Der Senat Sahm I war die Regierung der Freien Stadt Danzig vom 7. Dezember 1920 bis 10. Dezember 1924.

Geschichte

Am 20. Oktober 1920 wurde die Verfassunggebende Versammlung für die neue Freie Stadt Danzig gewählt. Dieses war die offizielle Gründung eines Gebietes, das völkerrechtlich selbstständig war und neben Danzig auch die Städte Zoppot, Tiegenhof und weitere Gemeinden umfasste.

Am 6. Dezember 1920 wurde der Senat als erste Regierung durch den neuen Volkstag gewählt. Er begann am 7. Dezember seine Tätigkeit und löste den bisherigen (provisorischen) Staatsrat als Leitungsgremium ab. Der Senat bestand aus einem Präsidenten, einem stellvertretenden Präsidenten, 7 hauptamtlichen und 13 nebenamtlichen Senatoren, gemäß Artikel 25 der neuen Verfassung. Präsident war der bisherige Vorsitzende des Staatsrats Heinrich Sahm. Daneben waren Vertreter der Deutschnationalen Volkspartei, der Zentrumspartei, der Freien Wirtschaftlichen Vereinigung und der Deutschdemokratischen Partei, sowie weitere parteilose Mitglieder vertreten. Die beiden letztgenannten Parteien schlossen sich 1921 zur Deutschen Partei für Wirtschaft und Fortschritt zusammen.

Nach der Wahl zum zweiten Volkstag im Dezember 1923 sollte am 15. Januar 1924 der Senat turnusmäßig bestätigt werden. Die hauptamtlichen Senatoren wurden wiedergewählt, bei den nebenamtlichen Senatoren wurde der bisherige Senator Julius Jewelowski durch die Deutschnationale Volkspartei abgelehnt. Daraufhin traten alle nebenamtlichen Senatoren zurück. Am 16. Januar wurden neue nebenamtliche Senatoren gewählt, darunter einige der bisherigen Amtsinhaber. Die Mitglieder der Deutschen Partei für Wirtschaft und Fortschritt, zu der Jewelowski gehörte, waren nicht mehr vertreten. Dafür gab es zwei neue Senatoren aus der Deutsch-Danziger Volkspartei.

Am 10. Dezember 1924 endete die Tätigkeit des Senats Sahm I. Nach einer erneuten Wahl der nebenamtlichen Senatoren wurde der Senat Sahm II gebildet.

Senatoren

Hauptamtliche Senatoren

Es gab 7 hauptamtliche Senatoren und einen Präsidenten. Diese gehörten zur Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), der Zentrumspartei, der Deutschdemokratischen Partei oder waren parteilos.

Amt Name Partei Bemerkungen
Präsident des Senats Heinrich Sahmparteilos
Inneres Wilhelm SchümmerZentrumspartei
kommunale Angelegenheiten Hubertus Schwartz
Kultus Hermann StrunkDeutschdemokratische Partei, ab 1921 Deutsche Partei für Wirtschaft und Fortschritt
Finanzen Ernst Volkmannparteilosam 8. Februar gewählt
öffentliche Arbeiten Otto Leske
Staatsbetriebe Ludwig NoéDeutschdemokratische Partei, ab 1921 Deutsche Partei für Wirtschaft und Fortschrittbis 26. April 1921
Wolf Rungeab 27. April 1921
Justiz und Soziales Albert FrankDeutschnationale Volkspartei

Nebenamtliche Senatoren Dezember 1920 – Januar 1924

Es gab 13 parlamentarische Senatoren, die unbesoldet waren. Die Deutschnationale Volkspartei stellte 6 Vertreter, die Zentrumspartei 3, die Freie Wirtschaftliche Vereinigung 2 und die Deutschdemokratische Partei 2. Dazu kam der Stellvertreter des Präsidenten Ernst Ziehm.

