Das Schloss Rapperswil steht in Rapperswil im Südwesten des Kantons St. Gallen in der Schweiz. Es thront auf einem felsigen Sporn, welcher ein weites Stück in den Zürichsee vorstösst und von drei Seiten von Wasser umgeben ist. So ist das Schloss natürlich geschützt und dominiert die darunter liegende Altstadt.
Geschichte
Die Burg wurde in den Jahren 1220 bis 1230 von Vogt Rudolf von Rapperswil erbaut, der bis dahin auf der anderen Seite des Obersees in Alt-Rapperswil einen bescheidenen Wohnsitz hatte. Von seinem neuen Platz aus konnte der kurz darauf zum Graf ernannte Rudolf die Wasserstrasse von Zürich zu den Bündnerpässen sowie die Pilgerströme zum Kloster Einsiedeln und den Querverkehr über die Seeenge beim Seedamm einfach überwachen. Bald entwickelte sich am Fuss der Burg die Stadt Rapperswil.
Im Jahr 1336 flüchteten sich die nach einem Umsturzversuch aus Zürich vertriebenen Konstaffler auf die Burg. Zusammen mit dem Grafen Johann II. von Habsburg-Laufenburg planten diese darauf die Zürcher Mordnacht, um das alte Regime Zürichs zu stürzen. Der Anschlag misslang aber und der Bürgermeister von Zürich, Rudolf Brun, nahm schon bald Rache. Im Winter 1350 zogen Brun und seine Truppen vor Rapperswil, nahmen die Burg und die Stadt ein und brannten beide nieder. Herzog Albrecht von Österreich liess kurz darauf als neuer Besitzer das Schloss und die Stadt wieder aufbauen.
Nach dem Aussterben der Linie Habsburg-Laufenburg gelangte das Schloss 1442 in das Eigentum der Stadt Rapperswil. 1464 kaufte sich die Bürgerschaft des Ortes von Habsburg-Österreich los und schloss mit der Eidgenossenschaft den «ewigen Bund», wobei das Schloss bis 1798 als Sitz der eidgenössischen Schirmvögte diente.
Zwischen 1870 und 1927 war im Schloss das von Władysław Plater errichtete Polnische National-Museum untergebracht. Louis Wethli schuf 1869 das Polendenkmal. Nach dessen Verlegung nach Polen blieb das Schloss leer. In der Zeit von 1936 bis 1952 wurden die Räume des Schlosses ein zweites Mal für ein Museum des zeitgenössischen Polen genutzt und während des Zweiten Weltkrieges übernahm dieses Museum die kulturelle Betreuung von im Jahr 1940 in der Schweiz internierten polnischen Soldaten. 1952 wurde die Sammlung des Museums nach Polen transportiert und das Schloss beherbergte ab diesem Zeitpunkt das internationale Burgenforschungsinstitut und zwischen 1962 und 1975 das Schweizerische Burgenmuseum. Seit einer Renovation im 1975 ist zum dritten Mal ein polnisches Museum innerhalb der Mauern des Schlosses untergebracht: das von polnischen Emigranten gegründete Polenmuseum.
Das Polenmuseum ist Zeugnis einer langjährigen polnischschweizerischen Freundschaft. Die polnischen Mieter waren ab 1870 massgeblich daran beteiligt, dass das Schloss vor dem Zerfall gerettet werden konnte. Während der Renovationsarbeiten von 1988–1990 haben sie sich an den Renovationskosten der Museumsräumlichkeiten beteiligt. 2008 setzten sich über 9.000 Personen aus 30 Ländern mit einer Petition für den Erhalt dieses traditions- und symbolreichen Museums im Schloss Rapperswil ein. Am 11. Oktober 2012 lancierte eine Gratiszeitung eine Kampagne gegen die Erneuerung des Mietvertrages zwischen dem Polenmuseum und der Ortsgemeinde Rapperswil als Eigentümerin des Schlosses.
Heutiges Schloss
Die von Albrecht II. wieder aufgebaute Burg bildet ein fast gleichseitiges Dreieck, wobei jede Ecke mit einem Turm verstärkt ist. Der höchste Turm im Südwesten wird Bergfried oder auch Gügeliturm genannt und war lange Zeit der Sitz des Hochwächters, welcher mit Hornstössen die Stadt- und Burgbewohner vor nahender Gefahr oder Flammen warnte. Der fünfeckige Zeitturm im Osten beherbergt drei Glocken und neben einer Sonnenuhr zeigen zwei grosse Zifferblätter die Uhrzeit an. Zwischen diesen beiden Türmen befindet sich in südöstlicher Lage das grosse Schlossgebäude. Daneben führen von den beiden Ecktürmen Wehrgänge zum dritten Turm im Nordwesten, dem Pulverturm. Als Vorwerke der Burg dienten das heutige Bleulerhaus in der einstigen Burggasse sowie der sogenannte Breny-Turm.
- Zeitturm mit den zwei Turmuhren, dem Glockengeläut und der Sonnenuhr, Ansicht vom Hauptplatz
- Gügeliturm mit Teilansicht auf den Lindenhof
- Die Polnische Freiheitssäule mit dem Pulverturm im Hintergrund
- Palas
- Kräutergarten und Polnisches Gartendenkmal, im Hintergrund der Glockenturm der Liebfrauenkapelle die Stadtpfarrkirche
Wer in den geschlossenen Innenhof möchte, muss von der Stadt her zuerst ein doppeltes Tor passieren und gelangt über einen langgezogenen, ummauerten Anstieg entlang des Schlossgebäudes hinauf zur Burgterrasse und zum auf der Westseite der Burg liegenden Portal.
Auf der Burgterrasse, dem Lindenhof, steht seit 1868 die polnische Freiheitssäule als Zeichen der schweizerischen Verbundenheit mit Völkern, die um ihre Freiheit ringen. Von der Terrasse aus hat man zudem einen wunderbaren Ausblick auf die Altstadt, den Zürichsee, auf den Seedamm von Rapperswil und die in der Ferne liegenden Alpen. Auf der Nordseite der Terrasse zieht sich ein betreuter Hirschpark mit 10 bis 15 Damhirschen hinunter gegen den See, welcher an die Sage der Stadtgründung erinnern soll. Im Schloss gibt es neben dem Polenmuseum auch ein Restaurant.
- Der Innenhof wird im Sommer als Gartenrestaurant genutzt.
- Polenmuseum im dritten Obergeschoss des Palas'
- Rittersaal mit hölzernen Gebälk
- Der Hirschpark und seine Bewohner
- Schloss, Stadtpfarrkirche, Liebfrauenkapelle, Herrenberg und Hauptplatz auf dem Stadtmodell im Stadtmuseum Rapperswil-Jona
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Polnisches Museum: Unterschriftensammlung für den Verbleib des Polenmuseums im Schloss Rapperswil 2008 (PDF; 28 kB)
- ↑ Pro Schloss Rapperswil: Geschichte und Bedeutung des Polenmuseums (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 47° 13′ 36″ N, 8° 49′ 6″ O; CH1903: 704487 / 231556