Semiendliche Von-Neumann-Algebren werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis untersucht. Es handelt sich um Von-Neumann-Algebren ohne Typ III-Anteil.
Definition
Jede Von-Neumann-Algebra enthält eine größte Orthogonalprojektion in ihrem Zentrum, so dass eine Von-Neumann-Algebra vom Typ III ist. heißt semiendlich, falls .
Beispiele
- Endliche Von-Neumann-Algebren sind semiendlich.
- Abelsche Von-Neumann-Algebren sind semiendlich.
- Typ I- und Typ II Von-Neumann-Algebren sind semiendlich.
- Die Von-Neumann-Algebra aller stetigen, linearen Operatoren auf einem Hilbertraum ist semiendlich.
Eigenschaften
Spuren
Semiendliche Von-Neumann-Algebren zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein semiendliches, normales, treues Spurgewicht besitzen, das heißt, es gibt eine Abbildung auf der Menge der positiven Elemente von mit folgenden Eigenschaften:
- für alle und mit den üblichen Konventionen für das Rechnen mit unendlich.
- für alle und alle unitären Elemente .
- Für jedes ist das Supremum der mit , und (Semiendlichkeit der Spur).
- Für jedes aufsteigende Netz in mit Supremum gilt (Normalität der Spur).
- Für jedes folgt aus (Treue der Spur).
Im unten angegebenen Lehrbuch Von Neumann Algebras von Jacques Dixmier ist dies die Definition der semiendlichen Von-Neumann-Algebren.
Vererbungseigenschaften
Die Kommutante einer semiendlichen Von-Neumann-Algebra ist wieder semiendlich. Eine Von-Neumann-Algebra ist genau dann semiendlich, wenn sie isomorph zu einer Von-Neumann-Algebra ist, deren Kommutante eine endliche Von-Neumann-Algebra ist.
Tensorprodukte endlich vieler semiendlicher Von-Neumann-Algebren sind wieder semiendlich. Beliebige direkte Produkte semiendlicher Von-Neumann-Algebren sind wieder semiendlich.
Da die Algebra aller beschränkten, linearen Operatoren auf einem Hilbertraum semiendlich ist, kann es keine Vererbung dieser Eigenschaft auf Unteralgebren geben, denn jede Von-Neumann-Algebra ist ja Unteralgebra einer solchen Algebra .
Hilbert-Algebren
Die seminendlichen Von-Neumann-Algebren sind genau diejenigen von Neumann-Algebren, die isomorph zur links-assoziierten Von-Neumann-Algebra einer Hilbertalgebra sind.
Tomita-Takesaki-Theorie
In der Tomita-Takesaki-Theorie zeigt man, dass eine Von-Neumann-Algebra genau dann semiendlich, wenn ihre modulare Gruppe inner ist. Genauer gilt: Ist ein treuer, normaler Zustand auf einer Von-Neumann-Algebra und die zugehörige modulare Gruppe, so ist genau dann semiendlich, wenn es einen im Allgemeinen unbeschränkten, positiven und injektiven Operator gibt mit
- für alle unitären Operatoren
- für alle und .
Wäre beschränkt, so würde dieser Operator gemäß der ersten Bedingung mit jedem unitären Operator aus der Kommutante kommutieren, und daher mit jedem Operator aus , und er wäre daher nach dem Bikommutantensatz ein Element aus . In diesem Sinne "gehört" also der unbeschränkte Operator zu . Mit dem unbeschränkten Borel-Funktionalkalkül ergibt sich, dass die Operatoren unitäre Operatoren aus sind, das heißt, die sind innere Automorphismen.
Einzelnachweise
- ↑ R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras II, Academic Press (1983), ISBN 0-1239-3302-1, Ende von Abschnitt 6.5.2
- ↑ Jacques Dixmier: Von Neumann algebras, North-Holland Publishing, Amsterdam u. a. 1981 (North-Holland Mathematical Library, Band. 27), ISBN 0-444-86308-7, Teil I, Kap. 6, Abs. 7, Definition 5 und Satz 9
- ↑ R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras II, Academic Press (1983), ISBN 0-1239-3302-1, Korollar 9.1.4
- ↑ Jacques Dixmier: Von Neumann algebras, North-Holland Publishing, Amsterdam u. a. 1981 (North-Holland Mathematical Library, Band. 27), ISBN 0-444-86308-7, Teil III, Kap. 2, Abs. 4, Korollar 3
- ↑ Jacques Dixmier: Von Neumann algebras, North-Holland Publishing, Amsterdam u. a. 1981 (North-Holland Mathematical Library, Band. 27), ISBN 0-444-86308-7, Teil I, Kap. 6, Abs. 8, Satz 12
- ↑ Jacques Dixmier: Von Neumann algebras, North-Holland Publishing, Amsterdam u. a. 1981 (North-Holland Mathematical Library, Band. 27), ISBN 0-444-86308-7, Teil I, Kap. 6, Abs. 7, Satz 7
- ↑ R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras II, Academic Press (1983), ISBN 0-1239-3302-1, Theorem 9.2.21