Schloss Unterriexingen

Schloss und Burgfried von Süden

Alternativname(n) Burg Riexingen
Staat Deutschland
Ort Unterriexingen (Markgröningen)
Entstehungszeit Burg nach 1100, Schloss um 1750
Burgentyp Höhenburg auf einer Flussterrasse
Erhaltungszustand Bergfried und Steinhaus mit klassizistischem Schlossanbau
Ständische Stellung Ministeriale und Freiherren
Bauweise Buckelquader
Geographische Lage 48° 56′ N,  4′ O
Höhenlage 210 m ü. NN

Das Schloss Unterriexingen auf einer Hochterrasse im Enztal geht auf eine um 1100 erbaute Höhenburg zurück und liegt am Nordostrand des Dorfes Unterriexingen, das heute zu Markgröningen im baden-württembergischen Landkreis Ludwigsburg gehört.

Geschichte

Das heutige Schloss Unterriexingen geht wohl auf eine „staufische“ Burganlage der Herren von Riexingen zurück, die erstmals im späten 12. Jahrhundert Erwähnung fand. Die am nördlichen Rand einer Hochterrasse rechts der Enz errichtete und auf drei Seiten mit einem Graben umgebene Burg diente vermutlich auch der Sicherung des Holztransportes auf der Enz und der parallel verlaufenden Landstraße.

Burg- und Schlossherren

In den Stifterverzeichnissen der Klöster Hirsau und Reichenbach tauchen zwischen 1080 und 1120 mit „Sigeboto de Ruggesingen“, „Heinricus de Ruggsingen“ und „Gerlach de Ruxingen“ erstmals die Herren von Riexingen auf. Spätestens von 1396 an, als die württembergischen Einwohner von „Undern Rixingen“ und Talhausen zusammen mit den abtrünnigen Grüninger Bürgern den Württemberger Grafen per Urfehde-Brief ewige Treue schwören mussten, teilte sich ein jeweils wechselndes Adelsgeschlecht den Ort mit dem Haus Württemberg. Als Grablege des Ortsadels diente die Frauenkirche, in der zahlreiche Epitaphe erhalten sind. Das älteste stammt von Friedrich Osterbrunn von Riexingen († 1394).

Das Geschlecht der Herren von Riexingen starb 1506 aus. Ihnen folgten u. a. die Freiherren von Urbach, von Sachsenheim, von Winterstetten, von Nippenburg, von Sternenfels, von Lützelburg, Schertlin von Burtenbach und Leutrum zu Ertingen. Die Einwohner Unterriexingens waren entweder Untertan der Ortsherrschaft oder württembergischer Untertan, anfangs je nach Lage ihres Hauses links oder rechts der Glems als natürlicher Grenze. Mit dem Aufstieg Württembergs zum Königreich wurde 1806 auch die Familie des hiesigen Ortsadels dem König von Napoleons Gnaden unterstellt.

Umbau zum Schloss

Der Sitz der Ortsherrschaft gehörte von 1717 bis 1763 und wieder ab 1815 den Freiherren (ab 1884 Grafen) Leutrum zu Ertingen, die die mittelalterliche Burg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Einbezug des großen Steinhauses und des Bergfrieds durch einen Schlossanbau an der Westseite erweiterten. Weitere Umbauten fanden ab 1815 statt und gaben dem Schloss sein klassizistisches Erscheinungsbild. Der zum Schloss gehörende Park hat eine Fläche von rund 40.000 Quadratmetern. Südlich der Burg finden sich heute noch herrschaftliche Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Meierhofes. Eine Kelter wurde abgerissen. 2016 war die Besitzerin Irmela Prinzessin von Ratibor und Corvey, geb. Gräfin Leutrum von Ertingen (* 1937).

Aus der Beschreibung des Oberamts Vaihingen von 1856, welchem Unterriexingen zu dieser Zeit angehörte, wird über die Burgrelikte und das Schloss Folgendes berichtet:

„„Am östlichen Ende des Dorfs steht als eine besondere Zierde des Orts, wie der nächsten Umgegend, das dem Freiherrn von Leutrum-Ertingen gehörige Schloß mit seinen namhaften Nebengebäuden und ausgedehnten, schönen Gartenanlagen, welche das Schloß umgeben und noch eine Strecke weit an den Enzthalgehängen fortziehen. Das Schloß im Styl des vorigen Jahrhunderts erbaut, enthält drei Stockwerke und lehnt sich mit einem seiner Seitenflügel an einen alten viereckigen Thurm, den Rest einer früheren Ritterburg, außer welchem auch im Inneren und Außeren der Flügelgebäude noch Manches an die Architektur des Mittelalters erinnert. Der Thurm, dessen Höhe 92 Zoll beträgt, ist ganz massiv und an den Ecken aus Bossagen erbaut. Die Mauern desselben haben in den unteren Theilen eine Dicke von 10 Zoll, und verjüngen sich gegen oben, so daß sie auf der Zinne nur noch 3 Zoll betragen. Der Thurm hatte nie einen steinernen Einbau, sondern war ein sog. Mantel, in seinem Inneren mit hölzernen Böden und Leitern versehen; seine gegenwärtigen Treppen, durch die er wieder zugänglich gemacht wurde, verdankt er dem im Jahr 1852 verstorbenen Freiherrn Carl Friedrich Ludwig v. Leutrum. Mit Ausnahme des obersten mit Fenstern versehenen Stockwerks hat er nur Schußscharten. Von der Zinne, aus der eine Tanne malerisch emporwächst, genießt man eine sehr freundliche Aussicht in das Enzthal und über die Hochebene hinweg bis nach Nußdorf.““

