Richard Pudor (* 21. Juni 1875 in Dresden; † 14. April 1950 in Leipzig) war ein deutscher Kaufmann und Politiker (SPD, ASPD, DDP, LDPD).
Leben
Richard Pudor wurde als Sohn von Friedrich Pudor, dem Leiter des Königlichen Konservatoriums in Dresden, geboren. Er hatte zahlreiche Geschwister, nämlich den Pionier der Freikörperkultur Heinrich Pudor, den Kaufmann Ottomar Max, den sächsischen Generalmajor Friedrich und den Rechtsanwalt Wilhelm.
Er war über mehrere Jahrzehnte hinweg in Leipzig als Messeunternehmer tätig. Er ließ drei Messehäuser in der Innenstadt errichten: zunächst 1898 den Reichshof, 1906 folgte das Hansa-Haus und 1913 der Dresdner Hof.
Neben seinen unternehmerischen Aktivitäten war Pudor auch politisch tätig. Von 1920 bis 1923 saß er für die SPD im Sächsischen Landtag. Am 21. Oktober 1923 verzichtete er offiziell wegen „Arbeitsüberlastung“ auf sein Mandat. Der eigentliche Grund für den Rücktritt lag aber in seiner Ablehnung der Zusammenarbeit mit der KPD, nachdem er bereits zwei Jahre zuvor der Vereinigung der SPD mit der USPD kritisch gegenübergestanden hatte. Im Juni 1926 trat Pudor der während des Sachsenkonflikts entstandenen Alten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (ASPD) bei. Später schloss er sich der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei bzw. der Deutschen Staatspartei an.
Während der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte sich Pudor an dem liberalen Widerstandskreis Robinsohn-Strassmann-Gruppe und verbrachte einige Zeit im Gefängnis und im KZ Sachsenhausen.
Im Juli 1945 gehörte Pudor zu den Mitunterzeichnern eines Aufrufs zur Gründung der Demokratischen Partei Deutschlands (DPD), die eine gemeinsame Partei von christlichen und liberalen Demokraten sein sollte. Nachdem die Sowjetische Militäradministration in Deutschland die Bildung einer einheitlichen bürgerlichen Partei nicht genehmigte, schloss er sich zusammen mit der Mehrheit der Leipziger DPD-Gründer der Liberal-Demokratischen Partei an und war bis zu seinem Tod 1950 einer ihrer führenden Vertreter in der Stadtverordnetenversammlung.
Literatur
- Richard Pudor zum Gedächtnis. Alice Pudor, Leipzig 1950
Weblinks
- Biografie von Richard Pudor. In: Wilhelm H. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)
- Pudor, Richard. In: Historische Protokolle des Sächsischen Landtages. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, abgerufen am 10. Februar 2020.
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Leipzig: Bestand 20986 Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof, Leipzig
- ↑ Mitteilung in der 62. Sitzung am 23. Oktober 1923, Verhandlungen des Sächsischen Landtages (2. Wahlperiode), S. 1759–1760. Gelegentlich wird in der Literatur fälschlicherweise angegeben, dass er von 1923 bis 1933 Mitglied des Sächsischen Landtags gewesen sei, so auch in der Trauerrede von Prof. Dr. Alex Richter. In: Richard Pudor zum Gedächtnis. Alice Pudor, Leipzig 1950 (unpaginiert).
- ↑ Mike Schmeitzner: Alfred Fellisch 1884–1973. Eine politische Biographie (= Geschichte und Politik in Sachsen. Band 12). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2000, ISBN 3-412-13599-2, S. 252.
- ↑ Mike Schmeitzner: Alfred Fellisch 1884–1973. Eine politische Biographie (= Geschichte und Politik in Sachsen. Band 12). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2000, ISBN 3-412-13599-2, S. 214.
- ↑ Biografie von Richard Pudor. In: Wilhelm H. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)
- ↑ Horst Sassin: Liberale im Widerstand. Die Robinsohn-Strassmann-Gruppe 1934–1942. Hamburg 1993 (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 30), ISBN 3-7672-1188-2, S. 400 sowie Trauerrede von Prof. Dr. Alex Richter. In: Richard Pudor zum Gedächtnis. Alice Pudor, Leipzig 1950 (unpaginiert). Bei Martin Schumacher: MdL, das Ende der Parlamente 1933 und die Abgeordneten der Landtage und Bürgerschaften der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus: Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933–1945. Ein biographischer Index. Droste Verlag, Düsseldorf 1995, wird Pudor nicht erwähnt.
- ↑ Ekkehart Krippendorff: Die Gründung der Liberal-Demokratischen Partei in der Sowjetischen Besatzungszone 1945. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 1960 Heft 3, S. 290–309, Aufruf S. 308–309.
- ↑ Ekkehart Krippendorff: Die Gründung der Liberal-Demokratischen Partei in der Sowjetischen Besatzungszone 1945. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 1960 Heft 3, S. 290–309, hier S. 299.