Gemeinde Schiermonnikoog

Flagge

Wappen
Provinz  Fryslân
Bürgermeister Ineke van Gent (GroenLinks)
Sitz der Gemeinde Schiermonnikoog
Fläche
 – Land
 – Wasser
199,07 km2
37,04 km2
162,03 km2
CBS-Code 0088
Einwohner 985 (1. Jan. 2023)
Bevölkerungsdichte 5 Einwohner/km2
Koordinaten 53° 29′ N,  12′ O
Vorwahl 0519
Postleitzahlen 9166
Website Homepage von Schiermonnikoog
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Schiermonnikoog [anhören] (deutsch „Insel der grauen Mönche“; westfriesisch Skiermûntseach, im lokalen westfriesischen Dialekt Schiermonnikeich) ist eine der Westfriesischen Inseln. Mit 16 mal 4 Kilometern ist sie die kleinste der fünf bewohnten niederländischen Waddeneilanden (deutsch „Wattinseln“). Sie zählt 985 Einwohner (Stand 1. Januar 2023) und wurde 2006 von der Nederlandse Christelijke Radio-Vereniging zum „schönsten Ort der Niederlande“ ernannt.

Geschichte

Insel der grauen Mönche

Die Insel entstand vor weit über 1000 Jahren. Als Wattinsel hat sie sich in Form und Umfang stark verändert. Daher sind die ältesten Teile der heutigen Insel nur ungefähr 800 Jahre alt. Wann und von wem Schiermonnikoog zum ersten Mal besiedelt wurde, ist nicht bekannt.

Der Name „Schiermonnikoog“ taucht zum ersten Mal in einer Urkunde des holländischen Grafen Philipp der Gute auf. Dieses Dokument aus dem Jahr 1440 beweist, dass die Insel dem Abt des friesischen Klosters Klaarkamp in Rinsumageest bei Dokkum gehörte. Die Zisterziensermönche trugen graue Kutten. Diesem Umstand verdankt die Insel ihren Namen: Im Westfriesischen bedeutet schier „grau“, monnik „Mönch“ und oog „Insel“ – „Insel der grauen Mönche“. Ein solcher Mönch ziert das Wappen der Insel und seit 1961 erinnert im Dorf eine Bronzestatue des niederländischen Künstlers Martin van Waning an die Mönche.

Beschlagnahmung und Privatbesitz

Die Besitztümer des Klosters wurden 1580, als sich in Friesland die Reformation durchsetzte, von der Verwaltung der Provinz beschlagnahmt. Die Provinz verpachtete die Grundstücke weiter. Im Jahr 1638 war Friesland jedoch mit den Zahlungen für den Krieg der niederländischen Republik so in Rückstand geraten, dass etliche Klostergüter verkauft werden mussten. Zu diesen gehörte auch Schiermonnikoog. Im Jahr 1640 erwarb der Kaufmann Johan Stachouwer, der aus Amsterdam stammte, nach zwei Vorbesitzern die Insel. Sie blieb auch in der Folgezeit, wie Ameland, eine Erbherrschaft. Für Johan Stachouwer war der Kauf von Schiermonnikoog eine Geldanlage. Die Verwaltung wurde in seinem Namen von einem Drost und vier Bürgermeistern ausgeübt. Im 18. Jahrhundert ergaben sich zwischen der Familie Stachouwer und dem Groninger Regentengeschlecht Tjarda van Starkenborgh Eheverbindungen; daraus entstand der Name Tjarda van Starkenborgh Stachouwer. Etwa ab 1720 wurde das heutige Dorf Schiermonnikoog quasi am Reißbrett geplant und errichtet, da das erste Dorf (Westerburen, etwa zwei Kilometer weiter westlich) durch die stetige Erosion an der Westkante der Insel schließlich zerstört wurde. Das älteste auf der Insel erhaltene Haus datiert von 1721. Erste Deiche wurden 1767 errichtet. Die Leuchttürme Noordertoren und Zuidertoren wurden 1853 erbaut. In der französischen Zeit verlor die Familie Stachouwer den größten Teil ihrer herrschaftlichen Rechte. Sie blieb jedoch Besitzer des Grund und Bodens.

