Schlierfermühle
Gemeinde Sengenthal
Koordinaten: 49° 13′ N, 11° 27′ O
Höhe: 419 m ü. NHN
Einwohner: 8 (25. Mai 1987)
Postleitzahl: 92369
Vorwahl: 09181
Schlierfermühle aus südlicher Sicht

Schlierfermühle (auch „Schlierfmühle“, 1836) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Sengenthal im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Lage

Die Einöde Schlierfermühle liegt westlich vor der Albstufe des Oberpfälzer Jura und westlich des Betonsteinwerkes Bögl an dem der Sulz zufließenden Wiefelsbach. Dieser betrieb das Mühlrad für den einen Mahlgang (so 1836). Schlierfermühle ist zu erreichen über eine Gemeindeverbindungsstraße zwischen der Bundesstraße 299 im Osten und dem Sengenthaler Gemeindeteil Stadlhof im Westen.

Geschichte

Für 1670 ist in einer Zehentbeschreibung der Pfarrei St. Peter und Paul Berngau überliefert, dass der Klein- und Großzehent der Mühle dem Kurfürsten zukommt und nicht der Pfarrei mit ihrer Filiale St. Nikolaus Reichertshofen, in die die Mühle gepfarrt war. Wie lange die Mühle vor 1670 bestand, ist nicht bekannt. Benannt ist die Mühle wohl nach der Müllerfamilie Schlierf, die sich auch auf anderen Mühlen nachweisen lässt; ein Fritz Schlierf, Bürger zu Neumarkt, ist bereits 1390 nachgewiesen. Zur Schlierfermühle gehörte die Schlierferhaide, bis diese mit ihrem Einödhof vor 1938 Ortsteil der Gemeinde Sengenthal wurde (1938: 2 Einwohner).

Am Ende des Alten Reiches, um 1800, gehörte die Mühle der Müllerfamilie Schlierf zur Oberen Hofmark Berngau und unterstand hochgerichtlich dem herzoglich-baierischen Schultheißenamt Neumarkt.

Im Königreich Bayern wurde zwischen 1810 und 1820 der Steuerdistrikt Forst, dann die gleichnamige Ruralgemeinde des Rentamtes Neumarkt gebildet, die aus Forst selber, Braunshof, Rocksdorf und Stadlhof bestand. In diese Gemeinde wurde die Gemeinde Wiefelsbach des Steuerdistrikts Reichertshofen mit ihren zehn Einöden integriert, nämlich die Schlierfermühle, die Schmidmühle, die Kindlmühle, die Kastenmühle, die Birkenmühle, die Braunmühle, der Dietlhof, die Gollermühle, die Ölkuchenmühle und die Seitzermühle.

Gemäß der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bestand die „Schlierfmühle“, einer der zehn Orte der Gemeinde Forst im Landgericht Neumarkt, aus sechs Gebäuden und hatte zehn Einwohner; an Großvieh waren fünf Pferde und 28 Stück Rindvieh vorhanden. 1883 übernahmen die Schlierfermühle und die Gollermühle die pfarrliche Abgabe „Läutgarbenreichnis“ der gerade abgebrochenen Kindlmühle. 1897 erwarb die Schlierfermühle der Nürnberger Gasthofbesitzer Friedrich Gößwein. 1947 ersetzte eine Turbine das Mühlrad. Der Mahlbetrieb wurde 1957 aufgegeben, nicht aber die Landwirtschaft. 1992 kam zu dieser ein Recycling- und Kompostier-Unternehmen hinzu.

1964, also kurz vor der Gebietsreform in Bayern, bestand die Gemeinde Forst aus 14 Gemeindeteilen, darunter die Schlierfermühle und die Schlierferhaide.

Das Mühlengebäude, ein zweigeschossiger Bau mit einem Schopfwalmdach, stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und gilt als Baudenkmal. Unweit des Mühlenanwesens errichteten die Mühlenbesitzer im Jahr 2000 eine Kapelle mit Dachreiter und mit einem geschnitzten Altarbild der Heiligen Familie.

Einwohnerzahlen

  • 1830: 6 (1 Haus)
  • 1836: 15 (1 Haus)
  • 1861: 9 („Schlirfmühle“, 3 Gebäude)
  • 1871: 10
  • 1938: 9 (Schlierferhaide: 2)
  • 1961: 11 (2 Wohngebäude einschließlich der Ansiedelung Schlierferhaide)
  • 1987: 8 (1 Wohngebäude, 2 Wohnungen; Schlierferhaide: 6 Einwohner, 1 Wohngebäude)

Literatur

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. und II. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937/1938
  • Kurt Romstöck (Text) und Alfons Dürr (Zeichnungen): Die Mühlen im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. , Neumarkt i. d. Opf. 2004
  • Bernhard Heinloth: Neumarkt. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 16. Kommission für Bayrische Landesgeschichte, München 1967, ISBN 3-7696-9900-9 (Digitalisat).
Commons: Schlierfermühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 260 (Digitalisat).
  2. Repertorium des topographischen Atlasblattes Neumarkt, 1836, S. 28, 53
  3. Buchner I, S. 102
  4. Buchner II. S. 453
  5. Heinloth, S. 242, 279
  6. Heinloth, S. 322 f., 329 (dort falsch „Wieselsbach“)
  7. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern... nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Decbr. 1875, München 1876, Spalte 881
  8. Buchner II, S. 452
  9. Romstöck/Dürr, S. 169
  10. Heinloth, S. 322 f.
  11. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 159
  12. Romstöck/Dürr, S. 170
  13. Karl Friedrich Hohn: Der Regenkreis des Königreichs Bayern, geographisch und statistisch beschrieben, Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1830, S. 142
  14. Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 41
  15. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Spalte 707
  16. Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern... nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Decbr. 1875, Spalte 881
  17. Buchner II, S. 453
  18. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 553
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