Rosina Kuhn (* 5. Oktober 1940 in Zürich) ist eine Schweizer Kunstmalerin.

Leben

Kuhn ist die Tochter der Berliner Textilkünstlerin Lissy Funk (1909–2005) und des Schweizer Malers Adolf Funk (1903–1996). Ihren Vater bezeichnet Kuhn als ihren besten Lehrer; in seinem Atelier lernt sie malen und zeichnen, mit ihm besucht sie als Jugendliche Ausstellungen, in Zürich ebenso wie in Paris. Nach der Matura besucht sie die Kunstgewerbeschule Zürich (die jetzige Zürcher Hochschule der Künste ZHdK). Sie schliesst diese mit dem Zeichenlehrerdiplom ab, ihr Hauptinteresse gilt aber der Kunst und es folgen erste Ausstellungen. 1962 heiratet sie den Literaturkritiker Christoph Kuhn. 1965 reist das Paar über New York nach Mexiko. 1968 Rückkehr nach Zürich, wo 1970 Sohn Cyril geboren wird. 1972/73 erhält Rosina Kuhn die Stipendien von Kanton und Stadt Zürich. 1974 trennt sich Rosina Kuhn von ihrem Ehemann. Sie ist aktiv in der 68-er Bewegung und engagiert sich bei der Gründung der Zürcher Produzentengalerie "Produga", sie tritt mit Malperformances auf und initiiert die erste Zürcher Frauenausstellung "Frauen sehen Frauen" in der Städtischen Galerie zum Strauhof. 1976 wird ihr das Atelierstipendium der Stadt Zürich in New York zugesprochen und sie taucht ein in die Kulturszene um St. Mark's Church und lebt nun abwechselnd in Zürich und New York. Seit 1980 ist Zürich ihr fester Wohnsitz, unterbrochen von Aufenthalten in der ihr seit der Kindheit vertrauten Kirche mit Wohnhaus pb Obino im Tessin. Ab 1998 reist sie alljährlich zu ihrem Sohn nach Los Angeles und arbeitet 2011 während sechs Monaten in Venedig.

Werk

Ihren persönlichen und künstlerischen Aufbruch erlebt Rosina Kuhn im aufgeheizten sozio-politischen Klima Mexikos und in der Begegnung mit der Pop Art in New York zwischen 1965 und 1967. Die während ihrer getanzten, von Jazzmusikern begleiteten Mal-Performances entstandenen Bilder sind Ausdruck davon. Ihre Pop-Art-Werke der späten Sechziger- und Siebzigerjahre entwickelten sich aus Collagen von Fotos und Texten aus Zeitschriften zu abstrakter Malerei in Öl auf Leinwand. Dann tritt das Porträt in den Vordergrund: In freien, figürlichen Kompositionen (Wandbild Universität Zürich), in intensiven Dialogen von Malerin und Modell, aber auch in Betonung des Körperhaften, wie z. B. in den «Rückenlandschaften» von 1985 oder den grossformatigen Gesichtslandschaften um 1990.

Eine teilweise Neuorientierung vollzieht sich in Los Angeles, wo Rosina Kuhn zwischen 1998 und 2002 das urbane Strassenleben in der 54-teiligen Aquarell-Serie «Sunset Boulevard» malt. Landschaft im klassischen Sinn dominiert 2003 den umfangreichen Zyklus der Panorama-Landschaften «in alle Himmelsrichtungen und zu allen Tageszeiten» vom Standort Obino aus. Mit diesem Zyklus gewinnt sie 2003 den hochdotierten Preis der Fondation Edouard und Maurice Sandoz (FEMS). Einen freien Umgang mit dem Motiv findet sich in der neu verwendeten Technik der Monotypie ab 2004 mit Alltagsmotiven, ausgehend von Zeitungsbildern verschiedenster Art. Aneignung und persönliche Interpretation prägen 2011/12 auch die «Venezianischen Himmel», zu welchen sie die Deckengemälde von Gian Battista Tiepolo in Venedig inspiriert hatten.

Ausstellungen

Einzelausstellungen in Museen

Einzelausstellungen

  • 2020: «The secret life of plants», Galerie Rosenberg, Zürich
  • 2016: «Venezia, venice Beach», Rigassi, Galerie Soon, Bern
  • 2014: «Venezianische Himmel», Galerie BurgerStockerSenger
  • 2014: «Fêtes Galantes», Galerie Rigassi, Bern
  • 2014: «La Vie en Rose», Counter Space, Zürich
  • 2013: «Monotypien, Les Enfants du Paradis», Gluri-Suter-Huus, Wettingen
  • 2011: «Malerei und Monotypie», Galerie Kornfeld, Zürich
  • 2011: Monotypien, Graphische Sammlung ETH, Zürich
  • 2003: «Sunset», Neue Galerie Aarau
  • 2002: «Life in Los Angeles», Rote Fabrik, Zürich
  • 2001: «Blumen», Galerie Esther Hufschmid, Zürich
  • 2000: Galerie Carzaniga und Uecker, Basel
  • 1999: Galerie Ramseier und Kälin, Bern
  • 1997: Galerie Ramseier und Kälin, Bern
  • 1992: Galerie Noëlla G, La Neuveville
  • 1990: Galerie Carzaniga und Uecker, Basel
  • 1982: Thurgauische Kunstsammlung, Frauenfeld
  • 1980: Galerie Jamileh Weber, Zürich
  • 1978: Galerie Jamileh Weber , Zürich
  • 1975: Produga, Zürich
  • 1973: Galerie Palette, Zürich
  • 1970: Galerie 57, Biel
  • 1969: Galerie Palette, Zürich
  • 1969: Galerie Katakombe, Basel
  • 1966: Galerie Peccanins, Mexiko-Stadt
  • 1963: Strauhof, Zürich

