsbereitschaft.z. B. drittgradiges Schädel-Hirn-Trauma; schwerer Herzinfarkt; erhebliche Opioidvergiftung.
NACA VIAtem- und/oder Kreislaufstillstand (kardiopulmonale Reanimation erforderlich).z. B. Herzstillstand, Kammerflimmern.
NACA VIITödliche Verletzung oder Erkrankung.Erfolglose Reanimation oder Todesfeststellung.

OPQRST-Schema

Das OPQRST-Schema enthält einen wichtigen Fragenkomplex zur Schmerz-Anamnese im Falle einer akuten Erkrankung.

OPQRST-Schema zur Schmerz-Anamnese
KürzelBezeichnungAnamnese
OPQRST OnsetSchmerzbeginn
Provocation/PalliationVerstärkung, Linderung
QualitySchmerzbeschreibung
Region/RadiationLokalisation, Ausstrahlung
SeveritySchmerzintensität auf einer Skala 1 bis 10
TimeZeitlicher Verlauf

Siehe auch:

SAMPLER-Schema

In der Notfallanästhesie sind die Fragen für die Auswahl des Verfahrens zur Narkoseeinleitung relevant und werden nach dem SAMPLER-Schema erhoben.

SAMPLER-Schema zur weiteren Patientenanamnese
KürzelBezeichnungAnamnese
SAMPLER
(+S)
SymptomeSchmerzbeschreibung
Allergienvorhanden? Allergiepass?
Medikamenteneinnahmewelche? Dauermedikation?
PatientenvorgeschichteOperationen? Vorerkrankungen?
Letzte Nahrungsaufnahme/StuhlgangZeitpunkt
EreignisseErinnerungsvermögen, Unfallhergang
RisikofaktorenNikotin- und Alkoholkonsum, Drogen, familiäre Vorbelastungen, Schwangerschaft
Soziale Faktoren Wohnsituation, Familiäre Belastungen

Das vormals bekannte S für Schwangerschaft wurde ersetzt durch die sozialen Faktoren. Schwangerschaft wurde in die Risikofaktoren übernommen.

KISS-Schema

Das KISS-Schema hilft bei der Beurteilung von Traumapatienten um die Notwendigkeit einer Stabilisierung des Beckens abzuschätzen.

KISS-Schema
Kürzel Bezeichnung Bedeutung
KISS Kinematik Beurteilung der Unfallkinematik:
Könnte einer knöcherne Verletzung des Beckens vorliegen?
Zum Beispiel Stürze aus großer Höhe, Frontalaufprall, PKW gegen Fahrradfahrer etc.
Inspektion Sind nach Entkleiden des Patienten Verletzungen,
Fehlstellungen oder Hämatome am Becken zu sehen?
Liegen die Füße auseinander geklappt? (Open-Book Fraktur)
Schmerz Gibt der Patient Schmerzen im Bereich des Beckens an?
Stabilität Ist das Becken bei seitlichem Druck instabil?

Sobald einer der Punkte im KISS-Schema positiv ist, besteht Anhalt für eine Beckenfraktur und somit die Indikation zur Anlage einer Beckenschlinge. Dabei ist zu beachten, dass das Schema der Reihe nach abgearbeitet werden sollte, d. h. spricht die Kinematik des Unfalls schon für eine Beckenverletzung, sollte keine weitere spezifische Untersuchung des Beckens erfolgen, sondern schnellstmöglich die Beckenschlinge angelegt werden.

Manchmal wird das letzte „S“ auch mit „Stabilisierung“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass die Indikation zur Stabilisierung des Beckens (Beckenschlinge) gegeben ist, sobald einer der drei vorherigen Punkte positiv ist.

PPP-Schema

Im Zusammenhang mit der Beckenschlinge bei einer Beckenfraktur, die mit massivem Blutverlust in das Becken einhergehen kann, steht das PPP-Schema. „Pulse, Penis, Pockets“ sind die Dinge, die nach der Indikationsstellung vor der Anlage der Schlinge überprüft und ggf. korrigiert werden.

PPP-Schema
Kürzel Kriterium Untersuchung/Maßnahme
PPP PulseKontrolle der peripheren Pulse
PenisPenis liegt mittig
PocketsHosentaschen sind leer

qSOFA

Der „quick Sepsis-related organ failure assessment score“, kurz qSOFA, soll dabei helfen, potentielle Sepsis-Verdachtsfälle schon präklinisch zu identifizieren und einer zielgerichteten Versorgung zuzuführen.

qSOFA
Kürzel Kriterium Wert Punktzahl
qSOFA
Atemfrequenz≥ 22/min1
GCS< 151
systolischer Blutdruck≤ 100 mmHg1

Bei einem qSOFA von 2 oder 3 Punkten soll die Suche nach einem möglichen Infektherd erfolgen; das können neben augenscheinlich sichtbaren Entzündungen auch akute gastrointestinale oder pulmonale Erkrankungen sein, häufig sind auch Harnwegsinfekte (insbesondere bei Dauerkatheter > Urosepsis).Ist neben einem positiven qSOFA ein Infektherd oder allgemeine Entzündungszeichen (Fieber…) vorhanden, sollte der Sepsisverdacht gestellt und vor allem an die Klinik übergeben werden.

