Scheuchzers Wollgras

Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri) am Lac des Vaches vor der Grande Casse

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Wollgräser (Eriophorum)
Art: Scheuchzers Wollgras
Wissenschaftlicher Name
Eriophorum scheuchzeri
Hoppe

Das Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri), auch Alpen-Wollgras genannt, ist eine Pflanzenart, aus der Gattung Wollgräser (Eriophorum) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Es trägt mit seinen weit bis in das Wasser vordringenden langen Ausläufern wesentlich zur Verlandung alpiner Gewässer bei.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Scheuchzers Wollgras wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern. Es bildet sehr lange rotbraune, etwa 1 Millimeter dicke Ausläufer. Die Stängel sind rund, aufrecht und bis 2 Millimeter dick. Die einfachen Blattspreiten sind kurz mit glattem Rand. Die Blattscheiden der obersten Stängelblätter sind nicht aufgeblasen. Auch das oberste Stängelblatt hat eine deutliche wenn auch kurze Blattspreite. Die Blattspreiten sind ganz glatt, binsenförmig und dicker als beim Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum).

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blütenähren sind breit verkehrt eiförmig bis fast kugelig. Sie sind zur Blütezeit 0,5 Zentimeter und später bis 3 Zentimeter lang. Die Spelzen sind schmal lanzettlich, allmählich lang zugespitzt, dunkelgrün bis schwärzlich. Sie haben manchmal eine schmalen weißlichen Rand. Die Hypogynen Fäden sin rein weiß und werden bis 3 Zentimeter lang. Die Antheren sind 0,5 bis 1 Millimeter lang. Die Frucht ist im Umriss lanzettlich bis verkehrt eiförmig, schwach dreikantig bis fast zylindrisch, spitz, 2 Millimeter lang und 0,5 Millimeter breit und dunkelbraun.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 58.

Ökologie

Bei Scheuchzers Wollgras handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet von Scheuchzers Wollgras reicht von Europa bis zum westlichen Himalaja und zur Mongolei und umfasst das subarktische und subalpine Nordamerika. Die Art ist hauptsächlich zirkumpolar verbreitet. Selten findet man Scheuchzers Wollgras meist in kleineren, gelegentlich auch in größeren Beständen vor allem in den Zentralketten der Alpen mit kristallinem Gestein. In größeren Gebieten Mitteleuropas fehlt es ganz.

Scheuchzers Wollgras kommt in Höhenlagen von 1500 bis 2000 Metern in den subalpinen bis alpinen Höhenstufen vor. In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil nahe der Hermann-von-Barth-Hütte bis zu 2100 m Meereshöhe auf. Seinen höchsten Wuchsort findet es in den Alpen am Gandegg bei Zermatt von 2890 bis 2900 Meter. Es wächst auf nassen, mehr oder weniger nährstoffarmen Torfen. Scheuchzers Wollgras gedeiht in Flachmooren, vermoorten schlammigen Tümpeln, Gräben und Seen und Verlandungszonen stehender Gewässer. Es gedeiht am besten auf nicht allzu basenartigen, torfigen oder rohhumushaltigen, nassen Böden. Wo es an Hochalpenseen mit flachen Ufern größere Bestände bildet, trägt es wesentlich zu deren Verlandung bei. Es ist eine Charakterart des Eriophoretum scheuchzeri aus dem Verband Caricion fuscae.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 5w+ (überschwemmt aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).

Taxonomie

Scheuchzers Wollgras wurde 1800 von David Heinrich Hoppe in Botanisches Taschenbuch S. 104 als Eriophorum scheuchzeri erstbeschrieben. Das Artepitheton scheuchzeri ehrt Johannes Scheuchzer (1684–1738), den Verfasser einer Agrostographia Helvetica und Bruder des Naturforschers Johann Jakob Scheuchzer.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 46. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.
  2. 1 2 3 Eriophorum scheuchzeri Hoppe In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. März 2021.
  3. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 158.
  4. Eriophorum scheuchzeri. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  5. 1 2 Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen. 11. Auflage. Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07613-X.
  6. 1 2 Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  7. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 219.
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