Das Rittergut Golzow war ein landtagsfähiges Rittergut in Golzow, wurde in der DDR zur LPG Golzow und wird heute als privater Landwirtschaftsbetrieb geführt. Ort und Gut sind durch den Dokumentarfilm Die Kinder von Golzow bekannt.

Rittergut Golzow

1731 wurde das bestehende Vorwerk in ein landtagsfähiges Rittergut umgewandelt. Der Besitzer war damit zum Besuch des Kommunallandtag der Kurmark berechtigt. Ab 1815 war das Gut im Besitz der Familie Rehfeld (erster Eigentümer war Johann Philipp Rehfeld). Am 2. April 1917 kaufte Heinrich Wertheimer, ein jüdischer Kaufmann, das Rittergut. Er hatte bereits 1916 das Gut Altranft gekauft, es aber noch im selben Jahr an Carl Eschenbach weiterverkauft. Wertheimer betrieb die Landwirtschaft nicht selbst, sondern beauftragte einen Verwalter. Der Kaufpreis des Gutes mit damals 975 ha betrug 2,85 Millionen Mark. Im Jahr 1928 verfügte das Gut über 967 Hektar und umfasste auch Speicher, Schrotmühle, Brennerei, Schmiede, Gärtnerei und Zuckerfabrik.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh Wertheimer nach England. Über seinen Bevollmächtigten Sally Cramer verkaufte er 1933 und 1934 das Rittergut Golzow an den Kreis Lebus und die Siedlungsgesellschaft „Eigene Scholle“ für 2,85 Millionen Reichsmark.

1937 musste Günther Graf von der Schulenburg-Wolfsburg den 2000 ha umfassenden Stammsitz seiner Familie verkaufen, da dort die KdF-Wagen-Werke erbaut wurde. Vom Kaufpreis erwarb er unter anderem auch das Rittergut Golzow mit etwa 575 ha bestem Boden.

Das Herrenhaus des Rittergutes, die Kirche und dreiviertel der Gebäude des Ortes wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, als die Rote Armee am 14. April 1945 den Ort besetzte.

LPG Golzow

In der SBZ wurde das Rittergut enteignet. Am 21. Oktober 1952 wurde die LPG „Einheit“ (Typ I) mit 10 Mitgliedern und zunächst 56 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche gegründet. Im Jahr 1960 wurde Golzow vollgenossenschaftlich (LPG Typ III). Die LPG „Einheit“ bewirtschaftet nun 1550 ha Land und hatte 242 Mitglieder. Bis 1965 wuchs die LPG „Einheit“ auf 412 Mitglieder und 1616 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. bewirtschaften. Im Jahr 1973 wurde eine kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) gebildet, die 1975 als LPG Pflanzenproduktion „Einheit“ abgetrennt wurde und am 4. April 1975 in LPG „30. Jahrestag des Sieges“ umbenannt. Diese betrieb Getreideanbau, Gemüseanbau (900 ha) und den Anbau Feldfutter für die Tierproduktion.

Die LPG Golzow war ein Vorzeigebetrieb des DDR-Regimes. Am 31. Mai 1984 besuchte der nordkoreanische Diktator Kim Il Sung die LPG Golzow und war einer von vielen prominenten Staatsgästen, die das landwirtschaftliche Vorzeigeunternehmen in der DDR besichtigten. Langjähriger Vorsitzender der LPG war der Golzower Arthur Klitzke (1925–2008), der den Aufstieg der Golzower LPG zum Musterbetrieb maßgeblich vorantrieb. Sein Nachfolger wurde Manfred Großkopf, der bis 2012 Geschäftsführer war.

Am 27. September 1984 zeichnete Willi Stoph die LPG Golzow mit dem Karl-Marx-Orden aus.

Nachnutzung

Landwirtschaft Golzow Betriebs-GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1993
Sitz Golzow (Oderbruch), Deutschland
Leitung Detlef Brauer
Branche Landwirtschaft

Aus der ehemaligen Vorzeige-LPG Golzow ging die Landwirtschaft Golzow Betriebs-GmbH nach der Wende hervor. Diese ist der größte landwirtschaftliche Betrieb im östlichen Brandenburg, bewirtschaftet rund 7000 Hektar und baut rund 350 Hektar Freilandgemüse an. Der Unternehmenssitz befindet sich in Golzow (Oderbruch), Landkreis Märkisch-Oderland.

Die Landwirtschaft Golzow war 2005 mit rund 2 Mio. Euro der zweitgrößte EU-Subventionsempfänger in Brandenburg. Größte Empfänger waren 2005 die Berliner Stadtgüter mit rund 4 Mio. Euro. Insgesamt erhielten im Land Brandenburg 22 Unternehmen Zahlungen von über 1 Mio. Euro.

2012 wurde die Odega e. G. aus Letschin mit 65 % Mehrheitsgesellschafter der Landwirtschaft Golzow GmbH & Co KG.

Betriebsstätten befinden sich neben dem Hauptsitz in Golzow, in den Nachbarorten Sachsendorf, Rathstock, Alt Tucheband und Reitwein.

Commons: LPG Golzow (Oderbruch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Klaus Vetter, Helga Ochs, Eckhard Ochs, Simone Uebelhack, Anneliese Kunze: 700 Jahre Golzow 1308–2008, Golzow 2008, S. 29f.

Einzelnachweise

  1. Wie aus Kindern Erwachsene wurden, Welt Online vom 6. April 2008
  2. Golzows Kinder sind erwachsen, Berliner Morgenpost vom 8. Februar 2008
  3. Interview mit Gudrun Klitzke (Memento des Originals vom 6. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Reichelts Geschichtsstunde in Golzow, Märkische Oderzeitung vom 2. März 2009
  5. Auch Brandenburg veröffentlicht größte Prämienempfänger, Top Agrar Online vom 21. November 2007

Koordinaten: 52° 34′ 19,8″ N, 14° 29′ 26,5″ O

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