Richard Helmer (* 14. Dezember 1939; † 23. Januar 2010) war ein deutscher Anthropologe.

Richard Helmer wurde 1969 in Kiel promoviert mit einer Arbeit über Möglichkeiten und Methoden der zellkernmorphologischen Geschlechtserkennung an Körpergeweben und Sekretspuren. Im Jahr 1981 erfolgte ebenfalls in Kiel seine Habilitation mit einer Untersuchung über die Schädelidentifizierung durch elektronische Bildmischung. In Kiel war Helmer Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinikabteilung für Rechtsmedizin. Im Jahre 1990 nahm er den Ruf auf die Professur für Experimentelle Rechtsmedizin an die Universität Bonn an. Er trat mit Ablauf des Monats August 2003 in den Ruhestand.

Helmer war in Deutschland der führende Experte in der forensischen Gesichtsrekonstruktion. Er erarbeitete dazu 34 Messpunkte am Schädel samt der jeweils anzusetzenden Dicke der Weichteilschichten. Die 34 Identifizierungspunkte gelten für alle Altersgruppen und beide Geschlechter. Die einzelnen Punkte werden nach Festlegung der jeweiligen Dicke der Weichteilschicht entlang der Schädelkonturen mit Tonstreifen verbunden. Anschließend werden die Lücken zwischen den Streifen ausgefüllt und das rekonstruierte Gesicht erhält seine Form. Die Methode führte zur Aufklärung zahlreicher Verbrechen.

Helmer fertigte 1983 eine Gesichtsrekonstruktion von der Moorleiche von Windeby an. Er war 1985 in Brasilien und konnte beweisen, dass der vermisste Naziarzt Josef Mengele tot ist. Er konnte mit Hilfe der Superimpositionstechnik den Schädel von Mengele bestimmen, indem er ältere Aufnahmen von Mengele mit der Aufnahme des zu identifizierenden Schädels zur Kongruenz bringen konnte. Seine Ergebnisse wurden 1992 durch eine DNA-Analyse bestätigt. Er bildete den Kopf des mittelalterlichen Herrschers Heinrichs IV. nach. Die Kopfrekonstruktion wurde anlässlich Heinrichs 900. Todestag im Mai 2006 in Speyer vorgestellt. Er starb im Januar 2010 und ist auf dem Parkfriedhof Eichhof in Kiel begraben.

Schriften

  • Möglichkeiten und Methoden der zellkernmorphologischen Geschlechtserkennung an Körpergeweben und Sekretspuren (= Arbeitsmethoden der medizinischen und naturwissenschaftlichen Kriminalistik. Bd. 9). Schmidt-Römhild, Lübeck 1970. (Zugleich: Kiel, Universität, Dissertation, 1969).
  • Schädelidentifizierung durch elektronische Bildmischung. Zugleich ein Beitrag zur Konstitutionsbiometrie und Dickenmessung der Gesichtsweichteile (= Kriminalistik. Wissenschaft & Praxis. Bd. 16). Kriminalistik-Verlag, Heidelberg 1984, ISBN 3-7832-0883-1 (Zugleich: Kiel, Universität, Habilitations-Schrift, 1981).

Anmerkungen

  1. Richard Helmer: Identifizierung der Leichenüberreste des Josef Mengele. In Archiv für Kriminologie 177 (1986), S. 129–144.
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