Das Rittergut Sagisdorf, heute in Halle (Saale) gelegen, war Sitz der Adelsgeschlechter von Steinfurt, von Dieskau, von Rauchhaupt und von Werder.

Lage

Das Rittergut Sagisdorf befand sich in Reideburg, das heute Ortsteil von Halle im Süden des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ist.

Geschichte

Erwähnt wird das Rittergut im 14. Jahrhundert, als Besitzer Henning von Steinfurt den Albrecht von Dieskau erschlug. Bei der Versöhnung beider Familien im Jahre 1358 wurde Sagisdorf von Erzbischof Otto der Familie Conrad von Dieskau übertragen. Nachfolgend übernimmt die Familie von Rauchhaupt. Im Jahre 1448 findet Hans von Rauchhaupt auf Sagisdorf als Zeuge in einem Rechtsstreit Erwähnung. 1476 übernahm Hans (von) Rauchhaupt zu Hohenthurm das Rittergut Sagisdorf. Die heutige genealogische Fachliteratur führt des Weiteren Christoph von Rauchhaupt und seine Frau Margarethe von Börstel-Westeregeln als Urahnen aller heutigen Nachfahren der Familienlinien Höhnstedt und Trebnitz und als Besitzer von Höhnstedt, Sagisdorf sowie Mintinhaber von Trebnitz und Hohenthurm auf, etwa Ende des 16. Jahrhunderts. Auf Sagisdorf folgen dann Thimo von Rauchhaupt-Höhnstedt (1590–1638) und dessen Sohn Gustav Volrad (um 1625–1685). Anteile gehörten aber parallel Thimo Volrad von Rauchhaupt-Trebnitz (um 1594–1625). Der Besitz wechselte wohl mehrmals zwischen den teils verschwägerten Familien von Rauchhaupt und von Werder. So fand 1808 die Vermählung der Wilhelmine von Rauchhaupt-Trebnitz mit Herrn Louis von Werder auf Sagisdorf und preußischer Major statt. Auch Luise von Rauchhaupt war mit einem Herrn Bruno von Werder liiert. Dieser Bruno von Werder wird Mitte des 19. Jahrhunderts in den zeitgleich in Mode kommenden Übersichten der Rittergüter als Eigentümer des Besitzes Sagisdorf genannt, war königlich preußischer Forstmeister zu Frankfurt a. O., und Rechtsritter des Johanniterordens.

Im Jahre 1922 weist das Güter-Adressbuch der Provinz Sachsen einen Umfang von 92 ha Land aus. Geführt wurde es jener Zeit von der Gutsfrau Anna von Werder, geborene von Frantzius. Sie blieb im Osten und lebte nach dem Krieg in Halle a. S. Ihr Sohn Hans Klaus von Werder, der letzte Besitzer vor 1945, machte aus dem 70 Hektar großen Gut einen blühenden landwirtschaftlichen Betrieb, der die Städte Halle/Saale und Leipzig mit Edelobst und Frühgemüse versorgte. Hier wurden auch über ein Hektar Fläche unter beheizte Gewächshäuser gelegt.

Die Familie von Werder wurde 1945 enteignet. Das Gut Sagisdorf diente kurzzeitig der Roten Armee als Unterkunft. Danach wurde es von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten bezogen. Mitte 1952 wurde laut Parteikonferenz der SED das gesamte Gelände als LPG genutzt; das Gutshaus wurde Landeslupusheilstätte der Universitätshautklinik Halle-Wittenberg. Seit Juni 1962 war in dem Gutshaus die Reha-Stätte der Universitäts-Orthopädieklinik Halle untergebracht. Der Verfall der Anlage schritt trotz Nutzung beständig fort. 1992 zog die Klinik aus. Das Gebäude steht seitdem leer.

Nach der Wende wurden die umliegenden Remisen und Stallungen abgerissen. Vom Rittergut übrig blieb lediglich das Gutshaus sowie der 2,5 Hektar große Park, der 1992 von der Stadt Halle unter Landschaftsschutz gestellt wurde. Alle anderen Flächen wurden als Bauland ausgewiesen und mit Einfamilienhäusern bebaut. Das Gutshaus wurde im April 2014 abgerissen und das Gelände wurde mit Einfamilienhäusern bebaut.

