Richard Charles Rodgers (* 28. Juni 1902 in Queens, New York City; † 30. Dezember 1979 in New York City) war ein US-amerikanischer Komponist und die eine „Hälfte“ des berühmten Broadway-Songwriting-Duos Rodgers und Hart. Durch die Auszeichnung mit dem Emmy 1962 war er der Erste, der alle vier großen Preise der amerikanischen Unterhaltungsindustrie gewinnen konnte.

Leben und Werk

Richard Rodgers wurde in der Brandreth Avenue in Arverne im New Yorker Stadtbezirk Queens geboren. Seine Eltern waren der Arzt William Abraham Rodgers (eigentl. Rogazinsky, 1871–1948) und dessen Frau Marion „Mamie“ Rodgers geb. Levy (* 1872), die beide sehr musikalisch waren. Seine Großeltern, die die Oper liebten, nahmen ihren Enkel oft mit zum Broadway. Er wurde in diesen frühen Jahren von den Operetten von Victor Herbert und den Liedern von Jerome Kern beeinflusst.

Das Klavierspiel, insbesondere das Spielen nach Gehör und Improvisieren, erlernte er zunächst autodidaktisch. Später studierte er an der Columbia University und am Institute of Musical Art bei Henry E. Krehbiel und Percy Goetschius.

1918 oder 1919 lernte er den Texter Lorenz Hart an der Columbia University kennen, wo ihre langjährige Zusammenarbeit mit der Produktion von Studentenshows begann. Der erste Broadway-Erfolg war die Revue The Garrick Gaieties (1925) mit dem Hit Manhattan. Danach entwickelten sich Rodgers und Hart zu einem der produktivsten und erfolgreichsten Teams am Broadway. (Insgesamt entstanden aus dieser Zusammenarbeit fast 30 Bühnenmusicals sowie Filme und Verfilmungen ihrer Bühnenshows). Von 1931 bis 1935 arbeiteten sie in Hollywood für den Film. Blue Moon (aus Manhattan Melodrama (1934)) ist einer der populärsten Songs aus dieser Zeit. Nach ihrer Rückkehr nach New York schrieben sie einen Musical-Hit nach dem anderen – angefangen bei Jumbo (1935) und On Your Toes bis Pal Joey und By Jupiter. Anfang der 1940er Jahre kam es zu Differenzen zwischen den beiden, zudem hatte Hart große gesundheitliche Probleme. 1943 endete ihre Zusammenarbeit durch Harts frühen Tod.

Schon im selben Jahr begann Rodgers’ Zusammenarbeit mit Oscar Hammerstein II an dem Musical Oklahoma!. Viele der von Rodgers und Hammerstein geschaffenen Musicals gehören zu den bedeutendsten der Broadway-Geschichte: Carousel, das eines ihrer bekanntesten Lieder You’ll Never Walk Alone enthält, dann South Pacific, The King and I, Flower Drum Song und – ihr erfolgreichstes Musical The Sound of Music mit Liedern wie The Sound of Music, My Favorite Things oder Climb Every Mountain. Überdies gründeten sie eine Produktionsfirma, die außer den eigenen auch Stücke anderer produzierte wie z. B. Irving Berlins Annie Get Your Gun.

Einige der Musical-Lieder von Rodgers, der wie kein anderer Theaterkomponist der 1920er Jahre jazzbeeinflusste Rhythmen in seinen Lied-Kompositionen verwendete, wurden zu Jazz-Standards. (Seit der Swing- und Bebop-Ära war es häufige Praxis von Jazzmusikern, Refrains von Musical-Melodien als Grundlage ihrer Improvisationen zu nutzen). Zu diesen bekannten Kompositionen von Rodgers gehören auch My Romance aus dem Musical Jumbo (1935) und Have You Met Miss Jones? aus dem Musical I’d Rather Be Right (1937).

Nach dem Tode Hammersteins 1960 fuhr Rodgers fort, für die Bühne zu schreiben, allerdings mit unterschiedlichen Liedtextern. Insgesamt waren die Stücke in dieser Periode jedoch weniger erfolgreich, was einerseits an einem gewandelten Musikgeschmack lag, andererseits daran, dass Rodgers keinen ihm entsprechenden Partner mehr fand. Das 1995 veröffentlichte Album Timeless Favourites wurde im UK mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.

In seinen letzten Jahren erkrankte der Komponist an Kehlkopfkrebs, der ihm die Stimme nahm. Richard Rodgers starb 1979 im Alter von 77 Jahren in seiner Heimatstadt. Seine Tochter Mary Rodgers (1931–2014) war ebenfalls eine namhafte Musical-Komponistin.

1955 wurde er in die American Academy of Arts and Letters gewählt.

Rodgers komponierte auch die Begleitmusik zu einer Film- und Fernsehdokumentation (1952) und die Musik zu einer Fernsehserie (1960).

