Zeitgenössische Darstellung (1896)
Datum | 1. März 1896 |
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Ort | Adua, Äthiopien |
Ausgang | Sieg der Äthiopier |
Konfliktparteien | |
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Befehlshaber | |
Oreste Baratieri | |
Truppenstärke | |
mehr als 60.000; 42 Kanonen, Maschinengewehre, Kavallerie; 20.000 waren nur mit Speeren bewaffnet |
14.527, 56 Kanonen (anderen Angaben zufolge mehr als 18.000 Mann) |
Verluste | |
10.000 |
mehr als 11.000 (davon 3.000 Gefangene und Verwundete), nur 2.500 Soldaten entkamen |
Halai – Coatit – Senafe – Debra Ailà – Amba Alagi – Mek'elē – Adua
In der Schlacht von Adua (amharisch አድዋ, Adowa, auch Adwa) am 1. März 1896 kämpfte die äthiopische Armee unter Kaiser (Negus Negest) Menelik II. bei der Stadt Adua im Norden Äthiopiens gegen Invasionstruppen des Königreichs Italien unter General Baratieri. Sie war die wichtigste Schlacht des Italienisch-Äthiopischen Kriegs und sicherte die äthiopische Souveränität.
Vorgeschichte
Bereits 1887 hatten italienische Truppen in der Schlacht bei Dogali eine empfindliche Niederlage gegen abessinische Truppen erlitten. Den 1889 geschlossenen abessinisch-italienischen Friedensschluss von Uccialli interpretierte Italien als Protektoratsvertrag. Es kam zu einem erneuten Krieg, in dem die Italiener 1895 bei der Schlacht um den Amba Alagi zunächst eine weitere Niederlage erlitten.
Am 21. Februar 1896 war der Kommandeur der italienischen Truppen, Baratieri, von der italienischen Regierung abgelöst worden. Sein Nachfolger, General Antonio Baldissera, schiffte sich am 23. Februar in Brindisi nach Massaua ein. In der Zwischenzeit entschloss sich Baratieri dazu, sich mit seinen Truppen dem abessinischen Lager bei Adua zu nähern, um dort günstig liegendes Gelände zu besetzen.
Einer der Gründe für den Erfolg der Äthiopier war, dass noch 1889 Italien selbst an Menelik Tausende moderne Gewehre für den Kampf gegen die aus dem Sudan eindringenden Mahdisten und britisch-ägyptische Ansprüche geliefert hatte. Auch die durch Alfred Ilg forcierte eigene Waffenproduktion Äthiopiens spielte eine Rolle.
Verlauf der Schlacht
Am 29. Februar um 21:00 Uhr begannen die Italiener an vier Stellen mit diesem begrenzten Vormarsch, jedoch verliefen sich einige ihrer Verbände in der Nacht. Als sie am nächsten Morgen von den Äthiopiern entdeckt wurden, hatte die italienische Führung kein vollständiges Bild der Lage mehr, während die drei isolierten italienischen Brigaden vom Gegner nacheinander geschlagen wurden.
Folgen
Dreitausend italienische Gefangene wurden erst nach Anerkennung der vollständigen Unabhängigkeit Äthiopiens freigelassen. Die Provinz Eritrea wurde offiziell italienischer Besitz. Die italienischen Expansionsbestrebungen waren damit für die nächsten 40 Jahre unterbunden. Äthiopien blieb (neben Liberia, das allerdings von 1817 bis 1847 US-Kolonie gewesen war, und Marokko, das 1912 französisches Protektorat wurde) der einzige afrikanische Staat, der nicht unter Kolonialherrschaft stand (bis 1922, als auch Ägypten formal wieder unabhängig wurde). Adua wurde somit zu einer Niederlage stellvertretend auch für andere Kolonialmächte in Afrika. Andererseits hatte sich Äthiopiens Kaiser Menelik II. für seinen Widerstand gegen Italien erst der Rückendeckung der mit Italien rivalisierenden Großmächte Frankreich und Russland versichern müssen.
In Europa fand – auf dem Höhepunkt des „Zeitalters des Imperialismus“ – der Sieg der Truppen eines afrikanischen Landes über das Heer einer europäischen Kolonialmacht ein großes Echo. Die Niederlage führte zu einer schweren Regierungskrise in Italien und zum Sturz der von Ministerpräsident Francesco Crispi angeführten Regierung Crispi IV.
Der Diktator Mussolini nutzte den Wunsch vieler Italiener nach „Rache für Adua“ als Propagandainstrument zur moralischen Mobilisierung der Bevölkerung vor und während seines Überfalles auf das Kaiserreich Abessinien (Abessinienkrieg). Nach der Niederlage war Äthiopien bis zur Befreiung 1941 Teil der italienischen Kolonie Italienisch-Ostafrika.
Der Siegestag der Schlacht von Adua ist bis heute ein äthiopischer Feiertag.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Ferdinand Siebert: Adua, eine Wende italienischer und europäischer Politik. In: Historische Zeitschrift, Jg. 181, H. 3 (1956), S. 533–579.
- Thea Büttner, Heinrich Loth, Christian Mährdel: Geschichte Afrikas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Teil 2: Heinrich Loth: Afrika unter imperialistischer Kolonialherrschaft und die Formierung der antikolonialen Kräfte 1884–1945. Akademie-Verlag, Berlin 1976, S. 25.
- Bruce Vandervort: Wars of Imperial Conquest in Africa, 1830–1914 (= Warfare and History). UCL Press, London 1998, ISBN 1-85728-487-9.
- Giulia Brogini Künzi: Der Sieg des Negus: Adua, 1. März 1896. In: Stig Förster, Markus Pöhlmann, Dierk Walter (Hrsg.): Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48097-7, S. 248–263.
- Ralf Höller: Menelik II. von Äthiopien. In: Ralf Höller: Der Kampf bin ich. Rebellen und Revolutionäre aus sechs Jahrhunderten (= Aufbau-Taschenbücher 8054). Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-7466-8054-9, S. 222 ff.
- Sean McLachlan: Armies of the Adowa Campaign 1896 – The Italian Disaster in Ethiopia (= Men-at-Arms • 471). Osprey, 2011, ISBN 978-1-84908-457-4.
- Raymond Jonas: The Battle of Adwa: African Victory in the Age of Empire. Belknap, 2011, ISBN 978-0-674-05274-1. Reprint: Belknap, 2015, ISBN 978-0-674-50384-7.