Erster Aufschwung und Niedergang des Tourismus

1858 oder 1859 wurde die Insel an John Eric Banck aus Den Haag verkauft, der 1860 durch Eindeichung dem Wattenmeer einen 260 Hektar großen Polder abgewann. Banck begründete den Tourismus auf der Insel, indem er Schiffsverbindungen nach Groningen und Zimmervermietungen organisierte sowie einen Strandpavillon bauen ließ. Denn für die Inselbewohner war es immer schwieriger geworden, von Fischerei und Seefahrt zu leben, die Einwohnerzahl war folglich stark gesunken. Im Jahr 1866 wurde Schiermonnikoog zum Seebad erklärt; bis Banck 1881 einen größeren Pavillon und neue Wege bauen ließ, die von so genannten Badekutschen befahren werden konnten, verirrten sich jedoch nur wenige Gäste auf die Insel. Banck eröffnete 1887 mit Hilfe von Investoren ein neues Badhotel am Strand nördlich des Dorfes, verkaufte dann die Insel aber 1892 oder 1893 an den deutschen Grafen Berthold Hartwig Arthur von Bernstorff-Wehningen. Seine Familie förderte den Tourismus trotz der Bemühungen des 1899 gegründeten Fremdenverkehrsvereins und des traditionsreichen Hotels Van der Werff im Dorf kaum und wenig bereitwillig weiter. Drei Generationen lang blieb die Insel im Besitz der Familie; in ihre Zeit fallen zwar die Anlage eines Friedhofs für Schiffbrüchige und Soldaten um 1920 und der Bau des ersten Schiffsanlegers 1927 (heute ein Jachthafen). Mit dem Verlust des Badhotels an das Meer und mit den Weltkriegen – trotz einer deutlichen Erholung zwischen den Kriegen – kam der Fremdenverkehr aber praktisch zum Erliegen.

Im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs errichteten die deutschen Besatzer in den Dünen unter anderem mehrere Bunker als Teil des Atlantikwalls. Einer davon, der seitdem Wasserman genannte Bunker, war als Fundament für das gleichnamige Radargerät angelegt worden. Unter dem Codenamen Schlei bauten die Besatzer nordöstlich des Ortes, am Ende des heutigen Prins-Bernhard-Wegs, eine Art Bunkerdorf mit Radarposten, Flakgeschützen und getarnten Baracken; außerdem legten sie eine Schmalspurbahn an. Die Wehrmachtsbesatzung unter dem (letzten) Inselkommandanten Kapitänleutnant Wittko umfasste 600 Mann.

Als im April 1945 der Norden der Niederlande von kanadischen Truppen befreit wurde, flüchtete eine Gruppe von etwa 130 SS-Leuten nach Schiermonnikoog. Es handelte sich um das SD-Personal des berüchtigten Scholtenhuis in Groningen. Erst am 11. Juni wurden die letzten 730 Deutschen auf Schiermonnikoog abgeführt. Die 130 SD-Leute wurden vor Gericht gestellt und bestraft. Nach dem Krieg wurde die Insel 1945 vom Königreich der Niederlande als Vijandelijk Vermogen (feindliches Vermögen) beschlagnahmt; die Familie von Bernstorff wurde enteignet und floh.

Schiermonnikoog heute

Seit den 1960er Jahren ist Schiermonnikoog eine beliebte Urlaubsinsel (heute ca. 300.000 Besucher pro Jahr) mit einem Badestrand, der bis zu einem Kilometer breit ist und damit zu den breitesten Badestränden Europas zählt. Die Hauptstraße – Lange Streek – ist gesäumt von Backsteinhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Ebenfalls erhalten sind das Gutshaus Rijsbergen am Dorfrand und das alte Rathaus im Ortskern, die heute beide als Hotels genutzt werden. Schiermonnikoog verfügt über die übliche touristische Infrastruktur mit Unterkünften, Camping, Restaurants, Läden, Museen, Veranstaltungen, Aktivitäten und einer Fähranbindung nach Lauwersoog. Besucher können zwar keine Autos mit auf die Insel nehmen, es existieren jedoch Fahrradverleihe, Taxis, Busdienste einiger Hotels und fünf von Arriva betriebene Buslinien.

