Koordinaten: 48° 20′ 0″ N, 38° 25′ 0″ O
Ausgebranntes Auto in Ilowajsk nach Gefechten
Datum | 10. August 2014 bis 2. September 2014 |
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Ort | Ilowajsk, Oblast Donezk, Ukraine |
Ausgang | Sieg der russischen/regierungsfeindlichen Kräfte |
Folgen | Vertreibung der ukrainischen Armee aus Ilowajsk und Umgebung. Beginn einer Gegenoffensive seitens der regierungsfeindlichen Kräfte. |
Konfliktparteien | |
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Volksrepublik Donezk | |
Befehlshaber | |
Semen Sementschenko |
Alexander Sachartschenko |
Verluste | |
214 Gefallene (offiziell), 1000 Gefallene (nach Angaben von Semen Sementschenko) des ukrainischen Militärs |
ca. 300 gefallene Separatistenkämpfer (ukrainische Angaben) |
Die Schlacht um Ilowajsk war ein Kampf zwischen den sich selbst Volksmilizen nennenden prorussischen Kräften und Einheiten der russischen Streitkräfte einerseits sowie der Ukraine andererseits, der vom 10. August 2014 bis zum 2. September 2014 in Ilowajsk andauerte. Die um diese Zeit abgewendete rasche Einkesselung der regierungsfeindlichen Bewaffneten markierte den Wendepunkt im Russisch-Ukrainischen Krieg, der zu einem Andauern des Krieges führte.
Vorgeschichte
Nachdem am 5. Juli 2014 Slowjansk gefallen war, startete die ukrainische Armee zusammen mit Freiwilligenbataillonen eine Gegenoffensive auf Donezk. Während des Vormarsches auf Donezk kämpfte die ukrainische Armee von Süden her, um die russisch-ukrainische Grenze zu sichern und Unterstützung aus Russland zu unterbinden. Damit standen die Freischärlermilizen zunächst kurz vor einer Niederlage.
Die Schlacht
Das Bataillon Donbas, welches von Semen Sementschenko angeführt wurde, nahm am 18. August 2014 große Teile der Stadt ein, die bis dahin von den Milizen gehalten wurde, und hisste die ukrainische Flagge auf dem Gebäude der Stadtverwaltung. Am 20. August 2014 gab die Ukraine bekannt, dass sie die Stadt vollständig kontrolliere, was von den Milizen bestritten wurde. Nach einer Woche erbitterter Kämpfe wurde bekannt, dass 7.000 ukrainische Soldaten eingekesselt worden seien. Bei Zwischenvorstößen der Ukrainer waren zwischenzeitlich russische Soldaten in russischen Armeefahrzeugen getötet worden, Russland hatte laut ukrainischen Angaben acht Bataillone seiner Armee zum Kampf über die Grenze gesandt.
Der russische Präsident Wladimir Putin gab bekannt, dass er sich für einen „humanitären Korridor für die eingekesselten ukrainischen Soldaten“ einsetze. Die Ukrainer nutzten diesen vermeintlichen Korridor zur Flucht aus der Stadt, während der sie mit Panzern, Artillerie und mit Mörsern beschossen wurden, sodass nach ukrainischen Angaben 366 unbewaffnete ukrainische Soldaten fielen. Dies wird von vielen Ukrainern als „Massaker von Ilowajsk“ bezeichnet. Ein deutsches Kamerateam, welches im Auftrag von Udo Lielischkies (Weltspiegel) zuvor aus dem Ilowajsker Kessel berichtete, entkam nur knapp den Kämpfen. Laut Semen Sementschenko fielen bei dem Fluchtversuch mehr als 1.000 ukrainische Soldaten. Bei den Kämpfen kamen zudem mindestens 36 Zivilisten ums Leben. Am 3. September fuhr ein großer Konvoi der russischen Truppen wieder zurück über die Grenze nach Russland. Die Recherchen vom Team um Boris Nemzow führten zur Erkenntnis, dass 150 russische Soldaten in der Schlacht ihr Leben gelassen hatten.
Folgen
Während der ukrainischen Verluste in Ilowajsk starteten die prorussischen Milizen offenbar mit Unterstützung aus Russland mit regulären russischen Truppen eine Gegenoffensive, bei welcher die Ukraine in die Defensive geriet und die Einkesselung von Donezk und Luhansk abbrechen musste. Auch zuvor nicht umkämpfte Gebiete vor allem im Süden der Oblast wurden von regierungsfeindlichen Truppen angegriffen. Während Zwischen-Vorstößen wurde von ukrainischen Einheiten die russische Präsenz dokumentiert, unter anderem ein Wintores-Scharfschützengewehr und die nur von Russland verwendeten Panzer des Typs T-72B3.
Ab diesem Zeitpunkt wurden auch die überall noch funktionierenden ukrainischen Behörden durch neue Machtstrukturen ersetzt.
Aufgrund der im Jahr 2017 publizierten Fall-Anmeldungen beim Versicherer von Angehörigen der russischen Streitkräfte ließen sich für die in jenem Jahr hauptsächlich in Ilowajsk kämpfenden russischen Soldaten die Verluste auf mehr als hundert Personen schätzen. Boris Nemzow hatte schon Anfang 2015 von einer Hinterbliebenenentschädigung von rund 30.000 Euro für 150 Getötete geschrieben – als Bestandteil von Geheimhaltungsverträgen zu den Umständen des Todes.
