Roman Josef Cycowski (* 25. Januar 1901 in Tuszyn; † 9. November 1998 in Palm Springs, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Sänger polnisch-jüdischer Herkunft. Er sang den Bariton im Berliner Ensemble Comedian Harmonists und war später Chasan (Kantor) in einer Synagoge.

Leben

Cycowski wuchs im damals unter russischer Oberhoheit stehenden Łódź auf. Er begann schon früh, in der Synagoge zu singen.

Während des Ersten Weltkrieges lernte Cycowski von einem deutschen Offizier die deutsche Sprache. 1920 verließ Cycowski die nach dem Krieg wieder polnisch gewordene Stadt Łódź [wut͡ɕ], um in Deutschland zu leben. Nach einer ersten Anstellung als Sänger in der Synagoge von Beuthen wurde er von verschiedenen Theatern (Beuthen, Zoppot, Stralsunder Theater u. a.) als Chorsänger und für kleinere Partien engagiert. 1926 nahm er in Berlin ein Musikstudium auf. Seine Abneigung gegen Polen und der Verlust der polnischen Staatsbürgerschaft nach seiner Weigerung, Militärdienst zu leisten, hinderten ihn daran, seine Familie jemals zu besuchen. Später unterstützte er seine Eltern und Geschwister finanziell.

In Berlin lebte er anfangs von Ersparnissen aus seiner Zeit als Opernsänger, später sang er zu Stummfilmen in Kinos. Bei einem Engagement im Großen Schauspielhaus lernte er Ari Leschnikoff und Robert Biberti kennen. Über die beiden gelangte er Anfang 1928 zu den Comedian Harmonists. 1935 wurde das Ensemble wegen seiner jüdischen Mitglieder verboten. Gemeinsam mit Harry Frommermann und Erich A. Collin emigrierte Cycowski nach Wien. Von Wien und später von London aus gelang ihnen mit neuen Mitgliedern eine internationale Karriere. Unter dem Namen „Comedy Harmonists“ bereisten sie u. a. Australien, Südamerika und die Sowjetunion. In London heiratete Cycowski seine langjährige Freundin Maria/Mary Panzram, die – obwohl nichtjüdischen Glaubens – gemeinsam mit ihm emigriert war. 1940 verhinderte während einer Tournee durch die USA der deutsche U-Boot-Krieg die Ausreise des Ensembles, das sich angesichts einer zunehmend deutschfeindlichen Umgebung bald auflöste. Cycowski ließ sich 1941 in Los Angeles nieder. Er gründete einen Nightclub, ging jedoch bald bankrott.

Collin versuchte gemeinsam mit Harry Frommermann, ein neues Ensemble aufzubauen. Roman Cycowski sagte ihm jedoch ab. Das Projekt scheiterte.

Unter dem Eindruck des Todes seines Vaters, der in Łódź auf offener Straße erschlagen wurde, nahm er den Posten eines Kantors der orthodoxen Synagoge in Los Angeles an. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr er, dass drei seiner Geschwister dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer gefallen waren. Nur eine Schwester hatte in Auschwitz überlebt. 1947 wurde er Kantor des Temple Beth Israel in San Francisco. 1966 gab er zum hundertsten Geburtstag der Gemeinde Beth Israel das Oratorium „Queen Esther“ bei dem israelischen Komponisten Marc Lavry in Auftrag, bei dessen Uraufführung am 6. März 1960 im War Memorial Opera House er eine Rollen sang. 1971 gab er im Alter von 70 Jahren sein Amt als Kantor auf und zog mit seiner Frau nach Palm Springs. Dort übernahm er aus Liebe zu seinem Beruf bald wieder eine Kantorstelle. Am 9. November 1998 starb er 97-jährig in Palm Springs. Er war der letzte Lebende der sechs Comedian Harmonists. Sein Grab befindet sich auf dem Desert Memorial Park Friedhof in Palm Springs. In Joseph Vilsmaiers Film Comedian Harmonists wurde Cycowski von Heino Ferch verkörpert.

Gedenken

Am 31. August 2023 wurden vor seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Wilmersdorf, Xantener Straße 14, Stolpersteine für seine Frau und ihn verlegt.

Literatur

  • Eberhard Fechner: Die Comedian Harmonists. Sechs Lebensläufe. Quadriga, Weinheim 1988, ISBN 3-88679-174-2 (Taschenbuchausgabe: Heyne, München 1998, ISBN 3-453-87315-7).
Commons: Roman Cycowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. (bo/ti): „Vielleicht wären wir populärer als die Beatles“. Besuch bei Roman Cycowski von den Comedian Harmonists. In: MusikWoche. Das Nachrichtenmagazin für die Musikbranche. Nr. 13/1998, 23. März 1998, Interview der Woche, S. 10 f.
  2. Roman Cycowski auf Comedian-Harmonists.net.
  3. Queen Esther, Oratorio. In: The Marc Lavry Heritage Society. Abgerufen am 14. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. Roman Cycowski, 97, Vocal Sextet Member. In: New York Times, 14. November 1998; Nachruf.
  5. Josef Roman Cycowski (1901-1998) – Find a Grave... Abgerufen am 16. Februar 2021.
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