Im Jahre 2005 schlossen die Provinzen Groningen und Friesland ein Übereinkommen, in dem festgelegt wurde, dass die gesamte Fläche der Insel Schiermonnikoog weiterhin zu Friesland gehört. Dies wurde nötig, da die Insel durch Sandanspülungen weiter nach Osten gewachsen ist und ihre Ostspitze sonst im Bereich der Provinz Groningen läge. Durch den Vertrag wurde die Seegrenze zwischen Friesland und Groningen nach Osten verlegt. Schiermonnikoog hat sich in den letzten Jahren so weit nach Osten vorgeschoben, dass der östliche Teil an der Stelle der 1717 während der Weihnachtsflut versunkenen Insel Bosch liegt.

Nationalpark Schiermonnikoog

Im Jahr 1989 wurden das Wattenmeer und rund 5.400 Hektar der Insel als Nationalpark ausgewiesen. Das Gebiet umfasst Strände, das Watt, Dünen, Salzwiesen und den kleinen See Westerplas, der bis 1965 noch eine Salzwiese war, aber durch einen künstlichen Dünenrücken vom Meer abgetrennt wurde und nun die einzige Süßwasserstelle auf der Insel darstellt. Die östliche Hälfte der Insel ist Vogelschutzgebiet und von April bis Juli teilweise gesperrt. Auch ein Wald gehört zum Gebiet des Nationalparks. Der letzte Privatbesitzer Graf von Bernstorff ließ ihn zwischen 1910 und 1920 als Nadelwald anlegen, da Nadelholz damals im Bergbau sehr gefragt war. Inzwischen wurden die Nadelbäume weitgehend durch Laubbäume, hauptsächlich Birken, verdrängt und es ist ein Mischwald entstanden.

Auf der Insel ist ein Besucherzentrum eingerichtet, das in einer Ausstellung über die Landschaftstypen der Insel informiert und geführte Exkursionen in den Nationalpark anbietet. Neben Wanderungen und Fahrradtouren können auch Busfahrten am Strand (Balgexpres), Kutschfahrten oder Bootstouren unternommen werden.

Das Dorf, der Bancks-Polder, die Umgebung des Dorfes mit Eisbahn, Campingplatz und dem Berkenplas sowie das Dünengebiet im Norden des Dorfes gehören nicht zum Nationalpark. Auf dem Polder sind Milcherzeuger angesiedelt, an einigen Stellen wird Mais angebaut. Hier überwintern große Verbände von Ringel- und Weißwangengänsen.

Politik

Kommunalwahl am 16. März 2022
Wahlbeteiligung: 80,17 %
 %
50
40
30
20
10
0
44,73
32,67
22,6
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SAMENb
SBc
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
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 16
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   6
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   2
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-14
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+16,80
−15,17
−1,63
OBa
SAMENb
SBc
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Anmerkungen:
a Ons Belang
b Samen voor Schiermonnikoog
c Schiermonnikoogs Belang
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Sitzverteilung im Gemeinderat

Der Gemeinderat von Schiermonnikoog formiert sich wie folgt:

ParteiSitze
19821986199019941998200220062010201420182022
Ons Belang134333434
Samen voor Schiermonnikooga22223333243
Schiermonnikoogs Belang21221332122
Democraten Schiermonnikoog 201012
Liberaal Schiermonnikoog33121
Schiermonnikoger Volkspartij11
Gesamt77799999999
Anmerkungen
a 
Die Lokalpartei Samen voor Schiermonnikoog führte bis 2017 den Namen Christelijke Groepering Schiermonnikoog.

