Ruppersdorf
Stadt Herrnhut
Koordinaten: 51° 0′ N, 14° 43′ O
Höhe: 322 m ü. NN
Fläche: 17,89 km²
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 02747
Vorwahl: 035873
Lage von Ruppersdorf auf dem Gebiet der Stadt Herrnhut (Stand: 1. Januar 2013)

Ruppersdorf/O.L. ist ein Ortsteil der Stadt Herrnhut im Landkreis Görlitz in der Oberlausitz (O.L.) im Südosten Sachsens.

Geografie und Verkehr

Der sechs Kilometer lange Ortsteil Ruppersdorf liegt im südlichen Teil des Landkreises Görlitz. Er liegt etwa 2,5 Kilometer südwestlich von Herrnhut in der Östlichen Oberlausitz (Naturraum). Die Staatsstraße 144 führt von Herrnhut nach Oderwitz durch das Gemeindegebiet. In der Gemeinde befand sich ein Haltepunkt an der mittlerweile stillgelegten Bahnstrecke Zittau–Löbau. Durch den Ort fließt das Ruppersdorfer Wasser (Ruppersdorfer Bach). Dieses entspringt in zwei Quellarmen unweit der Kottmarhäuser in 440 m ü. NN. Davon geringfügig bachabwärts wird das Wasser für die 1928 erbaute, jetzt nicht mehr genutzte, Trinkwasserleitung Ruppersdorfs gesammelt. Bis zur Einmündung in den Petersbach überwindet der Wasserlauf ein Gefälle von 155 Metern. Der Ortsmittelpunkt (Kirche) liegt 355 m über NN.

Geschichte

Mittelalter

Erstmals wurde der Ort Ruppersdorf 1320 als Ruperti villa erwähnt. Der Name bedeutet Dorf eines Ruotberht beziehungsweise Ruotbreht (Ruppert). Der Ortsname wandelte sich von 1355: Ruprechtisdorf über 1363: Rupertiuilla, Ruprichstorf, 1416: Ruprechtsdorff, Ruperti villa, 1426: Ruperßdorff, 1485: Rupperßdorff, 1543: Ruppersdorff zu 1791: Ruppersdorf. Im Jahr 1875 wurde zwischen Nieder- und Oberruppersdorf unterschieden. In einer Urkunde vom 15. Mai 1324 wird ebenfalls der Ort erwähnt, diese liegt im Staatlichen Zentralarchiv Prag (aus REGESTA BOHEMIAE ET MORAVIAE von Josephi Emmler Pragae 1890, Seite 385, Nr. 987).

Neuzeit

Die beiden Rittergüter Ober- und Niederruppersdorf waren von 1540 bis 1830 im Besitz der Familie von Nostitz.

Die Landgemeinde Ruppersdorf wurde 1930 aus Ober- und Niederruppersdorf gebildet. Die ursprünglich eigenständige Gemeinde Ruppersdorf, ein Waldhufendorf aus den ehemaligen Ortsteilen Schwan (-häuser) und Ninive (Neu-Oberruppersdorf), wurde 1994 ein Ortsteil von Herrnhut.

Am Ruppersdorfer Wasser lagen früher eine Reihe von Wassermühlen und Sägewerke. Der Mahlbetrieb der Hempelmühle (Untere Dorfstraße 19) wurde im Jahr 1958, die dazugehörige Bäckerei 1971 stillgelegt. Die Elßnermühle mit unterschlächtigem Mühlrad (Großhennersdorfer Straße 30) und die Schlossmühle (nahe dem Schloss Niederruppersdorf) arbeiteten früher als Sägewerk. Das Ruppersdorfer Wasser und der Petersbach traten des Öfteren über die Ufer. So wurden am 14. Juni 1880 große Schäden durch ein Hochwasser angerichtet. Dabei wurden 7 Gebäude zerstört und 41 beschädigt, 7 Personen ertranken und 106 verloren ihr Obdach. Weitere Überschwemmungen sind für die Jahre 1883, 1887 sowie von 1897 bis 1900 belegt. Auch 1966, 2010 und 2013 wurde Ruppersdorf von einem großen Hochwasser heimgesucht.

Nach der Einführung offizieller Straßennamen im Jahr 1982 entfiel die alte Trennung in Niederruppersdorf (seine Häuser hatten den Buchstaben A) und Oberruppersdorf (mit dem Buchstaben B).

Verwaltungszugehörigkeit: 1777: Görlitzer Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Löbau, 1856: Gerichtsamt Herrnhut, 1875: Amtshauptmannschaft Löbau, 1952: Kreis Löbau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau, 2008: Landkreis Görlitz

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner

Niederruppersdorf Oberruppersdorf Ruppersdorf
1777 13 besessene Mann,
31 Gärtner, 42 Häusler,
2 wüste Wirtschaften
8 besessene Mann,
29 Gärtner, 16 Häusler,
3 wüste Wirtschaften
-
1834 939 793 -
1855 1.064 912 -
1871 1.186 945 -
1890 1.213 856 -
1910 1.201 740 -
1925 1.194 780 -
1930 zu Ruppersdorf zu Ruppersdorf -
1939 - - 1.860
1946 - - 2.186

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Kirche Ruppersdorf (in Niederruppersdorf) mit dem ältesten Geläut der Oberlausitz
  • Niederes Schloss (ehemaliges Wasserschloss) mit Schlossteich, 1752 von Andreas Hünigen erbaut
  • Oberes Schloss
  • zahlreiche Umgebindehäuser
  • Eisenbahnviadukt

Söhne und Töchter

  • Max von Saurma (1836–1909), schlesischer Gutsbesitzer und Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Literatur

  • Zwischen Löbau und Herrnhut (= Werte der deutschen Heimat. Band 56). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996, ISBN 3-7400-0935-7.
  • Mein Heimatort Ruppersdorf. Herausgeber: Stadt Herrnhut. Redaktion: Christel Hänsel, Herstellung: Winter Druck
  • Cornelius Gurlitt: Ruppersdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 34. Heft: Amtshauptmannschaft Löbau. C. C. Meinhold, Dresden 1910, S. 513.
  • Wasserschloss Niederruppersdorf, In: Dr. Helmuth Gröger: Burgen und Schlösser in Sachsen, Verlag Heimatwerk Sachsen, 1940, S. 170–171

Einzelnachweise

  1. Niederruppersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Oberruppersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Ruppersdorf/O.L. im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. C. F. T. Rudowsky: Verzeichniß der gesammten Ortschaften des Königreichs Sachsen ... nach der Zählung am 3. Dezember 1855. Ramming, Dresden 1857, S. 49.
  5. C. F. T. Rudowsky: Verzeichniß der gesammten Ortschaften des Königreichs Sachsen ... nach der Zählung am 3. Dezember 1855. Ramming, Dresden 1857, S. 53.
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