Schloss Laufzorn ist ein Schloss im Ortsteil Laufzorn der oberbayerischen Gemeinde Oberhaching. Die Anlage ist unter der Aktennummer D-2-61-000-479 als denkmalgeschütztes Baudenkmal von Laufzorn verzeichnet. Ebenso wird sie als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-1-84-134-40 im Bayernatlas als „untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde im Bereich von herzoglichem Jagdschloss und kurfürstlicher Schwaige Laufzorn mit abgegangener Kirche“ geführt.

Geschichte und Architektur

Anfang des 16. Jahrhunderts hatte Herzog Wilhelm IV. einen Bau einer herzoglichen Schwaige errichten lassen. Zwischen 1616 und 1619 ließ sein Urenkel Herzog Albrecht der Leuchtenberger (1584–1666), ein Bruder des regierenden Herzogs Maximilian I., auf dem Gelände der Schwaige ein neues quergelagertes, zweigeschossiges Haupthaus errichten. Diese unbefestigte Anlage der Renaissance ähnelte typologisch dem von seinem Bruder ab 1617 in Schleißheim erbauten herrschaftlichen Hauptbau (heute: Altes Schloss) und war durch die Kenntnis italienischer Villenbauten beeinflusst. Eine Freitreppe führte zu dem herrschaftlich genutzten ersten Obergeschoss hinauf. Das Anwesen wurde seit dieser Zeit vor allem als Jagdschloss genutzt; Herzog Albrecht verbrachte in Laufzorn regelmäßig den Sommer. Ab 1616 entstand die Dreifaltigkeitskapelle gegenüber dem Hauptgebäude. 1670 erbte Albrechts Neffe Maximilian Philipp das Anwesen, ließ es baulich erweitern und nutzte es bis zu seinem Tod im Jahr 1705.

Später war hier der Sitz einer Hofmark. Ab 1760 wurde Laufzorn vom Haus Wittelsbach als Lehen vergeben, also nicht mehr selbst genutzt. Lehensinhaber von 1760 bis 1762 war Freiherr Philipp Reinhard von Klingenberg (1720–1762), kurbayerischer Kammerherr, Offizier und erster Kommandeur des Bayerischen Kadettenkorps, der auch in der (seit 1803 nicht mehr existenten) Schloss-Kapelle beigesetzt wurde. Es wurde eine spätbarocke Umgestaltung geplant, für die Leutnant Johann Nepomuk Pär verantwortlich war und die wohl nur teilweise verwirklicht wurde. Von 1763 bis 1784 war das Anwesen im Besitz von Johann Georg Dominicus von Linprun.

Im 19. Jahrhundert wechselten dann weiter häufig die Besitzer und entsprechend auch die kommerzielle Nutzung. Der Renaissance-Bau von 1616 wurde um 1860 teilweise in historisierenden Formen erneuert und von 1991 bis 1992 renoviert. Zum Gut Laufzorn, das 1860 Ritter Heinrich von Ranke erwarb, gehörte eine Ziegelei, die mit einer Kleinbahn an die Bayerische Maximiliansbahn (heute Bahnstrecke München–Holzkirchen) angeschlossen war. Seit den 1980er Jahren wird das Anwesen wieder vorwiegend landwirtschaftlich genutzt.

Im Kern hat sich der Renaissance-Bau von 1616 mitsamt dem Steilgiebelbau mit Zwerchhaus auf beiden Seiten und der doppelläufigen Freitreppe bis heute erhalten.

Literatur

  • Georg Paula, Timm Weski: Landkreis München (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.17). Karl M. Lipp Verlag, München 1997, ISBN 3-87490-576-4, S. 166.
  • Kristina Dietrich: Das Jagdschloß Laufzorn. In: Arx 12 (1990), 2, S. 573–576. (maßgeblicher Aufsatz)
  • Georg Dehio (Begründer); Ernst Götz u. a. (Bearbeiter): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern. München/Berlin: Deutscher Kunstverlag, S. 642; ISBN 3-422-03115-4.
  • Andrea Hirner: Frischer und lustiger Ort. Schafe, Ziegel, Pferde: Das ehemalige Wittelsbacher Gut Laufzorn hat eine wechselvolle Geschichte. In: Unser Bayern. November 2014, Jahrgang 63 Nr. 11, S. 6–11.
Commons: Schloss Laufzorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste für Oberhaching (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Abgerufen am 31. Januar 2019 (Denkmalnummer D-1-84-134-40)
  2. Anton von Schönhueb: Geschichte des königlich bayerischen Cadetten-Corps: Aus Original-Quellen verfasst zur 100jährigen Jubel-Feier, München 1856, Seite 27
  3. Friedrich Teicher: Das Königlich Bayerische Kadetten-Corps: von der Gründung bis zur Gegenwart, München 1889, Seite 119

Koordinaten: 48° 0′ 54,9″ N, 11° 33′ 14,7″ O

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.