Das Schloss Neudöbern, auch Herrenhaus Neudöbern genannt, ist ein historisches Herrenhaus in dem zur Gemeinde Luckaitztal gehörenden Dorf Neudöbern im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg. Es steht unter Denkmalschutz, befindet sich jedoch im Verfall.

Geschichte

Mit dem Bau des Herrenhauses in Neudöbern wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts auf Geheiß des sächsischen Kurfürsten August dem Starken begonnen, im Jahr 1703 wurde das Gebäude fertig gestellt. An der Stelle befand sich vorher bereits ein im Jahr 1440 erstmals erwähntes Wasserschloss. Es wurde zunächst von der Adelsfamilie von Thilau/Thielau genutzt, die zu dieser Zeit die Grundrechte über Neudöbern besaßen. Nach dem 1879 erstmals veröffentlichten amtlichen Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer in Preußen bestand der Besitz derer von Thilau (Thielau) aus 836 ha Land, davon 447 ha Wald. Zum Gut gehörte eine eigene Ziegelei.

Im Jahr 1890 ging das Dorf in den Besitz der Familie des Grafen Wilhelm von Pourtalès über. Die Familie stammte ursprünglich aus der Schweiz, und erhielt 1750 in den Preußen den Adelsstand, 1815 die preußische Grafenwürde. Um 1900 erfolgte die Ergänzung eines westlichen Anbaus. Die Grafenfamilie war aktiv in der landwirtschaftlichen Entwicklung, in Viehzucht und standesgemäß in der Pferdezucht. Ebenso war Pourtalès mit mehreren weiteren Vertretern der Familie in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft organisiert. Vor der großen Wirtschaftskrise 1929/30 umfasste das Rittergut Neudöbern des Wilhelm Graf von Pourtalès konkret 800 ha. Verwalter war Oberleutnant a. D. Bernhard von Kranold. Der Graf war vormals zwanzig Jahre Landessyndikus des Markgrafent(h)ums der Niederlausitz und mit Margarete von Loeper verheiratet. Ihre Cousine Katharina wiederum liiert mit Alphons Graf Pourtales-Laasow. Wilhelm (1865–1952) und Margarete von Pourtalès lebte nach 1945 noch kurz in Neudöbern und dann in Niedersachsen. Als Erbe von Neudöbern war Bernhard von Pourtalès vorgesehen, er lebte mit seiner Familie dann Holstein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gutsbesitzer bei den Bodenreformen in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet und das Schloss wurde zu Volkseigentum. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist das Schloss Neudöbern ungenutzt und dem Verfall preis gegeben. Als Folge der Grundwasserabsenkung für den Braunkohletagebau Greifenhain wurde die hölzerne Pfahlgründung des Schlosses teilweise freigelegt, wodurch sie mit der Zeit verwitterte. Daraufhin traten am gesamten Gebäude Risse auf, insbesondere an der nordwestlichen Gebäudeecke, die sich während der 2010er-Jahre fast vollständig vom Rest des Gebäudes löste; mittlerweile fehlt auch das dortige Fenster. Im Jahr 2005 wurde der Schaden am Schloss Neudöbern auf rund 2,4 Millionen Euro geschätzt. Das Gebäude ist akut einsturzgefährdet und darf daher nicht mehr betreten werden.

