Schlegel
Stadt Zittau
Koordinaten: 50° 59′ N, 14° 53′ O
Höhe: 284 m ü. NN
Fläche: 13,23 km²
Einwohner: 916 (31. Mrz. 2016)
Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2005
Eingemeindet nach: Hirschfelde
Postleitzahl: 02788
Vorwahl: 035843
Lage von Schlegel auf dem Gebiet der Stadt Zittau

Das Dorf Schlegel bildet mit dem Weiler Burkersdorf einen Ortsteil der Stadt Zittau in der südöstlichen Oberlausitz. Der Ort hat rund eintausend Einwohner und liegt im Landkreis Görlitz im Freistaat Sachsen. Bekannt ist Schlegel unter anderem durch das Naherholungsgebiet Schlegler Teiche, die ehemalige Ausflugsgaststätte Schlegler Mühle, die Schlegler Blasmusikanten und den dort hergestellten Oberlausitzer Baumkuchen.

Geographie

Lage und Ausdehnung

Der Ort liegt im südöstlichen Teil des Landkreises im Tal des Kemmlitzbaches und erstreckt sich dabei über eine Länge von etwa 4,5 Kilometern. Östlich des Dorfes verläuft die Bundesstraße 99 zwischen Hirschfelde und Ostritz. Historisch gesehen ist Schlegel ein Waldhufendorf, entwickelte sich aber mit der Zeit zu einem Straßendorf. Die markanteste Ergebung auf dem Gebiet des Ortes ist der Schlegelberg. Im Osten und Nordosten befindet sich der Klosterwald, im Südwesten der Oberwald.

Nachbarorte

Insgesamt grenzen sieben Orte an Schlegel. Dies sind Neundorf im Nordwesten, Dittersbach im Norden, Ostritz im Nordosten, Rosenthal im Südosten, Dittelsdorf im Süden, Wittgendorf im Südwesten und Großhennersdorf im Westen.

Geschichte

Wann Schlegel gegründet wurde, ist nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass der Ort durch die Einwanderung von fränkischen und schwäbischen Siedlern entstand. Es gibt auch Vermutungen, dass Schlegel als Vorwerk von der Herrschaft der Burg Ronow angelegt wurde.

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes findet sich auf einer Verkaufsurkunde vom 18. Dezember 1287, durch die Johann von Michelsberg Schlegel an das Kloster St. Marienthal abtrat. Bis ins 19. Jahrhundert blieb der Ort in klösterlichem Besitz. Im Gegensatz zu dem adlig beherrschten Burkersdorf mussten die Schlegler Bauern nur sehr geringen Abgaben leisten. Dennoch war es ihnen unter Strafe verboten ohne herrschaftliche Erlaubnis ihren Kindern ein Handwerk beizubringen, auszuwandern oder sogar Tabak zu rauchen. Der Dreißigjährige Krieg traf das Dorf schwer, nach 1648 lagen so vier Bauerngüter wüst.

Als ursprüngliches Gewerbe betrieben viele Schlegler Ackerbau und Hausweberei. Während der Industrialisierung entstanden in Hirschfelde viele Fabriken, die auch Arbeiter aus Schlegel anlockten. Am 1. Juli 1950 wurde Burkersdorf, das schon vorher durch eine gemeinsame Kirchen- und Schulgemeinde mit Schlegel verbunden war, nach Schlegel eingemeindet. Durch die Kollektivierung der Landwirtschaft entstanden auch in Schlegel 1960 drei Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften.

Die eigenständige Gemeinde Schlegel bestand bis Ende 2004 und wurde zum 1. Januar 2005 nach Hirschfelde eingemeindet. Zum 1. Januar 2007 wurde Schlegel zusammen mit Hirschfelde in Zittau eingegliedert.

Bevölkerungsentwicklung

JahrEinwohner
1558100
1777450
1834800
1855878
1871879
1890822
1910662
1925766
1939761
19461105
19501744
19641433
19901088
20001136
31.10.20071030
31.10.20081012
31.10.2009996
31.10.2010979
31.10.2011959
31.10.2012953
31.03.2016916

Im Jahr 1558 wirtschafteten in Schlegel 20 besessene Mann, 1777 lebten dagegen schon 13 besessene Mann, zwei Gärtner und 75 Häusler im Ort.

Die erste Bevölkerungserhebung in Sachsen, in der nicht die Besitzverhältnisse, sondern jeder einzelne Einwohner gleichwertig gezählt wurde, erfolgte im Jahr 1834, damals lebten 800 Personen im Ort. Die Bevölkerung vergrößerte sich innerhalb der nächsten Jahrzehnte nur minimal auf 878 Einwohner im Jahr 1855, fiel aber bis 1910 auf 662. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die Einwohnerzahl auf etwa 760 Bewohnern. Nach Ende des Krieges fanden viele Flüchtlinge in Schlegel eine neue Heimat, so dass die Bevölkerung auf knapp 1150 Einwohner anwuchs. Ihren historischen Höchststand erreichte die Einwohnerzahl im Jahr 1950 nach der Eingemeindung von Burkersdorf. Durch die schlechte wirtschaftliche Situation der Region und den Effekt der Überalterung leben heute knapp unter 1000 Personen im Ort.

