Rokity | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Bytów | |
Gmina: | Czarna Dąbrówka | |
Geographische Lage: | 54° 20′ N, 17° 41′ O | |
Einwohner: | 548 (31. März 2011) | |
Postleitzahl: | 77-123 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | |
Kfz-Kennzeichen: | GBY | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW 211: Nowa Dąbrowa ↔ Sierakowice | |
Oskowo ↔ Jasień | ||
Eisenbahn: | kein Bahnanschluss | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Rokity (deutsch Groß Rakitt, kasch. Wieldżé Roczitczi) ist ein Kaschuben-Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) im Powiat Bytowski (Kreis Bütow).
Geographische Lage und Verkehrsanbindung
Rokity liegt in Hinterpommern, etwa 26 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Bytów (Bütow). Durch den Ort verläuft die Woiwodschaftsstraße 211, die Nowa Dąbrowa (Neu Damerow) an der polnischen Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) mit Żukowo (Zuckau) an der Landesstraße 20 verbindet.
Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die Station Helenenhof (heute polnisch: Kostroga) an der Bahnstrecke Lauenburg–Bütow (Lębork–Bytów). Zwischen 1920 und 1939 war die östliche Gemeindegrenze zugleich die deutsch-polnische Staatsgrenze (Polnischer Korridor).
Ortsname
Ältere Namensformen sind Rokitke (1377) und Rakitken (1601). Die polnische Ortsbezeichnung Rokity kommt noch einmal in der Woiwodschaft Westpommern vor.
Geschichte
Groß Rakitt war eines der ehemals adligen Güter in Hinterpommern. Bereits 1377 wird es urkundlich erwähnt. 1505 war es ein Pirchsches, später ein Münchowsches Lehen.
Von den Münchows ging Groß Rakitt nach mehrfachem Besitzerwechsel 1781 auf den Rittmeister Siegmund Adam von Wildberg über, in dessen Familienbesitz es bis 1835 blieb. Damals hatte es ein Vorwerk, fünf Bauern, zwei Halbbauern, vier Kossäten, einen Schulmeister, auf der Feldmark das Vorwerk Philippsruhe mit einer Schmiede und sechs anderen Katen – bei insgesamt 38 Feuerstellen.
Im Jahre 1861 erwarb Oberamtmann Zabel aus der Neumark Groß Rakitt. Die letzten Eigentümer waren dann 1893 Joachim Lüttke und dann die Landesbank AG. in Berlin. Groß Rakitt gehörte im Kreis Stolp neben einigen Ortschaften im Nordosten in der Nähe der Uferseen zu den wenigen Dörfern, in denen noch Kaschuben lebten; 1867 wurden im Kreisgebiet insgesamt 188 Kaschuben gezählt.
Am 14. Juni 1920 traf eine Kommission in Groß Rakitt ein, die die deutsch-polnische Grenze aufgrund des Versailler Vertrages festlegte. Es wurden durch die Grenzziehung neun Bauern ihr Besitz zerschnitten, ganz abgesehen von freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen vielen Familien.
Im Jahre 1910 zählte Groß Rakitt 363 Einwohner. 1933 betrug ihre Zahl 387, und 1939 waren es 314.
Bis 1945 gehörte Groß Rakitt zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Es war in den Amts- und Standesamtsbezirk Bochowke (1937–45 Hohenlinde, heute polnisch: Bochówko) eingegliedert und lag im Amtsgerichtsbereich Lauenburg in Pommern (Lębork).
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Groß Rakitt am 8. März 1945 von sowjetischen Truppen besetzt und bald nach Kriegsende zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Groß Rakitt wurde in Rokity umbenannt. Die Dorfbewohner wurden vertrieben.
Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 176 und in der DDR 59 aus Groß Rakitt vertriebene Dorfbewohner ermittelt.
Das Dorf war von 1945 bis 1954 Amtssitz der nach ihm benannten Landgemeinde Rokity, gehört aber heute zur Gmina Czarna Dąbrówka im Powiat Bytowski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stolp). Der Ort hat etwa 550 Einwohner.
