Rheinbrücke Neuenkamp
Ansicht von Süden
Offizieller Name Rheinbrücke Neuenkamp
Nutzung Autobahnbrücke
Überführt Bundesautobahn 40
Querung von Rhein
Ort Duisburg
Konstruktion Schrägseilbrücke
Gesamtlänge 1. Bau: 777,4 m
2. Bau: 802 m
Breite 1. Bau: 36,3 m
2. Bau: 68,3 m
Längste Stützweite 1. Bau: 350 m
2. Bau: 380 m
Höhe 1. Bau: 50 m
2. Bau: 75 m
Fahrzeuge pro Tag 91.500 (2010)
Baukosten 1. Bau: 37 Millionen DM
2. Bau: 365,5 Millionen Euro (geplant)
Baubeginn 1. Bau: 1966
2. Bau: Dezember 2019
Fertigstellung 1. Bau: 1970
2. Bau: 2026 (geplant)
Eröffnung 1. Bau: 16. Oktober 1970
2. Bau: 2026 (geplant)
Bauzeit 1. Bau: knapp 4 Jahre
2. Bau: 6 Jahre (geplant)
Lage
Koordinaten 51° 26′ 13″ N,  42′ 46″ O
Höhe über dem Meeresspiegel 20 m

Die Rheinbrücke Neuenkamp in Duisburg führt bei Rheinkilometer 778,34 zwischen den Stadtteilen Neuenkamp und Homberg bzw. Rheinhausen die Bundesautobahn 40 über den Rhein und verbindet das Ruhrgebiet mit dem Niederrhein. Da sie heute von etwa 100.000 Kraftfahrzeugen täglich genutzt wird, aber zur Bauzeit nur für 30.000 Fahrzeuge ausgelegt war, wird die Brücke durch einen Neubau ersetzt, dessen Fertigstellung für das Jahr 2026 geplant ist.

Heutige Brücke

Geschichte, technische Einzelheiten

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es zwischen Basel und Emmerich am Rhein keine einzige intakte Rheinbrücke mehr. Bis zum Jahr 1970 baute man 17 Eisenbahn- und 34 Straßenbrücken wieder auf. Die Neuenkamper Brücke war zur Zeit ihrer Inbetriebnahme die längste Schrägseilbrücke der Welt. Der Bau der ursprünglich vierspurigen Brücke dauerte von 1966 bis 1970, als sie am 16. Oktober 1970 von Bundesverkehrsminister Georg Leber für den Verkehr freigegeben wurde. Die Baukosten beliefen sich damals auf etwa 37 Millionen DM (heute rund 70,6 Millionen Euro).

Die Brücke ist 777,4 Meter lang und hält eine Brückenfläche von 27830 Quadratmetern für die Autobahn und ihre Rad- und Gehwege bereit. Der Bau der Brücke wurde von der Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen-Sterkrade übernommen. Die Neuenkamper Brücke war die letzte von der GHH errichtete Brücke. Sie wurde von beiden Ufern aus von 80 Arbeitern unter der Leitung des Ingenieurs Gerhard Fischer über knapp vier Jahre gebaut.

Konstruiert ist die Neuenkamper Brücke als zweihüftige Mittelträger-Schrägseilbrücke aus Stahl mit zwei begehbaren 50 Meter hohen Stahlpylonen in der Fahrbahnmitte. Die Schrägseile sind in zwölf Seilgruppen zu je neun Seilen aufgeteilt, wobei jedes einzelne Seil einen Durchmesser von 57 bis 83 Millimetern hat.

Die Spannweiten der 8-feldrigen Brücke betragen 46,8 m + 50,0 m + 45,0 m + 45,0 m + 350,0 m + 105,0 m + 60,0 m + 75,6 m. Den Querschnitt der Brücke bildet ein stählerner, durchlaufender, zweizelliger und 12,7 Meter breiter Hohlkasten mit einer Bauhöhe von 3,75 Metern, über dem der 36,3 Meter breite Fahrbahnträger aus einer orthotropen Platte weit auskragt. Seitlich des Hohlkastens werden je 8,1 Meter breite Streifen der Fahrbahnplatte mit Schrägstreben gegen die untere Kante des Hohlkastens abgestützt. Die 3,7 Meter breiten Geh- und Radwege sind freitragend angebaut.

Änderungen

Die Rheinbrücke Neuenkamp war für maximal 30.000 Kraftfahrzeuge pro Tag mit je zwei Fahrspuren und einer Standspur konzipiert worden. Die Entwicklung des Verkehrs auf den Autobahnen konnte offensichtlich niemand vorhersehen. Durch diesen Anstieg nahm der Verkehr auf der Rheinbrücke Neuenkamp auf rund 100.000 Fahrzeuge täglich zu, darunter 11.000 Lastkraftwagen. In dem gleichen Zeitraum wurden die zulässigen Achslasten der Lkw von 8 Tonnen auf 10 bzw. 11,5 Tonnen für angetriebene Einzelachsen angehoben.

1977 wurden erstmals die Fahrbahnübergänge ausgetauscht. In den Jahren 1996 bis 1998 und nochmal 2010 bis 2013 erfolgte eine Sanierung der Fahrbahnplatte wegen aufgetretener Risse.

