Das Servitenkloster Mutzschen war eine Niederlassung des Bettelordens der Serviten (Ordo Servorum Mariae, volkstümlich auch Marienknechte genannt, Ordenskürzel: OSM) in Mutzschen, einem Ortsteil der Stadt Grimma im Landkreis Leipzig (Sachsen). Es wurde 1490 gegründet und löste sich um/vor 1530 auf.

Lage

Mutzschen liegt ca. 14 km östlich von Grimma und ca. 17 km westlich von Oschatz. Die kleine Stadt wurde zum 1. Januar 2012 in die Stadt Grimma eingegliedert und ist seither ein Ortsteil der Stadt Grimma. Die Konventsgebäude befanden sich nördlich der Kirche. Der Dehio nimmt an, dass evtl. sogar das Kantorenhaus ein ehemaliges Klostergebäude war. Das Gebäude ist allerdings barockzeitlich, ein älterer Vorgängerbau an derselben Stelle kann aber nicht ausgeschlossen werden.

Geschichte

In der Beschreibung der Servitenklöster durch Antonio Alabanti von 1486 ist das Kloster noch nicht enthalten. In der südlichen Querschiffkapelle der Stadtkirche Mutzschen befindet sich ein in die Wand eingelassener Inschriftstein:

nach | cristi | geburt | tausent |virhunt

und | in | dem | XC | iar . ha . ich . heinrich

von starschedel ritter dis kloter

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nach cristi geburt tauset

virhndert v in de (... fehlt )

Demnach wurde das Kloster 1490 von Heinrich von Starschedel gegründet. Er war im März 1476 zusammen mit Herzog Albrecht von Sachsen zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land aufgebrochen, und im Dezember selben Jahres wieder glücklich in Dresden angekommen.

Es besteht keinen Grund, das obige in der Inschrift angegebene Gründungsdatum anzuzweifeln, wie es anscheinend manche Autoren getan haben So findet sich auch das Datum 1496 für die Gründung des Konvent (z. B. Karl von Weber). Auch die Klosterdatenbank gibt als Gründungszeitraum 1486/1491 an, allerdings ohne nähere Quellenangabe. Schiffner schreibt, dass einer v. Starschedel das Kloster von 1490 bis 1496 erbaute. Aufgrund des fehlenden Datums in der Schlusszeile, wäre dies möglich.

Die eigenartige Baustruktur der Kirche könnte darauf zurückzuführen sein, dass für den Konvent der östlich an den ursprünglichen Ostturm anschließende Chor errichtet wurde. Das neue Kloster erhielt 1522 die Einkünfte der Pfarreien Wermsdorf und Fremdiswalde. Nach Schiffner soll das Kloster für 26 Serviten bestimmt gewesen sein. Nach Bergsträßer stiftete Heinrich von Starschedel 1490 das Kloster mit 16 Fratres.

Über das Ende des Klosters und was aus den Liegenschaften wurde, schweigen die Quellen weitgehend (oder sind bisher noch nicht ausgewertet). Um 1530 schreibt der Pirnaische Mönch (= Johannes Lindner), dass die Mönche zum evangelischen Glauben übergetreten waren (Moczschen ... Marienknechte ... die besamt dem Volk alldo vast die Martinische Secte trieben). Dies muss jedoch noch nicht der Zeitpunkt der Auflösung des Klosters gewesen sein. Die Klosterdatenbank Germania Sacra gibt den Zeitraum der Klosterauflösung mit 1530 bis 1539 an. Dagegen nennt Emil Kießling recht präzise das Jahr 1529, als Jahr der Auflösung des Klosters. Allerdings ist nicht angegeben, woher die Angabe stammt. Karl Suso Frank gibt den Bestandszeitraum des Klosters Mutzschen mit 1491 bis 1530 an.

Priore

  • 1517, 1521 Jakob Klappe, Prior. Er war schon vor 1529 Pfarrer in Fremdiswalde geworden, 1536 war er Pfarrer in Niederebersbach.

Gebäude

Die Klosterkirche brannte 1683 ab und wurde neu aufgebaut.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Wilhelm Bergsträßer: Die Königlich Sächsischen Strafanstalten mit Hinsicht auf die amerikanischen Pönitentiarsysteme. Insbesondere die Strafanstalten zu Hubertusburg, nebst einer Geschichte dieses Schlosses und Beschreibung seiner übrigen Anstalten. Verlag von Leopold Voß, Leipzig 1844, online bei Google Books, S. 2, Fußnote 2.
  2. Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius (Bearb.): Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen II Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München & Berlin, 1998 ISBN 3-422-03048-4
  3. 1 2 Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft Amtshauptmannschaft Grimma. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1897, S. 180/81, online bei Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).
  4. Hermann Gustav Hasse: Geschichte der sächsischen Klöster in der Mark Meißen und der Oberlausitz. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1888, S. 199.
  5. 1 2 Karl von Weber: Notizen über die Einkünfte der Klöster in Sachsen. Archiv für die sächsische Geschichte, Neue Folge, 1: 76–92, Leipzig, 1875, online bei Google Books, S. 76.
  6. 1 2 „Servitenkloster Mutzschen (Motzschen)“ (GSN: 6007), in: Germania Sacra (abgerufen am 30. November 2017).
  7. 1 2 Albert Schiffner: Beschreibung von Sachsen und der Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande. 800 S., mit einem Nachtrag, Verlag von H. H. Grimm, Leipzig 1845, online bei Google Books, S. 224.
  8. Gregor Maria Zinkl: Die Servitenklöster in Deutschland vor der Reformation. Der Katholik, Zeitschrift für katholisches Wissenschaft und kirchliches Leben, 4. Folge, 10 (8): 86–101, Mainz 1912, PDF (im Folgenden abgekürzt Zinkl, Servitenklöster mit entsprechender Seitenzahl).
  9. Johann Burchard Mencke: Scriptores rerum germanicarum, praecipue saxonicarum. Tomus II. Johannes Christian Martini, Leipzig, 1728, online bei Google Books, S. 1585/86.
  10. 1 2 Emil Kießling: Ramming’s Handbuch der Kirchenstatistik für das Königreich Sachsen. Neue Folge. 10. Ausgabe. Druck und Verlag der Rammingschen Buchdruckerei, Dresden 1875, online bei Google Books, S. 87/88.
  11. Karl Suso Frank: Serviten. In: Jürgensmeier, Friedhelm; Schwerdtfeger, Regina Elisabeth (Hrsg.): Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 1500–1700, Bd. 1. (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 65), Münster 2005, S. 161–172.
  12. Heinz Scheible (Hrsg.), Corinna Schneider: Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Band 12 Personen F-K. 479 S., Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2005, ISBN 3-7728-2258-4, online bei Google Books, S. 421.
  13. Günther Wartenberg: Landesherrschaft und Reformation: Moritz von Sachsen und die albertinische Kirchenpolitik bis 1546. 319 S., Gütersloher Verl.-Haus Mohn, Gütersloh 1988, ISBN 978-3-579-01681-8 (zugleich (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 55)), online bei Google Books.

Koordinaten: 51° 15′ 38″ N, 12° 53′ 14″ O

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