Bürgermeister

Seit dem 26. September 2017 ist Ineke van Gent (GroenLinks) amtierende Bürgermeisterin der Gemeinde. Zu ihrem Kollegium zählen die Beigeordneten Johan Hagen (Samen voor Schiermonnikoog), Erik Gerbrands (Schiermonnikoogs Belang) sowie der Gemeindesekretär Peter Küppers.

Kirchen

Auf Schiermonnikoog gibt es folgende Kirchengebäude:

Literatur

  • Hans-Jürgen Vogel, Klaas Sikkema: Schiermonnikoog. Ein kleines Insel-Mosaik. VVV Schiermonnikoog 1999.
  • IVN (Hrsg.): Nationalpark Schiermonnikoog, 2006.
  • Bauke Henstra: De oorlog in woord; Schiermonnikoog 1940-1945, Schiermonnikoog 2010. (Textband)
  • Bauke Henstra: De oorlog in beeld; Schiermonnikoog 1940-1945, Schiermonnikoog 2010. (Bildband)
  • Rolf Bärenfänger, Johannes Adriaan Mol: Die ehemaligen Klosterplätze im Küstengebiet/De voormalige kloosterplaatsen in het kustgebied. In: Land der Entdeckungen. Die Archäologie des friesischen Küstenraums S. 296–309 (2013)
Commons: Schiermonnikoog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Schiermonnikoog – Reiseführer
  • Gemeinde Schiermonnikoog (niederländisch)
  • Fremdenverkehrsverein Schiermonnikoog (deutsch, niederländisch)
  • Nationalpark Schiermonnikoog (niederländisch)
  • F. A. J. van der Ven: Eine umstrittene Insel: Das Eigentum der Insel Schiermonnikoog als Streitsache. In: rjhbrink.eu. 28. November 2012; (niederländisch).
  • Schiermonnikoog – Westfriesische Insel. In: nordwestreisemagazin.de. (Fotos).
  • Herberg Rijsbergen. Archiviert vom Original am 25. März 2023; (niederländisch, Haus Rijsbergen, ehemaliger Sitz der Inselbesitzer).
  • Andreas Heimann: Inselparadies Schiermonnikoog: Schatzsuche am Strand. In: Spiegel Online. 26. Juni 2012;.

Einzelnachweise

  1. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 28. Februar 2023 (niederländisch).
  2. VVV Schiermonnikoog
  3. IVN (Hrsg.): Nationalpark Schiermonnikoog, 2006, S. 9.
  4. IVN (Hrsg.): Nationalpark Schiermonnikoog, 2006, S. 28.
  5. Hans-Jürgen Vogel, Klaas Sikkema: Schiermonnikoog. Ein kleines Insel-Mosaik. VVV Schiermonnikoog 1999, S. 1.
  6. Wim Wennekes, Durk Reitsma: Hotel van der Werff, Schiermonnikoog, BoD 2000, S. 39f.
  7. Wim Wennekes, Durk Reitsma: Hotel van der Werff, Schiermonnikoog, BoD 2000, S. 44f.
  8. www.natuurmonumenten.nl/monumenten/bunker-wasserman (Memento des Originals vom 8. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Niederländisch, abgerufen am 4. Dezember 2016
  9. bunkermuseum.wordpress.com/
  10. IVN (Hrsg.): Nationalpark Schiermonnikoog, 2006, S. 6.
  11. IVN (Hrsg.): Nationalpark Schiermonnikoog, 2006, S. 3.
  12. 1 2 Ergebnisse der Kommunalwahlen: 1982–2002 2006 2010 2014 2018 2022, abgerufen am 4. Mai 2022 (niederländisch)
  13. Ineke van Gent nieuwe burgemeester Schiermonnikoog. In: waldnet.nl. 24. August 2017, abgerufen am 19. Juni 2018 (niederländisch).
  14. Collegeleden Gemeente Schiermonnikoog, abgerufen am 19. Juni 2018 (niederländisch)
westlich davonWestfriesische Inselnöstlich davon
EngelsmanplaatSchiermonnikoogSimonszand
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