Rundblättriges Hasenohr

Rundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Hasenohren
Art: Rundblättriges Hasenohr
Wissenschaftlicher Name
Bupleurum rotundifolium
L.

Das Rundblättrige Hasenohr (Bupleurum rotundifolium), auch als Acker-Hasenohr, Durchwachskraut, Durchwachs-Hasenohr oder Durchwachsenes Hasenohr bezeichnet, ist ein in Mitteleuropa selten bis sehr selten vorkommender Doldenblütler.

Erscheinungsbild

Die einjährige krautige Pflanze wird etwa 15 bis 50 cm hoch. Der Stängel ist kräftig, am Grund bis 3 mm stark und im oberen Teil ästig verzweigt. Die Blätter sind von eiförmiger Gestalt. Die unteren sind am Grund etwas verschmälert und gestielt oder sitzend, die mittleren und oberen sind durchwachsen.

Die Dolden sind meist 5 bis 7-strahlig und besitzen keine Hülle. Die in der Regel 5 bis 6 Hüllchenblätter sind rundlich-eiförmig gestaltet, gelbgrün und spitz. Sie sind zwei- bis dreimal so lang wie das Döldchen. Die Krone ist goldgelb.

Die Frucht ist schwarz, etwa 3 bis 4 mm lang, elliptisch geformt und besitzt wenig hervortretende Rippen.

Blühende Pflanzen haben eine frappante, wenn auch bloß sehr oberflächliche Habitusähnlichkeit mit manchen Wolfsmilch-Arten. Die Art blüht vorwiegend in den Monaten Juni bis August.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16, seltener 22.

Standortansprüche und Verbreitung

Bupleurum rotundifolium wächst in Ackerunkrautgesellschaften. Es bevorzugt trockene, nährstoff- und kalkreiche, lehmige oder tonige Böden. Es kommt in Mitteleuropa besonders im Sedo-Neslietum vor und ist eine Caucalidion-Verbandscharakterart. Das Rundblättrige Hasenohr kommt in Mittel- und Südeuropa bis in den Kaukasus und Persien vor. Adventiv ist es auch in Nordamerika, Australien und Neuseeland zu finden.

Wegen der Intensivierung der Ackerbewirtschaftung ist die Art stark zurückgegangen. In der Schweiz ist die Art selten und stark gefährdet, gebietsweise auch vom Aussterben bedroht. Bupleurum rotundifolium ist in Deutschland im mittleren Gebiet sehr selten zu finden. Darüber hinaus ist es nur gelegentlich verschleppt vorkommend. In Österreich tritt das Durchwachs-Hasenohr selten bis sehr selten insbesondere im pannonischen Gebiet auf. Die Vorkommen erstrecken sich auf die Bundesländer Wien, Niederösterreich und das Burgenland sowie unbeständig oder nur lokal auf die Steiermark und Kärnten. In Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg ist die Art ausgestorben. Die Art hat in Mitteleuropa praktisch nur in Ackerrandstreifen bzw. im Sinne des Ackerwildkrautschutzes bewirtschafteten Äckern eine Möglichkeit zu überleben. So wurde im Landschaftsschutzgebiet Freiflächen um Giershagen die in Nordrhein-Westfalen bereits ausgestorbene Art 2019 auf einem Acker eines Naturschutzvereins, der im Sinne eines Schutzes der Segetalvegetation bewirtschaftet wurde, wiederentdeckt.

Die Art ist in Europa wohl erst mit dem Menschen eingewandert. Die ursprüngliche Heimat ist vermutlich Vorderasien.

Bilder

Artenschutz

Gefährdung in Deutschland: Kategorie 2: Stark gefährdet.

Das Durchwachs-Hasenohr gilt in Österreich als stark gefährdet und im nördlichen Alpenvorland als vom Aussterben bedroht.

Trivialnamen

Für das Rundblättrige Hasenohr (lateinisch früher Perfoliata genannt) bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bruchwurz, Dürwachs (Berner Oberland), Durchkrant, Durchwachs, Hasenöhrlein (Thüringen), Nabelkraut und Stopsloch (im Westrich).

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 706.
  2. 1 2 Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 847.
  3. Richard Götte: Der Kalkofenacker, eine Schatzkiste für seltene Ackerwildkräuter. Irrgeister 36, 2019: 10-16
  4. Detailseite - Rote-Liste-Zentrum. In: Rote-Liste-Zentrum. Abgerufen am 4. Oktober 2023.
  5. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 150 (Perfoliata, „Durchwachskraut“).
  6. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 70, online.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Sebald, Seybold, Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8001-3314-8
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, Schwabe & Co. AG, Basel, 1986, ISBN 3-7965-0832-4
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8001-3454-3
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