Ruth Grossenbacher-Schmid (* 13. September 1936 in Kapstadt; heimatberechtigt in Obererlinsbach) ist eine Schweizer Politikerin der CVP (seit 2021 Die Mitte).

Leben

Ruth Grossenbacher, geborene Schmid, wurde 1936 als jüngste von drei Töchtern eines Schweizer Ehepaares in Kapstadt geboren. Ihr Vater war 1921 nach Südafrika ausgewandert und baute für den Schuhhersteller Bally eine Fabrik mit auf. 1946 zog die Familie in die Schweiz zurück; der Vater arbeitete fortan in Schönenwerd am Hauptsitz der Bally. Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte sie das Lehrerseminar der Kantonsschule Solothurn, absolvierte eine Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin und erwarb das Englischlehrerdiplom. Sie arbeitete zwanzig Jahre als Englischlehrerin an einer Berufsmittelschule.

Ruth Grossenbacher-Schmid ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Die ältere Tochter wurde mit einem schweren Herzfehler geboren und verstarb im Alter von sechs Jahren während einer Operation.

Politik

Ruth Grossenbachers langjähriges politisches und gesellschaftliches Engagement war geprägt vom Einsatz für die Anliegen von Frauen, Minderheiten und sozial Benachteiligten, und sie setzte sich als «Brückenbauerin» für den Kulturaustausch und die Künste allgemein ein.

1969 wurde Ruth Grossenbacher Präsidentin der Kindergartenkommission ihrer Gemeinde. Zwei Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz, 1973, wurde sie in den Gemeinderat Niedererlinsbach gewählt, 1981 in den Verfassungsrat des Kantons Solothurn.

Sie engagierte sich zunächst vor allem für die Gleichstellung der Frauen. 1978 wurde sie Präsidentin der CVP-Frauen des Kantons Solothurn, 1984 Präsidentin der CVP-Frauen der Schweiz. Von 1986 bis 1991 war Ruth Grossenbacher die zweite Präsidentin der CVP-Frauen Schweiz. Auf ihren Antrag hin führte die CVP Schweiz Ende 1991 als erste bürgerliche Partei für ihre Parteigremien eine Mindestvertretung von einem Drittel für beide Geschlechter ein.

Von 1991 bis 1999 war Ruth Grossenbacher Mitglied des Nationalrates, wo sie 1996/97 die Kommission Wirtschaft, Bildung, Kultur, WBK, präsidierte und sich in der Bildungs-, Sozial- und Kulturpolitik einen Namen machte. Ihr besonderes Anliegen war die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Berufslehre und an den schweizerischen Hochschulen. Sie lancierte das Thema 1993 in einer Motion, worauf der Bundesrat eine interdepartementale Arbeitsgruppe einsetzte, die untersuchte, wie der «Frauenanteil an Berufsmaturitäts- und Fachhochschulen erhöht werden» könne. Sie verfolgte das Thema weiter als Präsidentin des Beratungsorgans des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie, BBT, für Chancengleichheit von Frauen und Männern an den Fachhochschulen, 2000–2007.

Von 1994 bis 2001 wirkte Ruth Grossenbacher als Präsidentin der Pro Familia Schweiz.

Für die Vereinten Nationen war sie 1994 in ihrem Geburtsland Südafrika als Wahlbeobachterin im Einsatz.

Nach ihrem Ausscheiden aus dem Nationalrat wurde sie 2002 Präsidentin von Präsenz Schweiz, einer Verwaltungseinheit des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, die für die «Bewältigung der Problematik der nachrichtenlosen Vermögen» gegründet wurde. Während ihres Präsidiums wurde der Bundesbrief von 1291 in der Ausstellung «Sister Republics» 2006 in Philadelphia erfolgreich präsentiert.

Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Nationalrat 1999 ist Ruth Grossenbacher weiter in zahlreichen Funktionen engagiert. Unter anderem war sie Präsidentin der Gesellschaft Solothurner Filmtage und der Kommission Präsenz Schweiz des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten. Sie hat als Kind den Schriftsteller Cäsar von Arx persönlich gekannt und engagiert sich als Stiftungsrätin der Cäsar von Arx Stiftung für die nachhaltige Erinnerung an den Schweizer Dramatiker.

Auszeichnungen

  • 2019: Anerkennungspreis des Kantons Solothurn

Einzelnachweise

  1. 1 2 Alt-Nationalrätin Ruth Grossenbacher: «Die Schwarzen waren – halt einfach da», Solothurner Zeitung, 16. Dezember 2013
  2. 1 2 Ruth Grossenbacher – Die Kosmopolitin, Nathalie Zeindler, In: Menschen und Horizonte, SRF, 13. November 2016
  3. Geschichte der CVP Frauen
  4. Schweiz. Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (Hrsg.): Berufliche Aus- und Weiterbildung von Frauen: Bericht zum Postulat von Nationalrätin Ruth Grossenbacher. Bundesamt für Berufsbildung und Technologie, Bern 1998.
  5. Ruth Grossenbacher: Schlussfolgerungen und Ausblick. In: Caroline Ceppi (Red.); Schweizerische Universitätskonferenz; Schweiz. Bundesamt für Berufsbildung und Technologie; Schweiz. Staatssekretariat für Bildung und Forschung: Good practice – Chancengleichheit von Frauen und Männern an den schweizerischen Hochschulen. Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT; Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBF; Schweizerische Universitätskonferenz SUK, Bern 2007.
  6. Geschichte der Pro Familia Schweiz auf der offiziellen Internetseite der Organisation
  7. Ruth Grossenbacher – Die Kosmopolitin, Nathalie Zeindler, In: Menschen und Horizonte, SRF, 13. November 2016
  8. https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/das-eda/organisation-deseda/generalsekretariat/praesenz_schweiz.html
  9. https://www.swissinfo.ch/ger/bundesbrief-bringt-schweizer-und-amerikaner-naeher/5249536
  10. Grosser Auftritt in New York, swissinfo, 28. Februar 2002
  11. http://www.caesarvonarx.ch
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