Amt Name Partei Bemerkungen
Stellvertreter des Präsidenten Ernst Ziehm (am 16. Januar 1924 wiedergewählt)Deutschnationale Volkspartei
Landwirtschaft und Forsten Franz Ziehm (am 16. Januar 1924 wiedergewählt)Deutschnationale Volkspartei
Handwerk Gustav Karow (am 16. Januar 1924 wiedergewählt)Deutschnationale Volkspartei
Wirtschaft Julius JewelowskiDeutschdemokratische Partei, DDP, ab 1921 Deutsche Partei für Wirtschaft und Fortschrittam 18. Januar 1924 zurückgetreten
Ernährung Paul EschertFreie Wirtschaftliche Vereinigung, seit 1921 Deutsche Partei für Wirtschaft und Fortschritt
Sparkasse Gustav FuchsFreie Wirtschaftliche Vereinigung, seit 1921 Deutsche Partei für Wirtschaft und Fortschritt
Postverwaltung Emil FörsterDeutschdemokratische Partei, seit 1921 Deutsche Partei für Wirtschaft und Fortschritt
Georg BenneckeDeutschnationale Volksparteibis 30. April 1921
Bruno JanssonDeutschnationale Volksparteiab 27. Mai 1921
Karl KetteDeutschnationale Volkspartei
Otto PertussDeutschnationale Volkspartei DNVP
Richard SenftlebenDeutschnationale Volkspartei
Johann KrauseZentrumGewerkschaftssekretär
Anton SawatzkiZentrum
Karl FuchsZentrum

Nebenamtliche Senatoren Januar – Dezember 1924

Am 15. (und 18.) Januar 1924 traten alle bisherigen nebenamtlichen Senatoren zurück, da der bisherige Senator Julius Jewelowski durch die Deutschnationale Volkspartei zur Wiederwahl abgelehnt wurde. Am 16. Januar wurden neue nebenamtliche Senatoren bestimmt, darunter einige der bisherigen. Die Deutschnationale Volkspartei stellte nun 7 Vertreter, die Zentrumspartei 4, die Deutsch-Danziger Volkspartei 2. Dazu kam der bisherige Stellvertreter des Präsidenten Ernst Ziehm.

Amt Name Partei Bemerkungen
Stellvertreter des Präsidenten Ernst ZiehmDeutschnationale Volksparteiwiedergewählt
Landwirtschaft und Forsten Franz ZiehmDeutschnationale Volksparteiwiedergewählt
Handwerk Gustav KarowDeutschnationale Volksparteiwiedergewählt
Karl KetteDeutschnationale Volksparteiwiedergewählt
Otto PertussDeutschnationale Volksparteiwiedergewählt am 23. Januar 1924, nach Jewelowskis Rücktritt
Richard SenftlebenDeutschnationale Volksparteiwiedergewählt
Otto SchulzeDeutschnationale Volksparteineu gewählt
Eduard BosselmannDeutschnationale Volksparteineu gewählt
Anton SawatzkiZentrumwiedergewählt
Karl FuchsZentrumwiedergewählt
Johann KrauseZentrumwiedergewählt
Willibald WiercinskiZentrumneu gewählt
Ernst UngerDeutsch-Danziger Volksparteineu gewählt, trat am 15. Oktober 1924 zurück, kein Nachfolger bestimmt
Ernst BriechleDeutsch-Danziger Volksparteineu gewählt, trat am 2. Juli 1924 zurück, kein Nachfolger bestimmt

Literatur

  • Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Danzig 1926, S. 344–345 (Digitalisat, Nennung aller Senatoren, mit Wechseln).
  • Verhandlungen des Volkstags der Freien Stadt Danzig. Stenographische Berichte, Band 1 (1920/21), Danzig 1921; Band 2 (1921), Danzig 1921.
  • Heinrich Sprenger: Heinrich Sahm. Kommunalpolitiker und Staatsmann. Köln 1969, S. 76 (Digitalisat).
  • Ernst Ziehm: Aus meiner politischen Arbeit in Danzig 1914–1939. 2. Auflage. Marburg 1960, S. 57–62 (Digitalisat).
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