Das Adelsgeschlecht von Schnehen ist ein niedersächsisches Uradelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus Klein Schneen im Landkreis Göttingen, das sich seit etwa 1320 bis heute im Familienbesitz befindet.

Geschichte

BW

Um 1320 wurde der Knappe Johannes von Schneen durch Herzog Otto den Strengen von Braunschweig-Lüneburg mit den ersten Ländereien des Stammhauses in Klein Schneen südlich Göttingens belehnt. Dieser ist urkundlich als Johannes de Sneyn für die Jahre 1333 und 1334 im Niedersächsischen Staatsarchiv Hannover zugleich mit den ältesten Siegeln der Familie belegt. Die gesicherte Stammreihe der Familie geht auf den urkundlich erstmals 1408 belegten Hermann von Sneyn († 1455) zurück, der als Herr auf Geismar und Klein-Schneen 1410 zugleich Göttinger Bürgerrecht erwarb und 1425 Ratsherr der Stadt wurde. Der Rat von Göttingen belehnte die Brüder Hans und Claus von Schehen 1495 mit 2 Hufen und einem Sattelhof. Das Rittergut in Klein Schneen, vormals auch ein Familienfideikommiss, wird noch heute von der Familie bewirtschaftet.

Die Beziehungen der Familie von Schnehen zur Stadt Göttingen blieben eng. So war Gabriel von Schnehen, 1598 Schüler am Göttinger Pädagogium, von 1608 bis 1628 sowie 1632/33 Ratsherr der Stadt. In seine Zeit als Bürgermeister der Stadt (1626/27) fällt deren Übergabe an General Johann t’Serclaes von Tilly im August 1626. Dieser nahm Quartier im Hause des Bürgermeisters in der Weender Straße 32. Schnehen war das einzige Ratsmitglied der Stadt, das die Pestepidemie im Oktober 1626 überlebte. Sein Wappen befand sich in der St. Jacobikirche, unter der sich auch die von Schneen Capelle als Familienbegräbnis befindet.

Vertreter der Familie machten Karriere beim Militär und erhielten zuweilen höhere Auszeichnungen und Orden, wie der Major Wilhelm von Schnehen 1821 als Ritter des Guelphen-Ordens. Viele Gutsbesitzer der Familie von Schnehen im 19. und 20. Jahrhundert waren aktiv im Johanniterorden und begannen ihre Laufbahn in bekannten Schulen wie dem Gymnasium Georgianum in Lingen oder gingen auf die bekannten Alumnate der Klosterschule Ilfeld der Ritterakademie am Dom zu Brandenburg.

Von 1857 bis 1945 waren auch das im heutigen Brandenburg befindliche Gut Kützkow und von 1922 bis 1945 das im heutigen Sachsen-Anhalt bei Genthin gelegene Gut Parchen im Familienbesitz; beide wurden durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone entschädigungslos enteignet.

Verwandtschaft mit dem Bischof Johann von Speyer

Die teilweise vertretene Auffassung der Abstammung des Bischofs von Speyer Johannes II. Nix von Hoheneck mit der Begründung „Nix“ sei eine Latinisierung von „Schnehen“ bei Wappengleichheit wird von der neueren Forschung nicht geteilt.

Österreichische Linie

Die österreichische Linie der Familie von Schnehen erhielt die Bestätigung des bisher geführten Freiherrenstandes für Ernst Freiherr von Schnehen. Der Adel wurde 1910 seinen Söhnen als österreichischer Adel mit Diplom vom 15. Juli anerkannt.

Wappen

Das Stammwappen (ältestes Siegel von 1333) zeigt einen Helm, seit dem 15. Jahrhundert einen Dreiberg, mit zwei halbkreisförmigen Schirmbrettern, die außen mit je drei Federbüschen besteckt sind.

