Das Sarntal (italienisch Val Sarentino) ist ein etwa 45 km langes Tal in Südtirol (Italien). Durchflossen wird es in Nord-Süd-Richtung von der Talfer. Das nördliche Ende des Sarntals befindet sich am Penser Joch (2211 m), im Süden geht es im Bozner Talkessel (260 m) auf, wo auch das Eisacktal auf das Etschtal trifft. Es ist zur Gänze von den Sarntaler Alpen umschlossen.

Administrativ gehört das Sarntal größtenteils zur gleichnamigen Gemeinde Sarntal. Im Süden im Bereich der Sarner Schlucht verteilt es sich auf die Gemeinden Ritten, Jenesien und Bozen.

Verlauf

Das Sarntal nimmt am Penser Joch auf 2211 m Höhe seinen Anfang. In seiner nördlichen Hälfte beschreibt es einen leichten Bogen nach Westen zwischen dem Sarner Westkamm und Mittelkamm. In diesem auch Penser Tal genannten Abschnitt befinden sich von Norden nach Süden die Ortschaften Pens (1450 m), Weißenbach (1330 m) und Aberstückl (1320 m).

Bei Astfeld (1020 m) mündet das von Nordosten hinzukommende Durnholzer Tal in das Sarntal. Etwas der Talfer abwärts folgen Nordheim (1000 m) und die bedeutendste Siedlung der Talschaft, der Gemeindehauptort Sarnthein (970 m).

Südlich von Bundschen (920 m) verengt sich das Sarntal zwischen dem Ritten und dem Tschögglberg zur Sarner Schlucht, die den untersten Abschnitt des Talverlaufs bildet. Die beiden einzigen Siedlungskerne in diesem Bereich liegen in erhöhten Mittelgebirgslagen mehrere hundert Meter oberhalb der Talfer: auf der orographisch rechten, westlichen Seite Afing (870 m) und auf der linken, östlichen Seite Wangen (1060 m).

Das Sarntal geht schließlich in rund 260 m Höhe im Bozner Talkessel auf.

Geologie

Der unterschiedliche Charakter des Sarntals in seinem Verlauf – im Norden von sanften Geländeformen dominiert und deutlich aufgeweitet, im Süden zu einer Schlucht verengt – lässt sich anhand der geologischen Gegebenheiten erklären. Nördlich von Bundschen dominieren rasch verwitternde Quarzphyllite, die die Entstehung eines breiten Tals begünstigten; falls dort Hangversteilungen auftreten, so ist dies auf das gelegentliche Auftreten gegenüber der Verwitterung widerstandsfähigerer Gesteinsarten zurückzuführen. Im Süden hingegen breiten sich die harten Bozner-Quarzporphyr-Platten des Tschögglbergs im Westen und des Ritten im Osten aus, zwischen denen sich die Talfer eine tiefe Schlucht graben musste.

Verkehr

Für den Kraftverkehr gibt es durch die SS 508 zwei Hauptzufahrten in das Sarntal: Der Südzubringer führt vom Bozner Talkessel aus durch die Sarner Schlucht. Bereits 1494 wurde ein «gemain farweg und strazzen in das tal Sérnntein an der Etsch» von König Maximilian I. in Auftrag gegeben und vom Sarntheiner Amtmann Blasius Anich ausgeführt. Diese oftmals verlegte Straße wurde 1936 zwischen Schloss Ried und Moarhäusl mit einer orografisch rechtsseitigen Tunnelstraße ersetzt (SS 508), die wegen eines allerdings nicht verwirklichten Stauseeprojekts in hoher Felsenlage trassiert wurde. Dank einiger Großprojekte wurde die Sarntaler Staatsstraße mehr und mehr durch Tunnel geführt und die verbliebenen gefährdeten Abschnitte durch Felssicherungsarbeiten abgesichert. Somit sind Sperren heute seltener geworden. Eine letzte Neutrassierung, bei der zwei Tunnels von insgesamt etwa 3,5 km Länge fünfzehn kleinere und enge Tunnels ersetzten, wurde im Dezember 2016 dem Verkehr übergeben. Da zahlreiche Einwohner der Gemeinde täglich nach Bozen pendeln, ist diese Strecke von großer Bedeutung.

Die verkehrsmäßige Norderschließung erfolgt von Sterzing aus über das Penser Joch. Dieser Pass ist jedoch im Winter gesperrt, meist vier bis fünf Monate.

Eine dritte Zufahrt verläuft über den Ritten. Diese Straße ist wegen ihrer engen, kurvenreichen und steilen Abschnitte für Busse (außer für Linienbusse bei Sperrung der Staatsstraße) und LKW gesperrt und mündet, von Oberinn und Wangen herabkommend, nördlich der Sarner Schlucht in die von Bozen kommende Staatsstraße. Trotzdem hat diese Zufahrt schon oft ihre Wichtigkeit bewiesen, verblieb sie doch in der Vergangenheit als einziger noch befahrbarer Zugang zum Tal, sobald die Staatsstraße wegen Steinschlags gesperrt war und für das Penser Joch noch die Wintersperre bestand.

Burgen im unteren Sarntal

Die Sarner Schlucht und der Übergang zum Bozner Talkessel sind bekannt für ihre hohe Dichte mittelalterlicher Burgen. Auf der östlichen, orographisch linken Seite ist die erste Anlage am Taleingang Klebenstein, gefolgt von Rendelstein, Runkelstein, Wangen-Bellermont und dem Johanneskofel. Auf der gegenüberliegenden Seite der Talfer befinden sich der Reihe nach Treuenstein, Ried, Rafenstein, Walbenstein und Afing.

Literatur

  • Leo Andergassen: Sarntaler Kirchenkunst. Lana 1996, ISBN 88-7073-214-2.
  • Georg Innerebner: Die Innerebner. Ein altes Sarnergeschlecht (Schlern-Schriften 76). Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1952.
  • Luis Oberkalmsteiner: Erzählungen aus dem Sarntal. Ferrari-Auer, Bozen 1968, ohne ISBN.
  • Josef Rampold: Bozen: Mittelpunkt des Landes an der Etsch und im Gebirge. Die Stadt und Wanderungen in den Gebieten Salten, Sarntal, Ritten, Eggental (= Südtiroler Landeskunde. Band 7). 4. Auflage. Athesia, Bozen 1985, ISBN 88-7014-050-4.
  • Anselm Sparber: Das Sarntal: eine geographisch-historische Skizze. Weger, Brixen 1918 (Digitalisat).
  • Anselm Sparber: Die Besiedlung des Sarntals. In: Der Schlern 7, 1920, S. 199–203 (Digitalisat).
  • Helmut Stampfer (Hrsg.): Bauernhöfe in Südtirol. Band 2: Sarntal. Athesia, Bozen 1993, ISBN 88-7014-702-9.
  • Oswald Trapp (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. V. Band: Sarntal. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1981, ISBN 88-7014-036-9.
Commons: Sarntal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Ortner, Christoph Mayr: Südtiroler Naturführer. Athesia, Bozen 1977, S. 101–108.
  2. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500, Band 2, Bozen: Stadtgemeinde Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 218f Nr. 1291.
  3. Karl Theodor Hoeniger: Altbozner Bilderbuch, 3. Aufl., Bozen 1968, S. 276.
  4. Neue Tunnels der Sarntaler Straße fertig gebaut – Feierstunde. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, 17. Dezember 2016, abgerufen am 12. Januar 2023.

Koordinaten: 46° 39′ 44″ N, 11° 21′ 51″ O

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