Die Rubellier, lateinisch Rubellii, waren in der frühen Römischen Kaiserzeit (30 v. – 68 n. Chr.) eine plebejische Familie, die Gens Rubellia. Sie stammte aus dem latinisch-sabinischen Tibur. Als Angehörige des Munizipaladels stiegen sie aus den italischen Equites (Ritterstand) bis zum Konsulamt auf und wurden durch Heirat Mitglieder des Julisch-Claudischen Kaiserhauses.

Name und Vorkommen

Der Gentilname Rubellius ist eine Namensbildung aus dem lateinischen Adjektiv rubellus, eine Diminutivbildung aus ruber, rot, rötlich. Dieser Name und seine Cognomina, am häufigsten Blandus, sind selten. Die Gens Rubellia ist deshalb eine kleine und überschaubare Familie. Einige Familienmitglieder können personell, zeitlich und verwandtschaftlich nicht oder nur teilweise identifiziert werden.

Aufstieg der Rubellii

  • Rubellius Blandus (Rhetor): ein römischer Eques (Ritter) aus Tibur in der Regierungszeit des Augustus (30 v. bis 14 n. Chr.), der erste Rhetoriklehrer seines Standes. Mit ihm beginnt der Aufstieg der Rubellii.
  • Gaius Rubellius Blandus (Praetor): möglicherweise Sohn des Rubellius Blandus (Rhetor) und Vater des Gaius Rubellius Blandus (Suffektkonsul). Er war Praetor und Proconsul der Provinz Creta et Cyrene und möglicherweise 4 v. Chr. Münzmeister (siehe Liste der römischen Münzmeister und Münzbild oben). Da zwei Inschriften ihn als Gaius Rubellius L. f. Blandus bezeichnen, nimmt Ronald Syme das Praenomen Lucius für den Rhetor an.
  • Gaius Rubellius Blandus (Suffektkonsul): Enkel des Rhetors Rubellius Blandus und möglicherweise Sohn des Gaius Rubellius Blandus (Praetor); war 18 n. Chr. Suffektkonsul und 36 n. Chr. Proconsul in Africa und gehörte ab 33 n. Chr. durch Heirat mit Iulia Livia, der Tochter des Jüngeren Drusus und Witwe des Nero Caesar, zur Familie des Princeps; Vater des Rubellius Plautus und vermutlich auch der Rubellia Bassa.
  • L. Rubellius Geminus: Konsul im Jahr 29 n. Chr.
  • Rubellius Plautus: † 62 n. Chr., Sohn des Gaius Rubellius Blandus (Suffektkonsul); Konkurrent des Nero, der ihn deshalb töten ließ. Über das Schicksal seiner bei Tacitus genannten Kinder ist nichts bekannt.
  • Rubellia Bassa: Tochter oder Enkelin des Gaius Rubellius Blandus (Suffektkonsul) und der Iulia Livia; heiratete Gaius Octavius Laenas, einen Onkel mütterlicherseits des späteren Kaisers Nerva. Sie wird auf einer in Tusculum gefundenen, auf 131 datierten Widmungsinschrift [Rub]elliae / [Bla]ndi f(iliae) Bassae / Octavi Laenatis / Sergius Octavius / Laenas Pontianus / aviae optimae = „Sergius Octavius Laenas Pontianus der [Rub]ellia Bassa, der Tochter des Blandus [und Frau] des Octavius Laenas, der besten Großmutter“, genannt, lebte also als wohl letzte ihrer gens noch im hohen Alter im 2. Jahrhundert.

Weitere Rubellii

Einige von zeitgenössischen Schriftstellern genannte Personen mit dem Namen Rubellius Blandus sind möglicherweise mit den obengenannten identisch, was jedoch nicht zu verifizieren ist.