(p)DMS

Die periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität ergänzt die sowohl den neurologischen als auch traumatologischen Untersuchungsgang. Insbesondere bei Verletzungen ist die pDMS-Kontrolle vor und nach der Schienung obligatorisch. Die Untersuchung erfolgt immer im Seitenvergleich.

(p)DMS
Kürzel Kriterium Untersuchung
(p)DMS
DurchblutungDurchblutung distal der Verletzung sichergestellt? Recap < 2s oder peripherer Puls tastbar?
MotorikBewegung distal der Verletzung möglich?
SensibilitätGefühl distal der Verletzung vorhanden oder verändert?

DCAP-BTLS-Akronym

Das DCAP-BTLS-Akronym hilft Verletzungen bei der Patientenuntersuchung aufzuspüren.

DCAP-BTLS
KürzelBezeichnungBedeutung
DCAP DeformitiesDeformierungen
ContusionsPrellungen
AbrasionsAbschürfungen
PenetrationsEintrittswunden
BTLS BurnsVerbrennungen
TendernessEmpfindlichkeit
LacerationsRisswunde
SwellingSchwellung

APGAR-Score

Mit dem APGAR-Score lässt sich der Effekt von Reanimationsmaßnahmen von Neugeborenen beschreiben.

APGAR-Score
KürzelBedeutungBeurteilung
APGAR AtmungAtemanstrengung
PulsHerzfrequenz
GrundtonusMuskeltonus
AussehenHautfarbe
ReflexeReflexauslösbarkeit

Die Bewertung wird 1 Minute, 5 Minuten und 10 Minuten nach der Geburt durchgeführt. Je Merkmal werden jeweils 0 Punkte (Merkmal fehlt), 1 Punkt (Merkmal nicht ausgeprägt) oder 2 Punkte (Merkmal gut vorhanden) vergeben. Bei Wertungen zwischen 5 und 8 gilt das Neugeborene als gefährdet, bei unter 5 als akut lebensgefährdet.

KUS-Skala

Die KUS-Skala (KUSS) steht für „Kindliche Unbehagens- und Schmerz-Skala“ und wird zur Befindlichkeitserfassung von Säuglingen und Kleinkindern verwendet.

KUS-Skala
Punkte Klinisches Bild Bewertung
0 PunkteWeinengar nicht
1 PunktStöhnen, Jammern, Wimmern
2 PunkteSchreien
0 PunkteGesichtsausdruckentspannt
1 PunktMund verzerrt
2 PunkteGrimmassieren
0 PunkteBeinhaltungneutral
1 Punktstrampelnd
2 Punktean den Körper gezogen
0 PunkteRumpfhaltungneutral
1 Punktunstet
2 PunkteKrümmen, Aufbäumen
0 Punktemotorische Unruhenicht vorhanden
1 Punktmäßig
2 Punkteruhelos

Bei einer Summe von 4 Punkten oder höher ist eine analgetische Intervention nötig.

MARCH-PAWS-Algorithmus

Der MARCH-PAWS-Algorithmus beschreibt das Vorgehen eines Soldaten als Ersthelfer während eines militärischen Kampfeinsatzes im Sinne eines Tactical Field Care.

MARCH-PAWS-Algorithmus
KürzelBedeutung
MARCH Massive Blutung
Atemwegsmanagement
Respiration (Atmung)
Circulation (Kreislauf)
Hypothermie/Hypovolämie/Kopfverletzungen
PAWS Pain (Schmerzen)
Antibiotika
Wunden
Schienen

SEPSIS-Vergiftungsschema

Durch die Anfangsbuchstaben des Wortes Sepsis mit den Krankheitsbildern, kann eine Vergiftung erkannt werden. Die Symptome treten immer gemeinschaftlich auf.

SEPSIS-Vergiftungsschema
KürzelBedeutung
SEPSIS Schüttelfrost, Fieber oder starke Muskelschmerzen
Extremes, nie gekanntes Krankheitsgefühl
Periphere Minderungsdurchblutung, verfärbte Haut
Schläfrigkeit, Verwirrtheit
Ich habe mich gefühlt, als würde ich sterben
Schnelle, Schwere Atmung, Luftnot

PECH-Regel

Die PECH-Regel fasst die Behandlungsmaßnahmen bei akuten Muskel- und Gelenkverletzungen zusammen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. In englischsprachigen Ländern spricht man von RICE (rest, ice, compression, elevation). Sie beschreibt die vorläufige Erstversorgung einer leichten Verletzung.

