Wörter, die die deutsche Sprache aus dem Russischen als Herkunftssprache oder über das Russische als Vermittlersprache entlehnt hat, nennt man Russizismen. Der historische Verlauf dieses Entlehnungsprozesses folgt dem Sprachwandelgesetz (Piotrowski-Gesetz) und ist in Best (2003) und Kotsyuba (2007) behandelt.

Im Folgenden einige Beispiele für Russizismen.

Liste deutscher Wörter aus dem Russischen
DeutschRussischAnmerkungen
BabuschkaбабушкаOma. Hat einen gemeinsamen Wortstamm, ist jedoch keine Verkleinerungsform des Wortes баба (Baba), was wörtlich „Weib“ bedeutet.
BalalaikaбалалайкаZupfinstrument mit drei Saiten und einem dreieckigen Resonanzkörper.
DatscheдачаWochenendhaus. Heute versteht man darunter kleine bis große Villen von Oligarchen, die auf einem „Gartengrundstück“ erbaut sind. Früher bezeichnete man damit Gärten, in denen im Sommer Gemüse und Obst gezüchtet und gepflegt wurde.
DawaiдавайWörtlich übersetzt bedeutet dieser Ausruf Gib! (unvollendeter Aspekt von geben). Dieses Wort wird auch im Sinne von „Beeil dich!“, „Komm schon!“, „Mach schneller!“ benutzt.

Einer Dissertation zufolge (Goman, Minsk) stammt das Wort aus dem Deutschen und wurde ins Russische übernommen. Danach sollen Kutscher, die nach Russland reisten, ihre Pferde mit „weiter, weiter“ („weit(d)a, weit(d)a“) angetrieben haben. Russen verstanden in Umkehrung der Silben „t(d)awai“. Diese Erklärung korrespondiert mit einer der heutigen Bedeutungen von „dawai“ wie „Los!“

KosmonautкосмонавтKosmonaut, als Gegenstück zum amerikanischen Astronauten (von griech. astron oder lat. aster für Stern), leitet sich ab von griechisch kosmos für Weltall und lateinisch nauta für Seefahrer.
KopekeкопейкаDie Münzeinheit leitet sich von kop’jo (копьё für Speer) ab, denn die ersten Kopeken aus Nowgorod im Jahr 1478 trugen das Moskauer Wappen mit einer Abbildung des Heiligen Georg, der einen Drachen mit einem Speer tötet.
Kremlкремльhäufig Moskauer Kreml als bekannteste dieser Festungen sowie oft metonymisch die russische bzw. sowjetische Staatsmacht, speziell den Präsidenten Russlands, dessen Amtssitz der Moskauer Kreml ist.
MammutмамонтDieses Wort ist eine russische Form des in der Sprache der Mansen verwendeten Ausdrucks Horn aus der Erde.
MatrjoschkaМатрёшкаAus Holz gefertigte und bunt bemalte, ineinander schachtelbare, eiförmige russische Puppen mit Talisman-Charakter.
PogromпогромPogrom bedeutet Verwüstung, Krawall (погром, погромить für aufrühren; etymologisch verwandt mit гром für Donner).
RubelрубльRubel bedeutet abgehacktes (Stück) (vom Silberbarren).
SamisdatсамиздатDas Wort entstand aus сам (selbst) und издательство (Verlag) und war in der DDR eine Bezeichnung für systemkritische und dadurch gezwungenermaßen selbst verlegte Literatur.
SamowarсамоварSamowar bedeutet Selbstkocher.
SchamaneшаманSchamane wurde auch im Russischen der mandschu-tungusische Sprache entlehnt und wird als Sammelbegriff für die spirituellen und heilerischen Spezialisten indigener Ethnien in aller Welt verwendet.
ScheltopusikжелтопузикScheltopusik ist eine Echsenart und bedeutet Gelbbauch.
SemetschkiСемечкиSemetschki bedeutet Sonnenblumenkerne.
SputnikспутникSputnik bedeutet Begleiter.
SteppeстепьEine baumlose Gras- und Krautlandschaft der gemäßigten Breiten beiderseits des Äquators.
SubbotnikсубботникSubbotnik kommt vom russischen суббота, Samstag, das entlehnt wurde aus dem hebräischen Sabbat.
TaigaтайгаDieses Wort hat auch das Russische von Nordvölkern entlehnt.
TroikaтройкаTroika kommt von tri – drei – und bedeutet Dreiergespann.
UkasуказAls Ukas werden im Deutschen manchmal Dekrete der Führungsperson einer Behörde bezeichnet.
WoilachвойлокEine Pferdedecke, Filzdecke, im Russischen selbst aus dem Tatarischen „oilik“ („Filzdecke unter dem Sattel“) entlehnt.
ZobelсобольEine Raubtierart aus der Gattung der Echten Marder.

Literatur

  • Karl-Heinz Best: Slawische Entlehnungen im Deutschen. In: Sebastian Kempgen, Ulrich Schweier, Tilman Berger (Herausgeber): Rusistika – Slavistika – Lingvistika. Festschrift für Werner Lehfeldt zum 60. Geburtstag. Verlag Otto Sagner, München 2003, ISBN 3-87690-837-X, Seite 464–473.
  • Oxana Kotsyuba: Russizismen im deutschen Wortschatz. In: Glottometrics 15, 2007, Seite 13–23. (PDF Volltext)
  • Alexandre Pirojkov: Russizismen im Deutschen der Gegenwart. Bestand, Zustand und Entwicklungstendenzen. Weissensee-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-934479-69-3, (Zugleich: Universität Potsdam, Dissertation, 2002).

Siehe auch

Wiktionary: Russizismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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