Sant’Agnese fuori le mura (deutsch: Sankt Agnes vor den Mauern, lat.: Sanctae Agnetis extra moenia) ist eine römisch-katholische Kirche im Nordosten Rom zu Ehren der heiligen Agnes. Sie ist sowohl Basilica minor als auch Pfarrkirche. Die Kirche liegt an der Via Nomentana im II Munizipium Parioli, zwei Kilometer außerhalb der Aurelianischen Mauer. Sant’Agnese gehört zu einem Komplex, der eine Katakombe, die Ruinen einer frühchristlichen Basilika und Santa Costanza, das frühere Mausoleum von Constantina, der Tochter Konstantins des Großen umfasst. Sie ist auch Titelkirche eines Kardinals, siehe dazu Sant’Agnese fuori le mura (Kardinalstitel).
Neben Sant’Agnese fuori le mura ist auch die von Francesco Borromini errichtete Kirche Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona, dem mutmaßlichen Ort ihres Martyriums, der heiligen Agnes gewidmet.
Geschichte
Die heutige Kirche, im 7. Jahrhundert unter Papst Honorius errichtet, erhebt sich über einer der größten Katakombenanlagen Roms. Die Gesamtlänge der unterirdischen Gänge umfasst zehn Kilometer, die aber nur zum geringen Teil zugänglich sind. Hier wurde Agnes bestattet, was den Wunsch vieler Römer zur Folge hatte, in der unmittelbaren Umgebung dieses Heiligengrabes ihre letzte Ruhestätte zu finden.
Die Popularität der heiligen Agnes wurde auch durch den Umstand deutlich, dass Constantina, die Tochter des Kaisers Konstantin, 337 bis 351 über dieser Katakombe eine große Umgangsbasilika errichten ließ. Die Länge des Bauwerks betrug etwa 98 Meter, die Breite etwa 40 Meter. Es sind heute nur noch einige Reste der Außenmauern dieses Gebäudes erhalten geblieben. An diese Basilika ließ sie ihre eigene Grabkapelle, die heutige Kirche Santa Costanza, anbauen.
Heutiger Bau
Als diese Kirche mehr und mehr verfiel, ließ Papst Honorius 625 bis 630 unmittelbar daneben eine kleine, dreischiffige Kirche errichten, deren Altar unmittelbar über dem Agnesgrab lag. Die einzelnen Schiffe sind durch 16 sehenswerte antike Säulen geteilt, die nicht mehr benötigten Gebäuden aus römischer Zeit entnommen worden waren (Spolien).
Die Kirche wurde an der Stirnwand und den Seiten mit separaten Emporen für Frauen (matronaeum) errichtet, vergleichbar mit denen in San Lorenzo fuori le mura. Die Seitenkapellen, der Altarbaldachin (17. Jahrhundert) und die Gestaltung des Triumphbogens (19. Jahrhundert) sind jüngeren Datums. Die Holzdecke mit zahlreichen Ornamenten stammt aus dem Jahr 1606. An Ausstattungsstücken sind der Bischofsthron aus dem 7. Jahrhundert und der Marmorleuchter aus dem 13. Jahrhundert erwähnenswert.
Einige Mosaike aus der Bauzeit haben sich bis heute erhalten. In der Apsis ist die heilige Agnes in der Kleidung einer byzantinischen Prinzessin dargestellt. Zu ihren Füßen erkennt man die Folterwerkzeuge Feuer und Schwert, auf dem Arm trägt sie eine Schriftrolle. Flankiert wird sie von Honorius, der als Stifter ein Modell der Kirche in seinen Händen trägt, und vom heiligen Symmachus.
In dieser Kirche werden jedes Jahr am Feiertag der heiligen Agnes (21. Januar) nach einem feierlichen Hochamt zwei Lämmer durch den Papst gesegnet. Aus ihrer Wolle wird das Pallium hergestellt, das die neu ernannten Erzbischöfe als Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem Papst tragen.
Die Kirche gehört seit dem 5. Oktober 1654 zu den Titelkirchen von Rom, der gegenwärtige Titelinhaber ist Camillo Kardinal Ruini.
- Agnes-Katakombe
- Ruinen der frühchristlichen Basilika
- Apsismosaik der heiligen Agnes
- Altarziborium
- Sant’Agnese fuori le mura
Literatur
- Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont Buchverlag, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 288–289.
- Anton Henze: Kunstführer Rom. Philipp Reclam GmbH, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 144–145.
Weblinks
- Führer durch den Komplex Sant’Agnese fuori le Mura (in italienischer Sprache)
- Le catacombe di S. Agnese (in italienischer Sprache)
- Homepage der Pfarrgemeinde (in italienischer Sprache)
Fußnoten
- ↑ Clemens Bombeck: Auch sie haben Rom geprägt. An den Gräbern der Heiligen und Seligen in der Ewigen Stadt. Schnell & Steiner, Regensburg 2004, ISBN 3-7954-1691-4, S. 20.
Koordinaten: 41° 55′ 22,5″ N, 12° 31′ 8″ O