Ein Seitenkanalverdichter (Seitenkanal-Strömungsmaschine, Seitenkanalgebläse) ist eine besondere Bauart eines Verdichters. Er dient dazu, Luft oder andere Gase zu verdichten oder abzusaugen.

Aufbau und Funktionsweise

Ein Seitenkanal besteht aus einem Laufrad mit einzelnen Schaufeln. Dieses Schaufelrad ist über den nahezu gesamten Umfang von einem Seitenkanal umgeben, lediglich zwischen den nebeneinanderliegenden und parallelverlaufenden Ansaug- und Auslasstutzen ist der Seitenkanal unterbrochen.

Zwischen den einzelnen Schaufelrädern bilden sich Zellen, in denen die Verdichtung stattfindet. Das Gas kann frei von den Zellen des Schaufelrades in den Seitenkanal und wieder zurück strömen. Durch das schnell rotierende Schaufelrad wird Luft am Einlass in die Zellen angesaugt und anschließend durch Zentrifugalkraft nach außen gedrückt, wodurch eine Verdichtung zu Stande kommt. Die Luft strömt dann über den Seitenkanal wieder zurück nach innen und wird in der nächsten Zelle erneut nach außen beschleunigt. Dadurch ergibt sich eine Verwirbelung in Form einer gebogenen Spirale und ein nahezu linearer Druckanstieg zwischen Ein- uns Auslass. Durch diese mehrfache Verdichtungen lassen sich im Vergleich zu einem Ventilator wesentlich höhere Differenzdrücke erzeugen.

Anwendungsgebiete

Seitenkanalverdichter weisen einen mittleren Volumenstrom (Größenordnung 5–100 m³/h) bei mittleren Verdichterdrücken (100–250 mbar) auf. Sie werden häufig eingesetzt, wenn der Differenzdruck von Ventilatoren oder Turboverdichtern (Radialverdichtern) nicht ausreicht, der Volumenstrom klassischer Schrauben- oder Kolbenverdichter aber zu gering ist.

Maschinen- und Anlagenbau

Im Maschinen- und Anlagenbau können Seitenkanalverdichter überall eingesetzt werden, wo Luft verdichtet oder abgesaugt werden soll bzw. wo ein Über- oder Unterdruck benötigt wird. Ein Volumenstrom ist dabei technisch nicht notwendig. So können Seitenkanalverdichter bei Vakuum-Aufspannsystemen genutzt werden. Ebenso können mit Hilfe von Sauggreifern flächige Werkstücke festgehalten bzw. transportiert werden.

Der Unterdruck kann ebenfalls zum Absaugen von Abluft oder auch Abwasser eingesetzt werden. Ebenso können in nahezu allen Produktionsbereichen Materialreste oder Produktionsabfälle entfernt (abgesaugt oder weggeblasen) werden. Dabei ist zu beachten, dass möglichst keine festen Bestandteile und Partikel in den Verdichter eingesaugt werden sollten, da diese von den Schaufeln zerschlagen werden, was zu erhöhtem Verschleiß oder Zerstörung führt. Auch die Zuführung von Luft ist eine Anwendungsmöglichkeit, z. B. im Schwimmbadbau oder in der Abwasseraufbereitung.

Bauwesen

Der Seitenkanalverdichter kann z. B. bei der Sanierung von Wasserschäden angewandt werden. Dabei ist das Ziel, eine Schicht im Raum (beispielsweise eine Dämmschicht) von Feuchtigkeit zu befreien. Trockene Luft wird unter die zu trocknende Schicht gepresst bzw. je nach Verfahren aus der Dämmschicht gesaugt, dabei nimmt die Luft die Feuchtigkeit auf. Nur durch einen gewissen Druck kann Luft in der sehr dichten Dämmschicht zirkulieren um eine Trocknung herbeizuführen. Beim Absaugen von Stehwasser aus der Dämmschicht oder einer Spülung der Dämmschicht werden außerdem auch Seitenkanalverdichter verwendet. Einerseits wird über einen Wasservorabscheider im Saugbetrieb das Wasser in der Dämmschicht abgesaugt und im Wasservorabscheider dann abgepumpt, andererseits wird bei einer Spülung Frischwasser eingebracht und mit einem Seitenkanalverdichter der im Druckbetrieb arbeitet durch die kontaminierte Dämmschicht gepresst.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Alfred Böge, Wolfgang Böge (Hrsg.): Handbuch Maschinenbau: Grundlagen und Anwendungen der Maschinenbau-Technik, 23. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden, 2017, ISBN 978-3-658-12528-8, S. 296
  2. Leitfaden zur technischen Bauteiltrocknung, Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wien, 2019, https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:30b20f2e-5711-408c-b7e2-1a0fa2419182/Leitfaden_Bauteiltrocknung_2019.pdf
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