Das Schloss Gusow ist ein Schloss in der Gemeinde Gusow-Platkow in Brandenburg. Es steht in der Denkmalliste des Landes Brandenburg.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahre 1353. In der Frühzeit war Gusow ein Nebengut derer von Barfuß, vertreten durch Kuno von Barfuß, kurbrandenburgischer Rat und Ritter des Ordens der Heiligen Jungfrau, vermählt mit Katharina von Waldow-Reitzenstein. Im Jahr 1649 erwarb der kurfürstlich-brandenburgische Generalfeldmarschall und Statthalter von Pommern Georg von Derfflinger von der Familie Schapelow das Gutshaus. Über das Aussehen des alten Gutshauses gibt es keine gesicherten Angaben. Derfflinger hielt sich oft in Gusow auf. Im Jahr 1695 erbte sein Sohn Friedrich das Gutshaus. Nach dessen Tod 1724 kaufte es der General Heinrich Karl von der Marwitz, dessen Schwiegersohn Otto Friedrich Christoph von Podewils erbte es 1744. Er baute das Gutshaus ab 1750 zu einer Dreiflügelanlage aus. Ebenso wurde der barocke Garten umgestaltet. 1781 erbte sein Sohn Friedrich Heinrich von Podewils das Gutshaus. Er schuf die Ruine im neugotischen Stil im Garten.
Seit 1805 residierten auf Gusow Angehörige des Hauses Schönburg, namentlich Alfred Friedrich Fürst Schönburg-Stein-Hartenstein auf Hartenstein. Gräfin Marie Clementine von Schönburg-Hinterglauchau (1789–1863) war seit 1804 Haupterbin der ehemals Podewils’schen Güter Gusow und Platkow. Die Miterben wurden ausgezahlt, so dass die Familie Schönburg-Hinterglauchau unter Graf Heinrich (1794–1881), dem Mann von Clementine, nun Besitzer von Gusow war. Das Schloss war nun nicht mehr herrschaftlicher Wohnsitz, sondern Jagd- bzw. Sommersitz. Mehrfach waren preußische Könige hier Jagdgäste. 1857 galt die Ehefrau Marie Grafin Schönburg, geborene Fürstin zu Schönburg, als Eigentümerin der Besitzung Gusow.
Ursprünglich standen an dem Brückenkopf zum Schloss flankierend an der Zufahrt zum „Cour d’honneur“ Abgüsse zweier liegender Hirsche, die als Originale von Christian Daniel Rauch (1777–1857) zunächst 1822/26 für den Schlosspark in Neustrelitz angefertigt wurden, und 1843/44 nach einer Überarbeitung für den Eingang des Potsdamer Wildparkes angefertigt wurden.
Zwischen 1870 und 1873 wurde das Schloss komplett neu gestaltet, die Pläne wurden 1847 von Graf Heinrich von Schönburg-Hinterglauchau beauftragt. Die Pläne hat der Wriezener Landbaumeister Ferdinand Neubart erstellt, der das Schloss nach Vorbildern von Karl Friedrich Schinkel plante. Der Stil war der der Neugotik, Details wurden im Tudorstil ausgeführt. Ein besonderes Merkmal waren die reich ornamentierten Schornsteinköpfe. Ebenfalls baulich beteiligt war Moritz Wilhelm Gottgetreu, der unter anderem auch bei anderen großen Schloßprojekten mitwirkte.
1879 weist das amtlich publizierte General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg 1571 ha Fläche des kreistagsfähigen Rittergutes aus, Eigentümer Graf von Schönburg-Glauchau. Zum Gut gehörte eine Brennerei und eine Ziegelei. Die gräfliche Familie betrieb zeitgleich eine Zuckerfabrik, die mit anderen Gutsbetrieben der Region auf der Weltausstellung in Wien Raffinaden ausstellte.
Lange war Erlaucht Klemens von Schönburg-Hinterglauchau (1829–1900) Grundbesitzer auf Gusow. Seine erste Ehefrau war Ottilie von Schönburg-Waldenburg, geboren 1830 in Waldenburg, in Gusow gestorben 1880. Nach seinem Tod lebte seine zweite Ehefrau, Gräfin Frida, geborene Freiin von Fabrice (1864–1943), als Witwe viele Jahre auf Schloss Gusow. Vor 1930 sind für Gut Gusow 1016 ha, für das Domin. Carlshof 318 ha, zu Albertinenhof 170 ha sowie für Neuhof 225 ha aufgeführt. Die Gutsleitung ist mit einem Generalbevollmächtigten, einem Rentamtmann und einem Oberinspektor besetzt. Eigentümer war als Erbe Ulrich Prinz von Schönburg-Waldenburg (1869–1939) mit Hauptwohnsitz auf Schloss Guteborn in der Oberlausitz. Erben wiederum waren dessen jüngeren Söhne Oberstleutnant Prinz Wilhelm von Schönburg-Guteborn (1913–1944), adoptiert von Fürstin Anna Luise zu Schwarzburg, sowie Prinz Georg Ulrich von Schönburg-Guteborn. (1908–1982).
1943 wurde das Schloss das „erste Kriegsaltersheim im Kreis Lebus“. Kranke und ältere Menschen, die aus den ausgebombten Städten kamen, erhielten hier eine vorläufige Bleibe. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Schloss Gusow von der Wehrmacht als Lager und Gefechtsstand verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog kurz die Rote Armee in das Schloss. Im Jahr 1948 ging das Schloss in den Besitz der Gemeinde Gusow über. Zu DDR-Zeiten diente es als Getreidelager, als Geflügelrupfanstalt, als Schule, Kindergarten oder Sitz der Dorfverwaltung. Die Gemeinde verkaufte das leerstehende Schloss im Jahr 1992 für drei Millionen Mark an einen Berliner Architekten.
