Die Severinskapelle ist die Ruine einer spätmittelalterlichen Wallfahrtskirche auf dem Mauracher Berg bei Denzlingen im Landkreis Emmendingen in Baden-Württemberg. Das Jahr 1497 wird als Jahr ihrer Erbauung angenommen.

Geschichte

Wallfahrtskirche

Nachdem im Zuge der Reformation in der Markgrafschaft Baden-Durlach 1556 die Wallfahrten geendet hatten, wurde die Wallfahrtskirche dem Verfall überlassen.

Im Innern der Kapelle befand sich eine Reliefplatte aus Buntsandstein, die den heiligen Severin als Bischof zeigt und die im 20. Jahrhundert in die katholische St.-Jakobus-Kirche verbracht wurde.

Südlich der Ruine liegt der 1912 angelegte Privatfriedhof der Familie Sonntag, die von 1714 bis 1970 Besitzer des Mauracher Hofs am Fuße des Mauracher Bergs war.

Heute wird die Severinskapelle für ökumenische Gottesdienste genutzt.

Von 2011 bis 2016 wurden im Bereich der Kapelle Ausgrabungen durch die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg unter Leitung von Benjamin Hamm durchgeführt, die neue Erkenntnisse zu den Vorgängerbauten lieferten.

Vorgängerbauten

Vor der Errichtung der Wallfahrtskirche bestanden an derselben Stelle nacheinander zwei Kirchen, eine mit halbrunder und eine mit rechteckiger Apsis. Sie fungierten jeweils als Pfarrkirche für die umliegende Gegend, insbesondere für das Glottertal und das Elztal. Bei den Ausgrabungen konnten Gräber nachgewiesen werden, die zum Friedhof der jeweiligen Pfarrkirche gehörten. Die Skelette stammen fast ausschließlich aus dem 12. bis 15. Jahrhundert. Eine nicht direkt mit dem Kirchenbau in Verbindung zu bringende Mauer am südlichen Hang könnte als Stützmauer gegen Hangrutsche gedient haben.

Der Sage nach soll der Namensgeber von Simonswald bzw. dem Simonswälder Tal, Simon vom Walde, regelmäßig mit seinem Gefolge zum Mauracher Berg geritten sein und den Gottesdienst besucht haben.

Ältere Bebauungsspuren eines Grubenhauses sprechen für einen frühmittelalterlichen Gutshof, also eine profane Nutzung. Durch einen Keramikfund ist das Grubenhaus in das 9. Jahrhundert datierbar. Ins 10. Jahrhundert fällt die Nennung des Platzes Muron, den Kaiser Otto der Große im Jahre 952 Graf Guntram entzog und 962 Konrad von Konstanz, dem Bischof von Konstanz, schenkte und der mutmaßlich mit dem Gut auf dem Mauracher Berg identifiziert werden kann. Ob es sich bei der Anlage um eine frühmittelalterliche Burg handelte, die erst später zum Standort einer Pfarrkirche wurde, ist nicht zu belegen (vgl. Burg Denzlingen).

Seit 2019 kennzeichnen Pflastersteine den Verlauf der untertägigen Mauern.

Literatur

  • Bertram Jenisch, Harald von der Osten-Woldenburg: Bodenradar-Untersuchungen an der Severin-Kapelle auf dem Mauracher Berg bei Denzlingen, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2010, S. 265–269 (Digitalisat).
  • Dieter Geuenich: Curtis in Muron cum ecclesia. Zur Lage und Bedeutung der Kirche zu Maurach (Denzlingen) im Mittelalter, in: Niklot Krohn (Hg.): Grosso Modo: Quellen und Funde aus Spätantike und Mittelalter. Festschrift für Gerhard Fingerlin. Weinheim 2012, S. 215–224.
  • Sebastian Brather: Kirche, Friedhof und Burg (?) auf dem Mauracher Berg bei Denzlingen, in; Archäologische Nachrichten aus Baden, Heft 86/87, 2013, S. 59–66 (Digitalisat der Universität Freiburg).
Commons: St. Severinskapelle (Denzlingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden, Band 6, Tübingen 1904, S. 127–128 (Digitalisat der UB Heidelberg).
  2. Der "römische" Mauracher Hof. spurensuchen-denzlingen.de, abgerufen am 26. Juli 2019.
  3. Ökumenische Pfingstfeier in der Ruine St. Severin (Memento vom 15. Juni 2019 im Internet Archive). In: Badische Zeitung, 8. Juni 2019.
  4. Licht ins Dunkel der Historie bringen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). In: Badische Zeitung, 4. August 2014.
  5. 1 2 Drei Kirchen auf dem Mauracher Berg (Memento vom 13. Juni 2019 im Internet Archive). In: Von Haus zu Haus, 13. Juni 2019.
  6. Ausgrabungen St. Severinkapelle: Neue Funde, neue Thesen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). In: Badische Zeitung, 3. September 2014.
  7. Schlüssel zur Vergangenheit (Memento vom 31. März 2017 im Internet Archive). In: Badische Zeitung, 10. August 2016.
  8. Jetzt bleibt der Boden zu (Memento vom 7. Juni 2018 im Internet Archive). In: Badische Zeitung, 28. Juni 2017.
  9. Eintrag zu Mauracher Berg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  10. s. Geuenich
  11. Auf dem Mauracher Berg in Denzlingen markieren nun Pflastersteine historische Gebäude (Memento vom 18. Juni 2019 im Internet Archive). In: Badische Zeitung, 4. Juni 2019.

Koordinaten: 48° 4′ 35,3″ N,  54′ 1,2″ O

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.