Schloss Rauischholzhausen, ursprünglich Neu Potsdam genannt, ist ein schlossartiger Herrensitz am südwestlichen Ortsrand von Rauischholzhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Ebsdorfergrund in Hessen. Das Schloss gehört der Universität Gießen, die es als Tagungsstätte nutzt. Das Schloss ist vom 32 Hektar großen Schlosspark Rauischholzhausen umgeben, einem Englischen Landschaftsgarten, der zusammen mit dem Bau des Schlosses in den Jahren 1871 bis 1876 angelegt wurde.

Geschichte

1873 kaufte der später geadelte Industrielle und Legationssekretär Ferdinand Eduard Stumm (1843–1925), Abkömmling der Großindustriellenfamilie Stumm, den Besitz der beiden verbliebenen Herren Rau von Holzhausen in Hessen, 1900 hessische Acker Wiesen- und Waldgebiete. Mit dem Verkauf ging die über 500 Jahre alte Geschichte der Familie Rau von Holzhausen zu Ende. Nach Übernahme des Besitzes setzte auf dem Gut „Rauisch Holzhausen“ eine rege Bautätigkeit ein. Zunächst wurden die alte Wasserburg, der anliegende Wirtschaftshof und die Zehntscheune abgerissen. Auf der dahinterliegenden Anhöhe wurde das ansehnliche neue Herrenhaus, genannt Schloss Rauischholzhausen, und in seiner Nähe ein Wirtschaftshof erbaut.

Ferdinand Eduard Stumm war als Teilhaber der Firma Gebrüder Stumm zu großem Wohlstand gekommen und ließ im Wettbewerb mit seinen Brüdern Carl Ferdinand von Stumm und Hugo Rudolf von Stumm, die gleichfalls prächtige Schlösser erbauen ließen (Schloss Halberg und Schloss Ramholz), die Parkanlage und das Schloss anlegen. Das Schloss erhielt den Namen „Neu Potsdam“. Mit der Planung des Schlosses war der Architekt Carl Schäfer beauftragt. Der Park wurde von Heinrich Siesmayer, dem Schöpfer des Frankfurter Palmengartens, gestaltet.

In den Jahren 1938 und 1941 verkaufte Stumms Sohn Ferdinand Carl von Stumm, der bis 1918 ebenfalls im diplomatischen Dienst gestanden hatte und seit dem Tod seines Vaters im Jahre 1925 Schlossherr war, Gutshof, Schloss und Park.

Seit 1949 ist das Schloss Tagungs- und Fortbildungsstätte der Universität Gießen. Außerdem ist dort der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – Bildungsseminar Rauischholzhausen untergebracht.

Literatur

  • Hermann Deuker, Ingo Dienstbach, Klaus Laaser: Der Schloßpark von Rauischholzhausen. 2. Auflage. Verlag der Ferber'schen Universitätsbuchhandlung, Gießen 1986, ISBN 3-922730-42-6 (Erstausgabe: 1983).
  • Rolf Müller (Hrsg.): Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 89–92.
  • Uwe Rüdenburg (Hrsg.): Park und Schloss Rauischholzhausen. Hitzeroth, Marburg 1991.
  • Randolf Fügen: Highlights in Mittelhessen. Wartenberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1044-0.
  • Wolf Hannes Kalden: Der Schlosspark von Rauischholzhausen: Ein englischer Landschaftsgarten in Mittelhessen, (BoD), GRIN-Verlag, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-638-92022-3. 23 Seiten
  • Chris Nees: Schloss Rauischholzhausen, Schöpfung eines kunstverständigen Bauherrn, der mit viel Liebe an seinem Bau hing. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen Band 95, 2010, S. 111–124 (Digitalisat).
  • Chris Nees: Schloss Rauischholzhausen. Books on Demand, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8370-9917-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Schloss Rauischholzhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 45′ 22″ N,  52′ 53″ O

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