PECH-Regel
KürzelBedeutungMaßnahme
PECH PauseEinstellen der Betätigung
EisKühlung des betroffenen Körperteils
CompressionAnlegen eines Verbandes mit einer elastischen Binde
Hochlagerndes verletzten Körperteils

Die PECH-Regel und insbesondere die Kühlung sind ungeeignet zur Behandlung eines Muskelkrampfs (stattdessen Streckung des betroffenen Muskels, Trinken von „Gurkenwasser“ (verdünnter Essig), eventuelle Gabe von Magnesium).

Sichtungsschema

Die Einteilung von Patienten in Sichtungskategorien ist das Ergebnis der Sichtung (auch Triage genannt) bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten. Die Betroffenen erhalten Anhängekarten, die farblich entsprechend der Sichtung gekennzeichnet werden (siehe Verletztenanhängekarte, Patientenleitsystem).

Kategorie Patientenzustand Konsequenz Farbe
I akute, vitale Bedrohung Sofortbehandlung rot
II * schwer verletzt/erkrankt aufgeschobene Behandlungsdringlichkeit, Überwachung gelb
III leicht verletzt/erkrankt spätere (ggf. ambulante) Behandlung grün
IV ohne Überlebenschance, sterbend betreuende (abwartende) Behandlung, Sterbebegleitung blau
Ex tot Kennzeichnung schwarz
* Zusatzkennzeichnung: a = hohe Transportpriorität, b = niedrige Transportpriorität

Unverletzte werden nicht von diesem System erfasst, sie werden vom Betreuungsdienst namentlich registriert.

Hierzu gehören:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Frank Flake Boris A. Hoffmann, Leitfaden Rettungsdienst (PDF) Elsevier, 6. Auflage, S. 26 ff.
  2. Pearce Wright: Obituary: Peter Safar In: The Guardian, 13. August 2003. Abgerufen am 6. Dezember 2014. 
  3. AHA Website: ; abgerufen am 7. Juli 2022.
  4. ResusCouncilUK Website: ; abgerufen am 7. Juli 2022.
  5. Thiem et al.: Initial assessment and treatment with the Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure (ABCDE) approach In International Journal of General medicine 2012; 5: 117–121. doi:10.2147/IJGM.S28478
  6. 1 2 Hodgetts TJ et al.: ABC to <C>ABC: redefining the military trauma paradigm In: Emergency Medicine Journal 2006;23:745-746.
  7. Medizinexpert*innen bei DocCheck: cABCDE-Schema. In: flexikon.doccheck.com. Abgerufen am 7. Oktober 2023.
  8. ERC Guidelines 2021 German. (PDF; 1,4 MB) grc-org.de, 8. November 2021, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  9. Bee Gees – Stayin’ Alive auf YouTube
  10. HITS bei der Reanimation, Medininstrukt. Abgerufen am 25. Februar 20201.
  11. Lars Schmitz-Eggen, FAST-Regel für neurologische Untersuchung, Rettungsdienst.de, 17. Oktober 2018. Abgerufen am 25. Februar 2021.
  12. Sushanth Aroor, Rajpreet Singh, Larry B. Goldstein: BE-FAST (Balance, Eyes, Face, Arm, Speech, Time): Reducing the Proportion of Strokes Missed Using the FAST Mnemonic. In: Stroke. Band 48, Nr. 2, Februar 2017, ISSN 0039-2499, S. 479–481, doi:10.1161/STROKEAHA.116.015169 (ahajournals.org [abgerufen am 17. März 2023]).
  13. David Pickham, André Valdez, Jelle Demeestere, Robin Lemmens, Linda Diaz, Sherril Hopper, Karen de la Cuesta, Fannie Rackover, Kenneth Miller, Maarten G. Lansberg: Prognostic Value of BEFAST vs. FAST to Identify Stroke in a Prehospital Setting. In: Prehospital Emergency Care. Band 23, Nr. 2, 4. März 2019, ISSN 1090-3127, S. 195–200, doi:10.1080/10903127.2018.1490837 (tandfonline.com [abgerufen am 17. März 2023]).
  14. Interverband für Rettungswesen (PDF; 292 kB) Dezember 2019. Abgerufen am 19. Oktober 2021.
  15. How to use OPQRST as an effective patient assessment tool In: EMS1. Abgerufen am 27. Februar 2021. 
  16. SAMPLER-Anamnese: Dem Notfall auf den Grund gehen. In: rettungsdienst.de. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  17. Medizinische Abkürzungen helfen bei der Versorgung, Rettungsdienst.de, 7. Juni 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  18. KUS-Skala (PDF) Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin; abgerufen am 21. Oktober 2021.
  19. Tactical Field Care. Abgerufen am 3. März 2021.

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