Das Herrenhaus Schloss Schmarsow liegt im gleichnamigen Ortsteil Schmarsow der Gemeinde Kruckow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Das in DDR-Zeiten zu Wohn- und Verwaltungszwecken sowie Kulturveranstaltungen genutzte dreiflügelige Gebäude, ist eines der ältesten Herrenhäuser in der Gegend und ein bedeutendes Kulturdenkmal Vorpommerns. Heute befinden sich im Herrenhaus und in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden Ferienwohnungen, in der Schlossküche werden Kochkurse veranstaltet, im Festsaal finden regelmäßig Konzerte statt und die Gesellschaftsräume können für Veranstaltungen gemietet werden.

Geschichte

Der im Jahr 1249 erstmals urkundlich erwähnte Ort Schmarsow war ein ritterschaftliches Lehen der Familie von Maltzahn. Er gehörte zu den Besitzungen der ganz in der Nähe an der Tollense gelegenen Burg Osten, welche sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts im gemeinschaftlichen Besitz der Linien Osten-Kummerow und Sarow der Familie von Maltzahn befand. 1599 gehörte Schmarsow zusammen Anteilen der Orte Pensin, Kruckow, Pritzenow, Kartlow, Plötz und Roidin zum Gutskomplex Vanselow. Es bestand zu dieser Zeit bereits ein Gut im Ort, ob am Platz des später errichteten Herrenhauses ist aber unbekannt. Nach verschiedenen besitzrechtlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Familie von Maltzahn und mit auswärtigen Interessenten, beteiligt waren u. a. der Herzog von Kurland und die Freifrau von Mardefelt, erwarb Philipp Joachim von Parsenow zwischen 1674 und 1695 die gesamten Ostenschen Güter, darunter auch Schmarsow.

Das Herrenhaus wurde von Philipp Joachim von Parsenow am Ende des 17. Jahrhunderts an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Baumaterial dazu wurde auch der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Burg Osten entnommen.

1796 ließ Otto Bogislav von Parsenow das Gebäude restaurieren. Nach dem Aussterben der Parsenows im 19. Jahrhundert stellten mehrere Linien der Familie Maltzahn Erbansprüche, um wieder an die alten Lehnsrechte zu gelangen. Der Jahrzehnte andauernde Prozess wurde erst 1844 abgeschlossen. Schmarsow ging an die Kummerower Linie. Da die Feindschaft zwischen den Prozessparteien aber noch etwa 20 Jahre weiterschwelte, wurde Schmarsow zusammen mit Osten und dem Vorwerk Borgwall schließlich 1855 an den im benachbarten Kartlow ansässigen Woldemar von Heyden-Cartlow verkauft. Die Familie von Heyden-Cartlow blieb bis zur Enteignung 1945 im Besitz Schmarsows. Bereits 1865 wurde das Gut Schmarsow an Ludwig Freiherr von Maltzahn auf Vanselow verpachtet. Im Schloss wohnte der durch die von Heyden eingesetzte Verwalter, aber auch ihre Gäste brachten sie hier unter. Bis 1938 befand sich in den Kellerräumen eine Molkerei.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam das Herrenhaus in den Besitz der Gemeinde Schmarsow, die es zu Wohnzwecken, für die Gemeindeverwaltung, einen Jugendklub, Kulturveranstaltungen und auch als Konsumverkaufsstelle nutzte. Während dieser Zeit wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 2000 verkaufte die Gemeinde das Gebäude. In einer Auktion erwarben es der Politologe und Bildungsforscher Falk Fabich und die Architektin Andrea Ruiken. Unter der Leitung von Andrea Ruiken wurden umfangreiche Sanierungen unternommen.

Die seit den 1950er Jahren durch den ehemaligen Gutshof unmittelbar am Herrenhaus vorbeigeführte Dorfstraße wurde durch eine 2006 fertiggestellte Umgehungsstraße entlastet.

Gebäude

Erreicht man Schmarsow von Kruckow aus, so dominiert der Anblick der beiden mit Voluten verzierten Giebel der Seitenflügel des zweigeschossigen Herrenhauses das Bild des Ortes. Die Giebel tragen die Inschriften „RENOV“ und „1796“, die sich auf das Jahr 1796 beziehen, als das Herrenhaus einer Renovierung beziehungsweise Restaurierung unterzogen wurde. Dendrologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Vermutung, dass die Seitenflügel erst 1796 angebaut wurden, nicht zutrifft. Sowohl der Dachstuhl als auch die Holzbalkendecken der Seitenflügel wurden wie auch die des Hauptgebäudes auf das Jahr 1698 datiert. Zum Portal des zentralen Hauptflügels führt eine zweiarmige, halbkreisförmige Freitreppe. Das Portal selbst ist in der Art einer Ädikula mit gesprengtem Giebel und Pilastern gerahmt. Sonst sind die Putzfassaden (Muschelkalk) mit ihren quadratischen Fenstern nur sparsam gegliedert.

Bei der Sanierung des Schlosses ab 2001 wurden Fragmente von Wandmalereien, Dielen- und Terrakottafußböden sowie Wandbespannungen gefunden. Die 1796 im Erdgeschoss eingebaute „schwarze Küche“ kann von den Gästen besichtigt werden.

Unter dem Fußboden des Kellers wurde 1930 ein verschütteter Brunnen entdeckt. In diesem befanden sich unter anderem Menschenknochen, Schwerter und Waffen. In der Brunnenwand wurde ein vermauerter Zugang gefunden. Volksmündliche Überlieferungen, die von einem unterirdischen Gang zwischen dem Schloss Schmarsow und der Burg Osten an der Tollense berichten, sind jedoch aufgrund der geologischen Gegebenheiten als Sage einzuordnen.

Als Folge der Aufsiedlung des Dorfkerns von Schmarsow nach 1945, dem Abriss der meisten Scheunen und Verfüllung des inmitten des Gutshofes gelegenen großen Teichs verlor das Schloss den Bezug zu seinen früheren Wirtschaftsgebäuden. Der ursprünglich östlich des Schlossgebäudes gelegene barocke Park ging in der Neuordnung der Grundstücke während der Bodenreform verloren. Durch den Erwerb von angrenzenden, westlich gelegenen Flächen wurde wieder ein gestaltbares Umfeld gewonnen, das jedoch nicht mehr mit der historischen Gutsanlage identisch ist. Einzig der Pastorenweg ist ein Relikt des alten Schlossparks.

Literatur

  • Hubertus Neuschäffer: Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 1993, ISBN 3-88042-636-8, S. 176–177.
  • Andrea Ruiken-Fabich: Schloss Schmarsow, 1697–2010, in: Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg. Schriften des Fördervereins Demminer Regionalmuseum e.V.; 7 (Vorträge 2010. Architektur) Thomas Helms Verlag Schwerin 2011, ISBN 978-3-940207-65-4

Einzelnachweise

  1. Dirk Schleinert: Die Gutswirtschaft im Herzogtum Pommern-Wolgast im 16. und frühen 17. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2001, S. 151ff.
  2. Albrecht Maltzan: Beitrag zur Geschichte der Ostenschen Güter in Vorpommern. Schwerin 1843, S. 12ff.
  3. Landesarchiv Greifswald: Beschreibung der Gemarkungen Schmarsow und Osten aus der schwedischen Landesaufnahme (Auszug) LAGw. Rep. 6a, Bd. 50 (Urschrift), S. 384.

Koordinaten: 53° 52′ 32,51″ N, 13° 12′ 48,79″ O

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.