Tierpension

Überregionale Bekanntheit erlangte das Schloss in Unterriexingen mit der darin untergebrachten Tierpension. Nikolaus Prinz von Ratibor (* 1962), Tierarztsohn und Züchter von Leonbergern, eröffnete 1995 im Schloss eine Unterbringungsmöglichkeit von Haustieren. Die als „Tierschlosshotel“ bezeichnete Tierpension bietet Tierbesitzern die Möglichkeit, während Reisen oder Krankheit geeignete Hunde, Katzen, Vögel oder Kleintiere gegen Gebühr unterzubringen. Als Tierpension erhielt das Schloss einiges an medialer Resonanz im Fernsehen und in Zeitungen oder Zeitschriften. Neben der Beherbergung von Tieren wird vom Schloss aus auch tierversuchsfreies Hundefutter direkt vertrieben.

Der Dokumentarfilm Der Südwesten von oben porträtierte das Schloss mit einem starken Fokus auf das Hundehotel.

Literatur

  • 1200 Jahre Markgröningen. Festbuch zum 1200jährigen Jubiläum der ersten urkundlichen Nennung des Namens. Hrsg.: Stadt Markgröningen, Markgröningen 1979.
  • Hans-Burkhard Hess: Unterriexingen – Ein historisches Kaleidoskop. Markgröningen 1993, ISBN 3-929948-00-1.
  • Walther-Gerd Fleck: Schloss Unterriexingen. In: Burgen und Schlösser, Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung für Burgenkunde und Denkmalpflege, 20. Jg., Nr. 1, 1979.
  • Ludwig Friedrich Heyd: Geschichte der vormaligen Oberamts-Stadt Markgröningen mit besonderer Rücksicht auf die allgemeine Geschichte Württembergs, größtenteils nach ungedruckten Quellen verfasst. Stuttgart 1829, Faksimileausgabe, Markgröningen 1992.
  • Gerhard Schmid: Schloss Unterriexingen, eine Bauaufnahme. Markgröningen 1981.
  • Elsbeth Sieb: Unterriexingen: In alten Bildern. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1989, ISBN 3-89264-293-1.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ersterwähnung einer Burg um 1180 oder 1190; siehe Schloss Unterriexingen auf burgen-und-schloesser.net
  2. Riexingen erscheint erstmals 793 als „Ruotgisina“ in einem Güterverzeichnis des ehemaligen Klosters Lorsch und 902 als „Rutgesingon“ nochmals in einer Urkunde des Klosters – siehe WUB Band IV., Nr. N22, S. 330–331 – WUB online
  3. Vor 1090 findet sich „Sigeboto de Ruggesingen“ im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach siehe WUB Band VI., Nr. N10, S. 439–453 – WUB online; zwischen 1110 und 1120 finden sich „Heinricus de Ruggsingen“ und „Gerlach de Ruxingen“ als Stifter für Kloster Hirsau; siehe Eugen Schneider, Codex Hirsaugiensis, Stuttgart 1887, S. 27 und S. 36.
  4. Quelle: Archivalische Urkunden in „causa equestri“, Cap. I., Sect. I. Nr. 5, S. 5 und Ludwig Friedrich Heyd, Geschichte der vormaligen Oberamts-Stadt Markgröningen mit besonderer Rücksicht auf die allgemeine Geschichte Württembergs, [...], Stuttgart 1829, Faksimileausgabe, Markgröningen 1992, S. 33ff.
  5. Jochen Ansel, Karl Halbauer, Sophie Richter: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege. (PDF; 4,8 MB) Der romanische Kruzifixus der Frauenkirche in Markgröningen-Unterriexingen. (Nicht mehr online verfügbar.) Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart in Verbindung mit den Fachreferaten für Denkmalpflege in den Regierungspräsidien, Januar 2007, S. 32, archiviert vom Original am 3. November 2013; abgerufen am 8. Januar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Unterriexingen (Memento des Originals vom 13. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im Ortslexikon Baden-Württemberg beim Landesarchiv Baden-Württemberg
  7. Beschreibung des Oberamts Vaihingen. 1856, abgerufen am 6. Januar 2013.
  8. Uwe Bögel: Zu Besuch im Tierhotel. vkz.de, 2009, abgerufen am 30. Dezember 2012.
  9. Videogalerie mit TV-Beiträgen (bspw. Vox, Sat 1, SWR, Das Erste) auf care-royal.de
  10. Presseartikel auf care-royal.de
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