Wegen der Zunahme des Verkehrs wurde die Rheinbrücke Neuenkamp auf sechs Spuren ausgebaut, indem die Standspur zur Fahrspur umgewandelt wurde, so dass die schweren Lastkraftwagen am äußersten Rand der noch durch Schrägstreben unterstützen Fahrbahnplatte fuhren. Die damit verbundene erhöhte Hebelwirkung vergrößerte die Auswirkungen auf die Brücke aus den größer gewordenen Lasten des zugenommenen Verkehrs. 2007 wurde wieder auf vier Fahrspuren zurückgebaut.

Sanierung 2004 bis 2006

Nach über dreißigjährigem Bestehen der Brücke wurde eine umfangreiche Sanierung notwendig, die rund sieben Millionen Euro Kosten verursachte. Sie begann 2004 und dauerte über etwa drei Jahre bis Ende 2006.

Besonders dringend wurde die Sanierung der Seilgruppen. Die Einzelseile jeder dieser Gruppen waren gegen Korrosion lackiert, rieben sich aber durch die Belastungen der Brücke aneinander, so dass der Schutzlack mit den Jahren beschädigt wurde. Sehr aufwändig musste man die neun Seile jeder Seilgruppe spreizen und brachte Abstandhalter ein. Nun bekam jedes einzelne Seil eine vor Korrosion schützende Lackschicht. Diese nun gespreizten Seilgruppen können jetzt besser durch eine einfache Sichtprüfung kontrolliert werden.

Parallel zu den Seilarbeiten wurden die im Jahr 1990 instandgesetzten Überbaudehnfugen durch moderne, lärmärmere Fugen ersetzt. Schließlich wurde noch die Fahrbahndecke teilweise, und im August 2007 komplett erneuert. Seitdem ist die Brücke wieder vierspurig.

Sanierung 2014 bis 2015

Zehn Jahre nach der genannten Sanierung wurde eine weitere nötig. An manchen Wochenenden führte sie zur Sperrung des Schwerlastverkehrs, um die nötigen Schweißarbeiten im Unterbau ohne Belastung von oben durchführen zu können. So war die Brücke in Fahrtrichtung Essen im Sommer 2015 für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zeitweise gesperrt aufgrund von Brückenschäden ähnlich denen an der Rheinbrücke Leverkusen bei Köln. In Fahrtrichtung Niederlande war sie immer wieder zeitlich eingeschränkt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Mittelfristig kann die Brücke durch laufende Überwachungs- und Instandhaltungsmaßnahmen noch erhalten werden, längerfristig ist der Ersatz durch einen Neubau erforderlich.

Zeitweise Sperrung 2017

Am 2. August 2017 musste die Brücke wegen eines bei einer Routineprüfung festgestellten Risses in der Seilverankerung voll gesperrt werden. Fußgänger und Radfahrer durften die Brücke weiterhin nutzen. Die Sperrung wurde am 17. August wieder aufgehoben, allerdings wird die Brücke ab sofort unter ständiger und täglicher Beobachtung bleiben.

Einschränkung durch Wiegeanlage seit 2018

Da die Brücke insbesondere durch schwere Lastkraftwagen hoch belastet ist und die jetzige Konstruktion dem nur noch bedingt standhält, wurde die Brückenfahrt für Fahrzeuge über 40 Tonnen Gesamtgewicht bzw. mehr als 11,5 Tonnen Achsgewicht durch eine Mess- und Wiegeeinrichtung verhindert. Dazu ist in den Wiegeanlagen eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h angeordnet, so dass die LKW während der Fahrt gewogen werden und zu schwere Wagen durch eine Ampel- und Schrankenanlage auf eine Ausweichfläche geleitet werden können. Dort findet ein rechtskräftiges Nachwiegen durch die Polizei und das Bundesamt für Güterverkehr statt. Seit 9. November 2018 ist die Anlage in West-Ost-Richtung und seit 30. Mai 2019 auch in Ost-West-Richtung in Betrieb. Sie wurde ähnlich gestaltet wie die an der Rheinbrücke Leverkusen.

Neubau ab 2019

Der Baubeginn war für 2020 geplant, konnte jedoch aufgrund frühen Baurechts und schneller Ausschreibeverfahren früher beginnen. Das Planfeststellungsverfahren begann im Dezember 2017, woraufhin der Planfeststellungsbeschluss durch die Bezirksregierung Düsseldorf am 10. März 2019 rechtskräftig war. Die Ausschreibung der Baumaßnahmen erfolgte im Anschluss. Die Planung und Durchführung wird von der Deges geleitet. Die Gesamtkosten werden mit rund 365,5 Millionen Euro angegeben und vom Bund übernommen.