Schloss
Das Schloss ist ein Bau mit drei Flügeln und zwei Geschossen. An den Flügelbauten des Schlosses befinden sich Ecktürme mit kegeligen Dächern. Die Risalite sind durch Giebel hervorgehoben. Der Uhrenturm an der Gartenseite hat drei Geschosse und ein Zeltdach. Die Ausstattung im Inneren ist teilweise noch aus der Bauzeit vorhanden, das trifft beispielsweise auf den Gartensaal zu.
Schlosspark
Als das Schloss Christoph Otto von Podewils im 17. Jahrhundert gehörte, wurde der Schlosspark angelegt. Vorbilder waren französische Gärten aus der Zeit. Mit dem Neubau des Schlosses wurde auch der Park neu gestaltet. Im Park befindet sich die künstliche Ruine aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sie wird auch Liebesgrotte genannt.
Nutzung des Schlosses
Nach 1992 fanden im Schloss zeitweise Veranstaltungen statt und eine Sammlung von Zinnfiguren und Dioramen zur Geschichte Brandenburgs konnte besichtigt werden. Im Schloss befand sich ein Trauzimmer des Standesamtes Neuhardenberg, ein Restaurant und eine Pension. Um die Jahreswende 2022/2023 wird das Schloss privat genutzt, kann nicht betreten werden, hat eine ungepflegte Umgebung und macht einen renovierungsbedürftigen Eindruck.
Literatur
Architektur
- Georg Dehio, Gerhard Vinken, Barbara Rimpel: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg, Deutscher Kunstverlag, München Berlin 2000, ISBN 978-3-422-03054-1. 2. Auflage 2012. ISBN 978-3-422-03123-4.
- Matthias Barth: Herrenhäuser und Landsitze in Brandenburg und Berlin – von der Renaissance bis zum Jugendstil. Bergstadtverlag Würzburg 2008. ISBN 978-3870572921.
- Barbara Eggers: Schloß Gusow (Große Baudenkmäler, Heft 492). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1995.
- Vinzenz Czech: Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Berlin und Brandenburg, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007. ISBN 978-3-86568-129-4.
- Gerd von Ende: Schloss Gusow – Alles erinnert an den alten Derfflinger. In Die Mark Brandenburg 9/1993, Lucie Großer, Berlin 1993, S. 10 ff.
- Arnold Winkelmann: Gusow und Platkow. Bilder aus den letzten 100 Jahren. Selbstverlag, Gusow 1904. BLHA
Genealogie
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser (Hofkalender) 1942, (Letztausgabe), Jg. 179, II. Abt., Justus Perthes, Gotha 1941. S. 305.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser, Band I, Band 1 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostesee 1951, S. 372. ff. ISSN 0435-2408
- Gothaisches Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser, Band I, Band 1 der Gesamtreihe GGH, Verlag des Deutschen Adelsarchivs, Marburg, 2015, S. 447 ff. ISBN 978-3-9817243-0-1.
Weblinks
- Schloss Gusow (nicht erreichbar)
- Dieses Schloss hat mich gerettet. Joachim Güntner in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 5. August 2011 über Geschichte und Renovierung von Schloss Gusow.
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09180453 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Material zu Schloss Gusow in der Sammlung Alexander Duncker sen. der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Denkmalliste (PDF) (344 kB), Seite 16
- ↑ Moritz Maria von Weittenhiller: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter 1878. 3. Auflage. von Barfuß (von Barfus). Buschak & Irrgang, Brünn, Wien November 1877, S. 35–40 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Kronos genealogisch-historisches Taschenbuch auf das Jahr 1818. Genealogie der sämmtlichen regierenden Häuser und anderer Fürstlichen Familien. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1818, S. CXXXIX (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger auf Matrikelbasis. 1. Auflage. Provinz Brandenburg., X. Lebus. 5. Gusow. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 86 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Robby Joachim Götze: Das Epitaph der Marie Clementine von Schönburg – ein Beispiel neuklassizistischer Grabmalkunst von Hugo Hagen. In: Schriftenreihe Heft 11, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau, 1999, Familie Schönburg-Hinterglauchau auf Schloss Netzschkau: u. a. S. 30, Hirschplastiken an der Brücke zum Schloss Gusow S. 33 (verschiedene Anmerkungen zum Schloss und Gut Gusow und Platkow).
- ↑ Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien 1894. In: Herold Verein (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 3, Gobbin (Gottgetreu; Gusow). W. T. Bruer, Berlin Mai 1894, S. 92–96 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Frankfurt-Lebus. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 60–61, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Centralcommission des Deutschen Reiches für die Wiener Weltausstellung (Hrsg.): Amtlicher Bericht über die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. In drei Bänden. Band 1, Vierte Gruppe. Nahrungs- und Genussmittel als Erzeugnisse der Industrie. Zweite Section. Zucker, Chocolade, Zuckerwaaren und Kaffeesurrogate. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1874, S. 190–191 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch. 1894. Auflage. von Schönburg, von Schönburg-Glauchau, Graf u. Herr Klemens, Standesherr u. Gen.- Maj. a. l. s., M. d. H-H, Erl. Gusow. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 174 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adressbücher. Band VII. 4. Auflage. II. Regierungsbezirk Frankfurt a. O. Kreis Lebus., Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 235 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
Koordinaten: 52° 34′ 20″ N, 14° 20′ 47″ O