Kirche
Pfarrkirche
Anlässlich einer Generalkirchenvisitation von 1891 wurde für Groß Rakitt der Bau einer Kirche beschlossen. Im Jahre 1907 konnte der Grundstein gelegt werden, und 1909 wurde der Bau der Kirche vollendet – als schlichter, aber ehrwürdiger Holz-Stein-Bau. Bis 1945 ein evangelisches Gotteshaus, wurde es dann zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Diese weihte es neu und gab ihm den Namen Kościół św. Andrzeja Boboli („St.-Andreas-Bobola-Kirche“).
Kirchspiel/Pfarrei
Das damals evangelische Kirchspiel Groß Rakitt wurde zum 1. April 1909 gegründet. Bis dahin bestand eine pfarramtliche Anbindung an Mickrow (heute polnisch: Mikorowo). Bereits ab 1894 waren für den Bereich des späteren Kirchspiels eigens Pfarrvikare entsandt worden, die zunächst in Kosemühl (Kozin), dann in Klein Rakitt (Rokitki) und später in Groß Rakitt wohnten. Mit der Errichtung eines Kirchspiels wurde auch eine Pfarrstelle eingerichtet.
Zum Kirchspiel Groß Rakitt, das dem Kirchenkreis Stolp-Altstadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet war, gehörten von 1909 bis 1945 die Orte:
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Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel Groß Rakitt 1455 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat oblag den staatlichen Behörden.
Sei 1945 leben überwiegend katholische Kirchenglieder im Gebiet des vormals evangelischen Kirchspiels. Der Ort blieb weiterhin Pfarrsitz, doch gehört die jetzige Pfarrei Rokity zum neugebildeten Dekanat Łupawa (Lupow) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen. Eine Filialkirche wurde in Jasień (Jassen) errichtet.
Zur Pfarrei gehören die Orte:
Heute in Rokity lebende evangelische Kirchenglieder gehören zum Pfarrsprengel der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, von wo aus noch bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts in Rokity Gottesdienste gehalten wurden. Nun jedoch ist der nächste Kirchort Lębork (Lauenburg in Pommern).
Pfarrer bis 1945
Zwischen 1894 und 1909 amtierten im späteren Kirchspiel Groß Rakitt als Pfarrvikare:
- August Theodor Frit Bock, 1894–1895
- Max Emil Oskar Kamrath, 1895
- Paul Emil Karl Lentz, 1895–1897
- Samuel Otto Bogislaw Plantiko, 1897–1900
- Wilhelm August Gotthilf Gabler, 1900–1901
- Otto Johannes Andreas Dibbelt, 1901–1905
- Otto Theodor Erich Sendler, 1906–1909
Ab 1909 amtierten in Groß Rakitt als Pfarrer:
- Otto Theodor Erich Sendler, 1909–1912
- Max Georg Juhr, 1912–1919
- Georg König, 1919–1929
- NN. Schneider, 1931–1933
- Wilhelm Rieck, 1933–1940
- Kurt Hübner, 1940–1945
Gegen Pfarrer Rieck, der hier seine erste Pfarrstelle versah, verfügte die Geheime Staatspolizei in Köslin am 29. Juni 1939 ein Aufenthaltsverbot für die Grenzkreise Stolp, Bütow, Lauenburg und Rummelsburg mit der Begründung, dass er den nationalsozialistischen Staat ablehne und zu den jüdischen Familie Tabor in Groß Rakitt Kontakt unterhalte. Rieck wurde daraufhin vom Konsistorium der Provinz Pommern in Stettin per 8. August 1940 aus dem Pfarramt entfernt.
Schule
Bereits zu Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Groß Rakitt einen Schulmeister. In der 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 75 Schulkinder. Die letzten deutschen Lehrer waren Paul Lemke und Wilhelm Nitz.
Literatur
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 542–545 (Ortsbeschreibung Groß Rakitt; PDF)
- Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen in Pommern von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2, Stettin 1912.
- Hans Glaser-Swantow: Das Evangelische Pommern. Teil 2, Stettin 1940.
- Alfred Dreyfeldt: An der deutsch-polnischen Korridorgrenze im Landkreis Stolp. In: Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 10 und 11.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 26. Juni 2017
- ↑ Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4.
- ↑ Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 545 (Ortsbeschreibung Groß Rakitt; PDF)