Gruppenausstellungen

  • 2017: Aargauer Kunsthaus in Aarau, «Swiss Pop Art»
  • 2011: Graphische Sammlung ETH, Monotypie
  • 2018: Villa Renata, Basel
  • 2017: Villa Flora, Winterthur
  • 2015: «Impression», Kunsthaus Grenchen
  • 2015: «Unzeitgemässe Betrachtungen», Oxyd, Winterthur
  • 2012: «Raumwelten, Venezianische Himmel», Museum Bärengasse, Zürich
  • 1980: Phönix, Alte Oper, Frankfurt am Main
  • 1980: Weihnachtsausstellung, Kunsthaus Zürich
  • 1975: «Frauen sehen Frauen», Strauhof, Zürich
  • 1973: «Tell 73» in Zürich, Basel, Bern, Lausanne, Genf, Lugano
  • 1970: «Viadukt», Helmhaus Zürich

Publikationen (Auswahl)

  • Venezianische Himmel, Gemäldezyklus 2011/2012, 2014.
  • Rosina Kuhn, Ein Leben lang Malerin. Benteli Verlag, Sulgen 2011, ISBN 978-3-7165-1697-3.
  • Sunset Edition Neue Galerie 6, Aarau 2003.
  • Nord, Süd, Ost, West: Rosina Kuhn. Kunstmuseum Olten, 2005, ISBN 3-906651-32-0.
  • mit Fritz Billeter: Lissy Funk. Scheidegger & Spiess, Zürich 1999, ISBN 3-85881-120-3.
  • Der Blick der Malerin, Kunstmuseum Olten. Limmatverlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-266-9.
  • Rückenlandschaften/Backscapes. Kunsthaus Zürich 1987.
  • West Broadway 459, New York. Verlag Alice Lang, New York, 1976.

Auszeichnungen und Stipendien

  • 2011: Stiftung Forberg, Castel Forte, Venedig
  • 2003: Prix Fondation Eduard et Maurice Sandoz
  • 1983: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis
  • 1975: Zürcher Atelier in New York
  • 1973: Stipendium der Stadt Zürich
  • 1972: Stipendium des Kanton Zürich

Werke in öffentlichen Sammlungen / im öffentlichen Raum

  • Kunstmuseum Olten
  • Seedamm-Kulturzentrum, Pfäffikon (SZ)
  • Kunsthaus Zürich
  • Graphische Sammlung ETH Zürich
  • Kunstsammlung Kanton Zürich
  • Kunstsammlung Stadt Zürich
  • ETH Hönggerberg (Mensa), Zürich (Aufbruch, 1976, Wandbild)
  • Universität Zürich (Wandmalerei, 1986)
  • Schulhaus Sihlfeld, Zürich (Wandmalerei (sechs Bilder), 1988)
Commons: Rosina Kuhn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christina Végh: Rosina Kuhn, Biografie. In: Sikart, SIK ISEA, 1998, aktualisiert 2016, abgerufen am 24. Juli 2020.
  2. Schweizerisches Sozialarchiv: Datenbank Bild + Ton, Rosina Kuhn. abgerufen am 26. Juli 2020.
  3. Dorothea von Kiedrowski: Künstlerin des Monats – Rosina Kuhn. In: Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg, abgerufen am 24. Juli 2020.
  4. Guido Magnaguagno (Hrsg.): Rosina Kuhn - Ein Leben lang Malerin. Benteli Verlag AG, Bern / Sulgen / Zürich 2011, ISBN 978-3-7165-1697-3, S. 767.
  5. Annelise Zwez: Rosina Kuhn Biographie 2013. Abgerufen am 2. Oktober 2023.
  6. Andreas Toggweiler: Eine Oase der Farben und Formen. In: Grenchner Tagblatt. 19. August 2016, abgerufen am 24. Juli 2020.
  7. Galerie Rosenberg: Rosina Kuhn, abgerufen am 26. Juli 2020.
  8. Galerie Soon: Rosina Kuhn – «Venezia - Venice Beach». September bis 8. Oktober 2016, abgerufen am 26. Juli 2020.
  9. Philipp Meier: Ein Leben lang Malerin. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Dezember 2011 (online) abgerufen am 24. Juli 2020
  10. Helveticat: Nord, Süd, Ost, West : Rosina Kuhn: Ausstellung, Kunstmuseum Olten, vom 21. November 2004 bis 6. Februar 2005, abgerufen am 24. Juli 2020.
  11. Fondation Eduard und Maurice Sandoz: Biografie Rosina Kuhn, abgerufen am 26. Juli 2020.
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