Am 16. Dezember 2019 erfolgte der erste Spatenstich durch den Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, und den damaligen nordrhein-westfälischen Verkehrsminister Hendrik Wüst für den achtspurigen Brückenneubau, der aus zwei parallel verlaufenden Brückenteilen, für jede Fahrtrichtung eine Brücke, bestehen wird. Die Brücke wird 802 Meter Länge und 68,25 Meter Gesamtbreite haben. Damit und mit einem Pfeilerabstand von 380 Metern wird sie die größte Schrägseilbrücke Deutschlands sein. Sie soll eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren haben. Dabei wird berücksichtigt, dass man bis zum Jahr 2030 mit einem Anstieg des Verkehrs auf 126.500 Fahrzeuge täglich rechnet. Auch wird es beidseitig 2,67 Meter breite neue Rad- und Fußwege über die Brücke geben, die durch eine 6,5 Meter hohe Schutzwand vom Kraftfahrzeugverkehr getrennt werden.

Zunächst wird südlich der alten Brücke das erste Teilbauwerk für die Fahrtrichtung nach Osten gebaut, dessen Fertigstellung für das Jahr 2023 geplant ist. Der Verkehr, der bis dahin auf der alten Brücke weiterläuft, wird dann auf den neuen Brückenteil sechsspurig verlegt mit drei Spuren je Fahrtrichtung.

Damit wird 2023 der Abriss der alten Brücke beginnen. Voraussichtlich wird das nördliche zweite Brückenteil bis 2026 fertiggestellt. Infolge wird das erste südliche Teilbauwerk über eine Distanz von rund 14 Metern in seine endgültige Position verschoben. Schließlich wird jedes Teilbauwerk über vier Fahrspuren verfügen. Dazu soll die A 40 auf 3,5 Kilometern Länge zwischen den Anschlussstellen Duisburg-Homberg und Duisburg-Häfen bei laufendem Verkehr auf acht Fahrspuren angepasst werden.

Im Januar 2021 wurde bekannt, dass über die neue Rheinbrücke der Radschnellweg Ruhr (RS1) Richtung Moers weitergeführt werden soll. Hierzu ist geplant, den Radweg an der nördlichen Seite der Brücke auf eine Breite von vier Metern zu vergrößern.

Einzelnachweise

  1. Manuelle Straßenverkehrszählung 2010. (PDF) Bundesanstalt für Straßenwesen, abgerufen am 28. Februar 2016.
  2. 1 2 Pressemeldung des Ministeriums für Verkehr des Landes Nordrhein Westfalen: Feierlicher Spatenstich (PDF); abgerufen am 17. Dezember 2019
  3. 1 2 3 Anika Bloemers, Rosali Kurtzbach: Eine neue Rheinquerung für die Region; In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 16. Dezember 2019
  4. D. I. E. ZEIT (Archiv): "Das Ding ist hochpolitisch" Und zur Technik kommt Kunst. In: Die Zeit. 27. November 1970, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 13. April 2019]).
  5. Holger Svensson: Schrägkabelbrücken. 40 Jahre Erfahrung weltweit. Ernst & Sohn, Weinheim 2011, ISBN 978-3-433-02977-0, S. 76
  6. Karlheinz Roik, Gert Albrecht, Ulrich Weyer: Schrägseilbrücken. Ernst, Verlag für Architektur und technische Wissenschaften, Berlin 1986, ISBN 3-433-00924-4, S. 26
  7. 1 2 3 A40: Rheinbrücke Neuenkamp muss langfristig erneuert werden. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2023. Suche in Webarchiven.) auf Strassen.NRW.de
  8. Entwicklung der Fahrleistungen aller Kfz in Deutschland. (Memento des Originals vom 18. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf ADAC.de
  9. Schematische Darstellung der Verkehrszunahme auf den Autobahnen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2023. Suche in Webarchiven.)
  10. § 34 StVZO
  11. 1 2 Riss entdeckt: Vollsperrung der A40-Rheinbrücke-Neuenkamp. Abgerufen am 31. Januar 2023. Pressemitteilung des Landesbetriebs Straßenbau NRW vom 2. August 2017 (Abruf: 2. August 2017).
  12. Duisburg - Rheinbrücke der A40 voll gesperrt – Riss in der Seilverankerung. In: Kölner Stadtanzeiger, 2. August 2017 (Abruf: 2. August 2017).
  13. Pressemitteilung. Abgerufen am 31. Januar 2023. des Landesbetriebs Straßenbau NRW vom 9. August 2017 (Abruf: 10. August 2017): Verkehrsminister Hendrik Wüst: Sperrung der Rheinbrücke Neuenkamp wird nächste Woche aufgehoben.
  14. RP-Online: A40-Rheinbrücke bei Duisburg: So funktioniert die Lkw-Waage (Abruf: 13. Mai 2020 bei youtube)
  15. Pressemitteilung (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2023. Suche in Webarchiven.) des Landesbetriebs Straßenbau NRW, ohne Datum, wird ständig aktualisiert, abgerufen am 9. April 2019: A40: Rheinbrücke Neuenkamp muss langfristig erneuert werden.
  16. Visualisierung des geplanten Neubaus der Rheinbrücke Neuenkamp durch die DEGES (Abruf: 13. Mai 2020 bei youtube)
  17. Pressemitteilung der Landesregierung Nordrhein Westfalen: Radschnellweg wird über die Rheinbrücke Neuenkamp verlängert (Abruf: 23. Dezember 2021)
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