Architektur

Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger, 9:3-achsiger Putzbau mit Walmdach. Drei Mittelachsen mit dem Eingangsportal sind leicht vorgezogen, die beiden Geschosse werden durch ein Gesims getrennt. Über dem Eingangsportal befindet sich ein kräftiger Segmentgiebel. Über der Tür ist ein geschnitztes Oberlicht mit dem Baujahr des Gutshauses zu finden.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten von den in der preussischen Monarchie ansässigen oder zu derselben in Beziehung stehenden fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häusern, mit der Angabe ihrer Abstammung, ihres Besitzthums, ihres Wappens und der aus ihnen hervorgegangenen Civil-und Militärpersonen, Helden, Gelehrten und Künstler. In: Verein von Gelehrten und Freunden der vaterländischen Geschichte (Hrsg.): Genealogie-Standardwerk. 2. Auflage. Band 2: E–H. Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1842, S. 265–266 (uni-duesseldorf.de).
  2. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 32–33, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  3. Paul Ellerholz, E. Kirstein, Traug. Müller, W. Gerland, Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche 1896. In: Nach amtlichen und authentischen Quellen bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 3. Auflage. I., Das Königreich Preussen, I. Lieferung, Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1896, S. 16–17 (digi-hub.de).
  4. Aus amtlichen Quellen bearbeitet und von der Burgerkanzlei durchgesehen (Hrsg.): Verzeichnis sämtlicher Burger der Stadt Bern auf 1. Januar 1899. Druck und Verlag von Stämpfli & Cic, Bern 1899, S. 189–209 (uni-duesseldorf.de).
  5. Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. Band 1: A–K. T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 214–216 (uni-duesseldorf.de).
  6. 1 2 Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 733.
  7. R. Freytag-Roitz: Die Entwicklung der Landwirtschaft in der Niederlausitz seit ihrer Zugehörigkeit zum Hause Hohenzollern 1815 - 1900. Auf Veranlassung des Markgraftums Niederlausitz. Erste und einzige Auflage. Paul Parey, Berlin 1900, S. 81 (google.de).
  8. Robert Müller: Jahrbuch für wissenschaftliche und praktische Tierzucht 1913. In: Jahrbuch für wissenschaftliche und praktische Tierzucht einschließlich der Züchtungsbiologie. 8 u. Jg. 8. Schaper, Hannover 1913, S. 7–395 (google.de).
  9. Walter Müller: Die Warmblutgestüte der Mark Brandenburg, ihre Geschichte ihr Blutaufbau und ihre Bedeutung für die Landespferdezucht. 1929. Dissertation Landwirtschaftliche Hochschule Auflage. Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und für Berlin, Berlin 1929, S. 140 (google.de).
  10. Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. 1922. In: Fritz Graf von Schwerin-Wendisch Wilmersdorf (Hrsg.): MV. Eigenverlag der DDG, Wendisch Wilmersdorf b. Thyrow 1922, S. 55 (google.de).
  11. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher, Leipzig 1929, S. 193 (martin-opitz-bibliothek.de).
  12. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B. 1942. Adelige Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Landesbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprungs, Offiziers-und Beamtenadel). In: Letztausgabe „des Gotha“. 34. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1941, S. 307 (google.de).
  13. Michael Gockel: Rudolf Lehmann, ein bürgerlicher Historiker und Archivar am Rande der DDR. Tagebücher 1945–1964. In: BLHA (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 70. Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2234-8, S. 31 f., doi:10.35998/9783830522348 (google.de).
  14. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Elsa Freifrau v. Bethmann geb. v. Werner, Friedrich Wilhelm Euler, Wilhelm v. Blaschek, Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1954. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. Band I, Nr. 9. C. A. Starke, 1954, ISSN 0435-2408, DNB 451802519, S. 276.
  15. Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert) 1960. In: In Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolge des Gotha; Vorgänger des GGH. Band II, Nr. 23. C. A. Starke, 1960, ISSN 0435-2408, DNB 456719679, S. 300301.
  16. Eintrag zu Schloss Neudöbern in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 2. Juni 2020.
  17. Uwe Hegewald: Ein Herrenhaus bricht auseinander. Lausitzer Rundschau, 23. April 2011; abgerufen am 2. Juni 2020.
  18. André Winternitz: Gutshaus Neudöbern. rottenplaces.de, 23. Februar 2016, abgerufen am 2. Juni 2020.
  19. Herrenhäuser wie Grabsteine. Lausitzer Rundschau, 4. Oktober 2018; abgerufen am 2. Juni 2020.

Koordinaten: 51° 39′ 24,7″ N, 14° 0′ 54,9″ O

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