Ortsnamenformen

Ortsnamensformen von Schlegel sind unter anderem Slekel (1287), Slegil (1334), Slegel (1416), Schlegel (1558) und Schlegel b. Ostritz (1875). Der Ortsname leitet sich vom althochdeutschen Wort slegil, einem Werkzeug zum Schlagen, ab. In abgeleiteter Form könnte dies auf eine kleine Rodung hindeuten, da die Oberlausitz in früheren Zeiten stark bewaldet war. Heute ist die Form Schlegel gebräuchlich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dialekt

In Schlegel wird eine Abart der Oberlausitzer Mundart gesprochen, die zu den oberdeutschen Kürzungsmundarten gezählt wird. Ein typisches Merkmal dieser Mundarten ist ein Vokalschwund, im Schlegler Dialekt zeigt sich dieser sehr deutlich. So wird etwa das Wort gesehen zu gsahn oder Eidechse zu Eidechs. Als weitere Eigenart gilt eine Vorliebe für Klänge, Formen und Wörter aus dem Schlesischen. Die knappe Sprechweise und der damit verbundene eigentümliche Sprachakzent gelten als weitere Charakteristika. Wie fast in der gesamten Oberlausitz stirbt aber auch dieser Dialekt langsam aus, die Jugend spricht heute nur noch mit relativ geringer Dialektprägung.

Bauwerke

Die Schlegler Johanniskirche gilt als eine der ältesten Historismus-Saalkirchen in der Region. Sie wurde vom Zittauer Architekten Carl August Schramm entworfen, ihre Weihe fand 1845 statt. Sie verfügt über drei Buntglasfenster, die im Altarraum für ein interessantes Farbspiel sorgen. Heute gehört die Kirchgemeinde Schlegel zur Region Siebenkirchen.

Der Friedhof in Schlegel zählt seit der Eingemeindung 2007 zur Gruppe der Friedhöfe in Zittau. Er ist aus einem historischen Kirchhof hervorgegangen und wird als konfessionelle Begräbnisstätte von der Kirchgemeinde Siebenkirchen-Dittelsdorf im Kirchenbezirk Löbau-Zittau der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens verwaltet.

Die ehemalige Wassermühle Schlegler Mühle wurde 1715 erbaut. Bis 2010 war sie ein Landgasthof und eine Pension. Als Besonderheit wurde hier ein Urlaub mit eigenen Pferden angeboten. Mit der Schließung zum 31. Oktober 2010 aus wirtschaftlichen Gründen und dem Verkauf der Immobilie endet eine lange Tradition der Gastbewirtung in Schlegel.

Gedenkstätten

An der ehemaligen Schule in der Dorfstraße 69 erinnert eine Gedenktafel an den im Ort gebürtigen Lehrer und Widerstandskämpfer Alfred Schmidt-Sas, der 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde.

Persönlichkeiten

Folgende Personen wurden in Schlegel geboren oder wirkten hier:

Siehe auch

Literatur

  • Die südöstliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge (= Werte der deutschen Heimat. Band 16). 2. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1971, S. 55f.
  • Hermann Knothe: Geschichte der Dörfer Burkersdorf und Schlegel in der königlich sächsischen Oberlausitz. Pahl, Zittau 1862 (Digitalisat)
Commons: Schlegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadtanzeiger Nr. 281 (April 2016). (PDF; 2,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Stadtverwaltung Zittau, 10. April 2016, archiviert vom Original am 19. April 2016; abgerufen am 19. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Gebietsänderungen ab 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2005. (PDF; 12 kB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 1, abgerufen am 15. Februar 2016.
  3. Gebietsänderungen ab 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2007. (PDF; 13 kB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 1, abgerufen am 15. Februar 2016.
  4. C. F. T. Rudowsky: Verzeichniß der gesammten Ortschaften des Königreichs Sachsen ... nach der Zählung am 3. Dezember 1855. Ramming, Dresden 1857, S. 138.
  5. 1 2 Schlegel im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  6. Ev.-Luth. Kirchgemeinde Hirschfelde-Dittelsdorf-Schlegel. Ev.-Luth. Kirchenbezirk Löbau-Zittau, abgerufen am 15. Februar 2016.
  7. Friedhöfe in Siebenkirchen, Zugriff am 24. Mail 2022
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.