Werke

Zusammen mit Lorenz Hart

Shows – Musicals und Musical Revues

  • 1925: The Garrick Gaieties
  • 1925: Dearest Enemy
  • 1926: The Girl Friend
  • 1926: Peggy-Ann
  • 1926: Betsy
  • 1927: A Connecticut Yankee
  • 1927: One Dam’ Thing After Another (enthält My Heart Stood Still)
  • 1928: She’s My Baby
  • 1928: Present Arms – Verfilmung 1930 (Titel: Leathernecking)
  • 1928: Chee-Chee
  • 1929: Spring Is Here – Verfilmung 1930
  • 1929: Heads Up – Verfilmung 1930
  • 1930: Simple Simon
  • 1931: America’s Sweetheart
  • 1932: Schönste, liebe mich
  • 1935: JumboVerfilmung 1962
  • 1936: On Your Toes (enthält das Jazzballett Slaughter On Tenth Avenue) – Verfilmung 1939
  • 1937: Babes in ArmsVerfilmung 1939
  • 1937: I’d Rather Be Right
  • 1938: I Married an Angel – Verfilmung 1942
  • 1938: The Boys from SyracuseVerfilmung 1940
  • 1939: Too Many GirlsVerfilmung 1940
  • 1940: Higher and Higher – Verfilmung 1943
  • 1940: Pal JoeyVerfilmung 1957
  • 1942: By Jupiter

Filmarbeiten

  • 1931: The Hot Heiress
  • 1932: The Phantom President
  • 1932: Love Me Tonight
  • 1933: Hallelujah, I’m A Bum
  • 1934: Die lustige Witwe (The Merry Widow)
  • 1941: They Met In Argentina

Zusammen mit Oscar Hammerstein II

Shows – Musicals

Filmarbeiten

Nach Oscar Hammersteins Tod

Shows – Musicals

  • 1962: No Strings – Text: Richard Rodgers
  • 1965: Do I Hear A Waltz? – Text: Stephen Sondheim
  • 1970: Two by TwoText: Martin Charnin
  • 1976: Rex – Text: Sheldon Harnick
  • 1979: I Remember Mama – Text: Martin Charnin

Filmarbeiten

  • 1967: Androcles and the Lion – Fernsehfilm

Filme über Rodgers und seine Partner

über Rodgers
  • Richard Rodgers: The Sweetest Sounds (PBS Series: American Masters Fernsehdokumentation – USA 2001)
über Rodgers & Hart
über Rodgers & Hammerstein

Auszeichnungen

  • 1944: mit Oscar Hammerstein: Pulitzer-Preis für das Musical Oklahoma
  • 1946: Oscar für den Song It Might as Well Be Spring aus dem Film Jahrmarkt der Liebe (State Fair)
  • 1949: Tony Award für das Musical South Pacific für das beste Musical und für die beste Musik (Score/Partitur)
  • 1950: mit Oscar Hammersein: Pulitzer-Preis für das Musical South Pacific
  • 1952: Tony Award für das Musical The King and I für das beste Musical und für die beste Musik (Score/Partitur)
  • 1955: Beginn der Mitgliedschaft im National Institute of Arts and Letters
  • 1956: Tony Award für den Film The King and I für die beste Filmmusik (Score/Partitur)
  • 1958: Oscar für den Film South Pacific für die beste Filmmusik (Score/Partitur)
  • 1960: Tony Award für das Musical The Sound Of Music für das beste Musical und für die beste Musik (Score/Partitur)
  • 1960: Grammy Award für das Musical The Sound Of Music für das beste Musical Show Album (Musikaufnahme)
  • 1962: Tony Award für das Musical No Strings für die beste Musik (Score/Partitur)
  • 1966: Oscar für die beste Filmmusik zum Film Meine Lieder – meine Träume

Rodgers ist Ehrendoktor zahlreicher amerikanischer Universitäten.

Literatur

  • Meryle Secrest: Somewhere for Me: A Biography of Richard Rodgers. Knopf, New York 2001, ISBN 0-375-40164-4.
  • Rolf Tönnes: Jazz Classics for Classical Guitar: Richard Rodgers: My Favorite Things, Have you met Miss Jones?, My Romance, My Funny Valentine. Schott, Mainz usw. 1996 (= Edition Schott. 8384), insbesondere S. 15 f. (Biographie und Hinweise).
Commons: Richard Rodgers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurzbiographie
  2. Kurzbiographie
  3. Rolf Tönnes: Jazz Classics for Classical Guitar: Richard Rodgers. Schott, Mainz usw. 1996, S. 15.
  4. www.britannica.com.
  5. Rolf Tönnes: Jazz Classics for Classical Guitar: Richard Rodgers. Schott, Mainz usw. 1996, S. 15.
  6. Rolf Tönnes: Jazz Classics for Classical Guitar: Richard Rodgers. Schott, Mainz usw. 1996, S. 15.
  7. Rolf Tönnes: Jazz Classics for Classical Guitar: Richard Rodgers. Schott, Mainz usw. 1996, S. 4 und 15 f.
  8. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK
  9. Mary Rodgers – Broadway Composer Mary Rodgers Dies At 83
  10. Members: Richard Rodgers. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 22. April 2019.
  11. Rolf Tönnes: Jazz Classics for Classical Guitar: Richard Rodgers. Schott, Mainz usw. 1996, S. 15 (zitiert).
  12. One Dam Thing After Another. In: ovrtur.com. 2023, abgerufen am 3. Januar 2023 (englisch).
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