Santiago Matamoros (Sankt Jakobus der Maurentöter) ist ein historisches, religiös-politisches Bildthema aus Spanien. Es stellt den Apostel Jakobus den Älteren dar, der einer Legende zufolge zugunsten der christlichen Partei in der Schlacht von Clavijo von 844 eingegriffen haben soll.
Künstlerische Darstellungen und kulturelle Bezüge
In Malerei und Bildhauerei wird der Apostel Jakobus üblicherweise als Pilger mit Hut und Umhang dargestellt. Als Santiago Matamoros tritt er jedoch als Krieger zu Ross auf, ein Schwert schwingend und die Feinde niedermetzelnd.
Eine der bekanntesten Skulpturen befindet sich in der Kathedrale von Santiago de Compostela an der westlichen Wand des nördlichen Seitenschiffes. Nach dem Attentat auf das World Trade Center kamen jedoch Überlegungen auf, ob die blutrünstige Darstellung als Provokation aufgefasst werden könnte. Als sich herausstellte, dass die Terroranschläge auf Vorortzüge 2004 in Madrid einen islamistischen Bezug hatten, empfahlen die Berater des Dompropstes, die abgeschlagenen Köpfe zu Füßen von Jakobus’ Pferd unsichtbar zu machen. Seitdem bedecken Blumen den Boden, und die Skulptur heißt offiziell nur noch Santiago, ohne den Zusatz Matamoros.
Da im Mittelalter viele Pilger aus Ungarn, Deutschland und Italien nach Santiago de Compostela zogen, sehen einige Historiker Zusammenhänge zwischen der Figur Santiago Matamoros und dem Kult um Ladislaus I. von Ungarn. Floris Holik entdeckte Analogien zwischen den Gedichten über Jakobus und Ladislaus: Letztere könnten absichtliche Nachahmungen der Gesänge zu Ehren des Apostels sein. Sándor Bálint fügte hinzu, dass beide Heilige Kämpfer gewesen seien, was zur späteren Verschmelzung der beiden Figuren beigetragen haben könnte.
Ikonographie
Die in der Renaissance aufkommenden Darstellungen des reitenden Maurentöters Santiago stehen in einem engen ikonographischen Zusammenhang zu den bereits im Mittelalter bekannten Skulpturen des Heiligen Georg als Drachentöter.
Weblinks
- Bildergalerie auf der Internetseite der Gemeine Clavijo