  • Rubellius Blandus (Cicero): Identität und familiäre Beziehung nicht zu klären; genannt von Cicero 43 v. Chr. in einem Brief an die Freunde als Erbe des Turius: „Quintus Turius, der in Afrika Handel trieb, ein guter und ehrenwerter Mann, setzte als Erben ihm ähnliche Männer ein, Gnaeus Saturninus … Gaius Rubellius“. Nach Friedrich Münzer ist er mit dem Rhetor zu identifizieren.
  • Rubellius Blandus (Historiker): zeitlich nicht einzuordnen, bekannt nur durch eine kurze geographische Angabe in Servius' Vergilkommentar: „in der Tat sagen die Historiker Rubellius Blandus und Quadrigarius, ein Fluss in der Gegend von Thurii heiße Gargarus; und es habe eine mittelgroße Stadt gegeben, die jetzt Garga zu sein scheint …“
  • Rubellius Blandus (Juvenal): gehörte zur kaiserlichen Familie, Identität und familiäre Beziehung nicht zu klären; Juvenal macht sich in einer Satire über seinen aristokratischen Dünkel lustig: „Jetzt rede ich über dich, Rubellius Blandus, du bist so voll von Dünkel durch deine hohe Abstammung von den Nachfahren des Drusus, als ob du selbst etwas gemacht hättest, wodurch du geadelt bist.“ Alfred Nagl vermutet, dass es sich um den ältesten Sohn des Suffektkonsuls und der Iulia Livia, der Tochter des jüngeren Drusus handelte. Die Identifikation mit Rubellius Plautus wird aber meist abgelehnt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Cornell, S. 624: „The Rubellii are an interesting example of an Italian municipal family that prospered under the first emperors and achieved the highest offices an intermarriage with the imperial house.“
  2. Seneca der Ältere nennt ihn einen eques Romanus (Controversiae 2, Praefatio 5), Tacitus einen eques Romanorum (Annales 6, 27).
  3. Weidemann, S. 68: „Die Folgerung scheint … gegeben, dass C. Rubellius Blandus, Sohn des Redners und Vater des Proconsuls von Africa, möglicherweise Illvir monetalis (Dreimännerkollege der Münzmeister), sicherlich aber Praetor und Proconsul von Creta-Cyrene war.“
  4. Ronald Syme: The Marriage of Rubellius Blandus. In: The American Journal of Philology. Band 103, Nr. 1, 1982, S. 62–85; S. 66.
  5. „Julia, die Tochter des Jüngeren Drusus, einst die Ehefrau des Sohns des Germanicus, des Nero Caesar, heiratete ein in das Haus des (Gaius) Rubellius Blandus (Suffektkonsul), dessen Großvater (Rubellius Blandus (Rhetor)) ein römischer Ritter (eques) aus Tibur war, wie sich die meisten erinnerten“ = Julia Drusi filia, quondam Neronis uxor, denupsit in domum Rubellii Blandi, cuius avum Tiburtem equitem Romanorum plerique meminerant (Tacitus, Annales 6, 27).
  6. Tacitus, Annales 14, 57–59.
  7. Alfred Nagl: Rubellius 9. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 1161.
  8. CIL 14, 2610
  9. Ronald Syme: The Marriage of Rubellius Blandus. In: The American Journal of Philology. Band 103, Nr. 1, 1982, S. 62–85; S. 67.
  10. Quintus Turius, qui in Africa negotiatus est, vir bonus et honestus, heredes fecit similis sui, Cn. Saturninum … C. Rubellium; Cicero, Ad Familiares Buch 12, Brief 26, Abschnitt 1.
  11. Friedrich Münzer: Rubellius 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 1157.
  12. sane Rubellius Blandus et Quadrigarius historici dicunt Gargarum flumen vocari in finibus Thurinis; fuisse et oppidum mediocre, quod Garga nunc visus est … Servius, Kommentar zu Vergil, Georgica, Buch 1, Vers 103.
  13. tecum est mihi sermo, Rubelli Blande, tumes alto Drusorum stemmate, tamquam feceris ipse aliquid propter quod nobilis esses, ut te conciperet quae sanguine fulget Iuli, non quae ventoso conducta sub aggere texit; Juvenal, Satiren, Buch 3, Satire 8, Vers 39–41.
  14. Alfred Nagl: Rubellius 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 1157 f.
  15. So etwa Ronald Syme: The Marriage of Rubellius Blandus. In: The American Journal of Philology. Band 103, Nr. 1, 1982, S. 62–85; S. 81.
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