Weblinks
- Weltspiegel extra: Mörderischer Ukraine-Krieg – Flucht aus Ilowajsk (Aufzeichnung auf YouTube)
Einzelnachweise
- ↑ Anti-gov’t forces in control of eastern town of Ilovaisk (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive), 2. September 2014
- ↑ Mörderischer Ukraine-Krieg – Flucht aus Ilowajsk Weltspiegel extra, 2. September 2014
- ↑ Zeit, 12. September 2014
- ↑ https://www.kyivpost.com/article/content/war-against-ukraine/witnesses-tell-about-attacks-on-ukrainian-soldiers-trying-to-leave-ilovaisk-at-least-100-killed-363204.html
- ↑ https://www.kyivpost.com/article/content/war-against-ukraine/witnesses-tell-about-attacks-on-ukrainian-soldiers-trying-to-leave-ilovaisk-at-least-100-killed-363204.html
- ↑ https://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/vladimir-putin/11066574/Vladimir-Putin-demands-negotiations-over-statehood-for-eastern-Ukraine.html
- ↑ https://www.kyivpost.com/kyiv-post-plus/bodies-of-victims-of-ilovaisk-massacre-still-being-found-counted-weeks-later-368297.html
- ↑ https://www.kyivpost.com/article/content/ukraine-politics/russian-army-general-staff-chief-gerasimov-ten-russian-military-servicemen-suspected-of-involvement-in-ilovaisk-tragedy-sbu-395041.html
- ↑ In den Trümmern der Donezker Volksrepublik, 19. Dezember 2014
- ↑ 107 Ukrainian and 300 Russian soldiers Killed near Ilovaisk – Defense Minister, 14. September 2014
- 1 2 Putin’s Military Revival Is Low on Casualties (Op-ed), The Moscow Times, 6. Dezember 2017
- 1 2 3 Das Verteidigungsministerium hat die Verluste von Militärs in 2012–2016 bekannt gegeben, Wedomosti, 4. Dezember 2017
- 1 2 3 Russia 'lost 220 troops' in Ukraine – Nemtsov report, BBC, 12. Mai 2015
- ↑ Ukraine Suffers Harsh Defeat in Eastern Town, WSJ, 21. September 2014
- 1 2 UN says 36 civilians died in fighting over Ilovaisk – KyivPost – Ukraine's Global Voice. 10. August 2018, abgerufen am 22. April 2022.
- ↑ Pause vom Krieg, Pleite für Kiew
- ↑ Mit einem Trick flohen die Rebellen aus Slawjansk, Welt, 6. Juli 2014
- ↑ Regierungstruppen beginnen Offensive auf Donezk, Zeit vom 26. Juli 2014
- ↑ Ostukraine: Umkämpfter Knotenpunkt. In: DiePresse.com. 20. August 2014, abgerufen am 25. Januar 2018.
- ↑ Abandoned Donbas Battalion fights on, kyivpost, 24. August 2014
- ↑ Ukraine conflict: Fierce battle for town of Ilovaisk, BBC, 20. August 2014
- ↑ Ukrainischer Präsident in der Kritik, Deutschlandfunk, 28. August 2014
- ↑ Tödliche Falle Ilowajsk – Putins Armee im Ukrainekrieg (Memento vom 6. Juli 2015 im Internet Archive), WDR, 6. Oktober 2014.
- ↑ Survivors recall Ilovaisk massacre, Kyivpost, 3. September 2014
- ↑ UKR Mission to UN – Statement von dem UN-Sicherheitsrat, 29. August 2018
- ↑ Weltspiegel extra: Mörderischer Ukraine-Krieg – Flucht aus Ilowajsk. Abgerufen am 29. Mai 2023 (deutsch).
- ↑ WDR: Ukraine-Krieg – Weltspiegel extra berichtet über Flucht aus Ilowajsk – Presselounge – WDR. 1. September 2014, abgerufen am 29. März 2022.
- ↑ https://forensic-archi The Battle of Ilovaisk: Verifying Russian Military Presence in Eastern Ukrainetecture.org/investigation/the-battle-of-ilovaisk The Battle of Ilovaisk: Verifying Russian Military Presence in Eastern Ukraine
- ↑ New evidence emerges of Russian role in Ukraine conflict – Research group Forensic Architecture collected images to use in ECHR case, The Guardian, 18. August 2019
- ↑ Tausende russische Soldaten in der Ukraine, WIWO, 28. August 2014
- ↑ Ein nicht erklärter Krieg, FAZ, 28. August 2014
- ↑ Ukrainian Sergeant: 'This Is Now A War With Russia', Business Insider, 27. August 2014
- ↑ New evidence emerges of Russian role in Ukraine conflict, The Guardian, 18. August 2019
- ↑ The Battle of Ilovaisk: Verifying Russian Military Presence in Eastern Ukraine, Forensic Architecture.org im Auftrag des European Human Rights Advocacy Centre (EHRAC), 2019
- ↑ „Jetzt ist klar, was nach Oktober 1917 vor sich ging“, Nowaja Gaseta, 1. August 2018