Der Scotte Dampfwagen ist ein frühes französisches Automobil mit Dampfantrieb.

Der Hutmacher J. Scotte, der als Crotte geboren wurde, aber seinen Namen in Scotte änderte, beschäftigte sich früh mit dem Bau von Dampfwagen. Belegt ist eine Korrespondenz mit Trépardoux & Cie. in Puteaux (später De Dion-Bouton) von 1886.

Scotte stellte zwischen 1892 und 1893 in Épernay mindestens zwei Dampfwagen her, ehe er um 1893 in Paris die Sociéte de Chaudières et de Voitures à Vapeur zu deren kommerzieller Herstellung gründete. Einer dieser frühen Dampfwagen wurde als offene Wagonette für einen Privatkunden aufgebaut.

Paris–Rouen 1894

Der zweite bekannte Scotte-Dampfwagen hat eine Zweikolbenmaschine. Der mit Kohle befeuerte Heizkessel ist im Bug untergebracht; er wird von einem großen Schornstein überragt. Die Kraftübertragung erfolgt mit Riemen. Beide Achsen sind an Halbelliptik-Blattfedern aufgehängt, wobei jene an der Hinterachse zusätzlich von einer umgedreht und am Ende des Fahrgestells quer montierten weiteren Blattfeder gestützt werden. Das Fahrerabteil ist seitlich offen und wird von einem Baldachin überdacht, durch den der Schornstein geführt wird. Der Einstieg in den Fond erfolgt über eine Tür im Heck. Das Fahrzeug bietet Platz für sechs Personen und wurde als Omnibus bezeichnet. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 12 km/h. Scotte nahm mit diesem Fahrzeug 1894 an der Wettfahrt Paris–Rouen teil, kam jedoch nicht ins Ziel. Nachträglich erhielt er von der veranstaltenden Zeitung Le Petit Journal einen „Ermutigungspreis“ im Wert von FF 500, den private Spender ermöglicht hatten.

Der Scotte Dampfwagen heute

Das Fahrzeug ist erhalten geblieben und im Musée Henri Malartre in Rochetaillée-sur-Saône zu besichtigen. Wie zahlreiche andere Fahrzeuge dieser Kollektion war es Gegenstand einer Miniatur-Nachbildung des kleinen Spielzeugherstellers R.A.M.I. by JMK (Nr. 22, erschienen 1965). Die Kürzel stehen für Rétrospectives Automobiles Miniatures (etwa „automobile Miniatur-Rückschau“) und die Nachnamen der Inhaber, Jarry, Malartre und Koch.

Literatur

  • Autorenkollektiv: Steam. The collection of steam vehicles. Musée Henri Malartre, Rochetaillée. (englisch)
  • G. N. Georgano (Hrsg.), G. Marshall Naul: Complete Encyclopedia of Commercial Vehicles; MBI Motor Books International, Osceola WI (1979); ISBN 0-87341-024-6; Hardcover (englisch)
  • Richard J. Evans: Steam Cars (Shire Album), Shire Publications Ltd (Dezember 1985), gebundene Ausgabe, ISBN 0-85263-774-8 resp. ISBN 978-0-85263-774-6. (englisch)
  • Anthony Bird und Edward Douglas-Scott Montagu of Beaulieu: Steam Cars, 1770–1970, Littlehampton Book Services Ltd (22. März 1971), ISBN 0-304-93707-X resp. ISBN 978-0-304-93707-3.(englisch)
  • Floyd Clymer, Harry W. Gahagan: Floyd Clymer's Steam Car Scrapbook. Literary Licensing, LLC (14. Juli 2012), ISBN 1-258-42699-4 resp. ISBN 978-1-258-42699-6. (englisch)
  • John Heafield Bacon: American Steam-Car Pioneers: A Scrapbook. Newcomen Society of the United States; Taschenbuch; 1. Auflage (Dezember 1984), ISBN 99940-65-90-4 resp. ISBN 978-99940-65-90-5. (englisch)
  • H. Walter Staner: The early days of motors and motor-driving - steam cars. Lightning Source UK Ltd., Milton Keynes UK, ISBN 978-1-4455-2487-0; undatierter Nachdruck einer Anleitung zum Betrieb von Dampfwagen vom Herausgeber der Fachzeitung Autocar, ca. 1900. (englisch)
  • Anthony Bird: De Dion Bouton - First automobile Giant. Ballantine’s Illustrated History of the Car marque book No 6. (1971) Ballantine Books Inc., New York, Nr. 02322-6.(englisch)
Commons: Scotte Fahrzeuge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Le Petit Journal von Dienstag, 24. Juli 1894
  2. Evans: Steam Cars (1985), S. 69–70.
  3. Bird: De Dion-Bouton (1971) S. 18
  4. Sammlerseite für R.A.M.I.-Modelle (Französisch, abgerufen am 4. Juli 2014)
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