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Literatur

  • Wolfgang von Werder: Geschichte des märkisch-magdeburgischen Geschlechts von Werder 3. Band, Verlag für Sippenforschung C. A. Starke, Görlitz 1937.

Einzelnachweise

  1. Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici et Nudzici, Oder Ausführliche diplomatisch=historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Erz=Stifft, nunmehr aber durch den westphälischen Friedens=Schluß sekularisierten Herzogthum Magdeburg gehörigen Saal=Kreyses, Und aller darinne befindlichen Städte, Schlösser, Aemter, Rittergüter, adelichen Familien, Clöster, Pfarren und Dörffer, Insbesondere der Städte Halle, Neumarkt, Glaucha, Wettin, Lobegün, Cönnern und Alsleben; Aus Actis publicis und glaubwürdigen Nachrichten mit Fleiß zusammen getragen, Mit vielen ungedruckten Documenten bestärcket. Zweyter Theil, Part. Spec. P. III. Von denen Prälaten=Ritter und Frey=Gütern. Gedruckt und verlegt bei Emanuel Schneider, Halle 1750, S. 950 (google.de [abgerufen am 14. November 2021]).
  2. Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. In: Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Standardwerk der Genealogie. Siebenter Band, Ossa - Ryssel. R. Friedrich Voigt`s Buchhandlung, Leipzig 1867, S. 360–361 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. November 2021]).
  3. Urkunden-Regesten zur Geschichte und Genealogie der Herren von Kotze. Nebst einer Einleitung in die Familien=Geschichte, kurzen Uebersicht derselben und des Familien-Grundbesitzes, Stamm-, Ahnen-, Wappen- und Siegeln-Tafeln, auch einer Ansicht des Schlosses Germersleben im 17. Jahrhundert und einem Register. In: Auf Veranlassung der Familie - G. A. v. Mülverstedt (Hrsg.): Familienchronik. Regesten. E. Baensch jun., Magdeburg 1866, S. 137 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. November 2021]).
  4. Walter von Hueck, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr von Lyncker und Ehrenkrook, Robert von Blumenthal, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1985. In: Dt. Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolge im GGH seit 2015. Band XVIII, Nr. 87. C. A. Starke, 1987, ISSN 0435-2408, S. 299–312 (d-nb.info [abgerufen am 14. November 2021]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1905. In: "Der Gotha", bis 1942 publiziert. Sechster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Rauchhaupt. Justus Perthes, Gotha 5. November 1904, S. 679–680 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. November 2021]).
  6. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgänger der Güter-Adressbücher. 1. Auflage. Provinz Sachsen. Saalkreis-Schweinitz. XIII. Saalkreis. Matrikel-Stand vom 27. März 1830. Im Selbstverlag des Autors, Berlin 1857, S. 356 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. November 2021]).
  7. Nachruf Forstmeister a. D. Bruno v. Werder, in: C. Herrlich: Wochenblatt der Johanniter-Ordens Balley Brandenburg, 1870, Nr. 43, in Commsission C. Behr (C. Bock), Verlag F. Heinicke, Berlin, den 26. Oktober 1870, S. 279.
  8. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. 1922. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und größeren Höfe der Provinz Sachsen. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerreinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer Halle a. S. nach amtlichen Angaben und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet. 3., völlig umgearbeitete und vermehrte Auflage. V. - Niekammer-Reihe für die Provinz Sachsen. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig April 1922, S. 194–198 (slub-dresden.de [abgerufen am 14. November 2021]).
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 1941. Teil A. Adelige Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: Vorletzte Ausgabe "des Gotha"; Nachfolge GHdA, GGH. 40. Jahrgang Auflage. Justus Perthes, Gotha 6. September 1940, S. 592 (d-nb.info [abgerufen am 14. November 2021]).
  10. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände und in Gemeinschaft mit dem Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA. Adelige Häuser A (Uradel), Nr. III. C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957, S. 509510 (d-nb.info [abgerufen am 14. November 2021]).

Koordinaten: 51° 29′ 17,8″ N, 12° 2′ 35,9″ O

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