Das Wappen derer von Schnehen hatte im Verlauf der Jahrhunderte mehrfachen weiteren Änderungen und Anpassungen:

  • Im 17. Jahrhundert zeigte es einen liegenden Halbmond aus dem drei Federn wachsen, auf dem Helm das Schildbild
  • Im 19. Jahrhundert in Blau ein oben mit drei perlförmigen Rubinen besetzter goldener Ring. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken zwei blaue Büffelhörner

Personen

  • Friedrich von Schnehen (1771–1855), k.k. Oberstlieutenant
  • Friedrich Gustav von Schnehen (1808–1893), preußischer Regierungsrat
  • Gabriel von Schnehen (wirksam 1598–1633), Ratsherr und Bürgermeister der Stadt Göttingen
  • Hans von Sneyn (1482–1556), Bürgermeister der Stadt Göttingen
  • Heinrich David von Schnehen (1674–1744), Oberst
  • Margarete von Schnehen (1938–), Schriftstellerin
  • Maximilian von Schnehen (1864–1931), K.u.K Kämmerer und Feldmarschalleutnant
  • Rudolf von Schnehen (1868–1932), Schriftsteller und Forstwirt
  • Wilhelm von Schnehen (1785–1876), deutscher Generalleutnant

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1906. Siebenter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung., Schnehen. Justus Perthes, Gotha 4. November 1905, S. 712–718 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  2. Adelslexikon (Lit.), S. 6
  3. Adelslexikon (Lit.), S. 6
  4. Urkundenbuch der Stadt Göttingen vom Jahre 1401 bis 1500. In: Historischer Verein für Niedersachsen (Hrsg.): Urkundenbuch des historischen Vereins für Niedersachsen. Heft VII, 389* 1495. Jan. 27. Hahn`sche Hofbuchhandlung, Hannover 1867, S. 211–378 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der deutschen Adelsgenossenschaft. 1941. Teil A. Adelige Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: "Der Gotha", bis 1942 publiziert. 40. Auflage. Schnehen. Justus Perthes, Gotha 1. Oktober 1940, S. 476–478 (d-nb.info [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  6. Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1990. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014 publiziert. Band XXI, Nr. 98. C. A. Starke, 1990, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 434–437 (d-nb.info [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  7. Gabriel v. Schnehen und sein Wappen in der St. Jacobikirche in Göttingen beim Inschriftenportal
  8. A. von Schimmelmann I.: Geschichte des 8. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 57. 1860 - 1882. In: Regimentsgeschichte/Stammliste. Anlage 1. Das Offizierkorps vom 1. Juli 1860 bis 1. März 1882. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1883, S. 227 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  9. Joh. von Horn: Der Guelfenorden des Königreiches Hannover nach seiner Verfassung und Geschichte dargestellt; nebst einem biographischen Verzeichnisse der einheimischen und auswärtigen Mitglieder dieses Ordens. V. Erste Periode der Geschichte des Guelfenordens. In Commission der J. C. Hinrichschen Buchhandlung, Leipzig 1823, S. 344 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  10. Gottlieb Lüttgert, E. Röhrig: Jahresbericht über das Königliche Gymnasium Georgianum zu Lingen für die Zeit von Ostern 1885 bis Ostern 1886. Schul-Nachrichten. 1886. Progr. Nr. 290. Druck von J. L. v. d. Velde Veldmann, Lingen 1886, S. 15 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  11. Jahresbericht über die Königliche Klosterschule zu Ilfeld von Ostern 1898 bis Ostern 1899. Schulnachrichten. 1899. Programm Nr. 328. Druck von C. Kirchner`s Buchdruckerei (Inh. Otto Witt), Nordhausen 1899, S. 27 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  12. Ritterakademie zu Brandenburg (Havel). LIX. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1914 bis Ostern 1915. Untersekunda, 1915. Progr. Nr. 89. Selbstverlag, Brandenburg (Havel) 1915, S. 17 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  13. So Constantin von Wurzbach (BLKÖ)
  14. So im Ergebnis: Adelslexikon (Lit.), S. 6
  15. Constantin von Wurzbach: Schnehen, Friedrich Freiherr. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 31. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1876, S. 9 (Digitalisat).
  16. Schnehen, Margarete von im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  17. H. Holl: Rudolf von Schnehen in: Österr. Biograph. Lexikon
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