Shaker-Möbel (englisch shaker furniture) sind Möbel, die von den Mitgliedern der Shaker, den Anhängern einer protestantischen Freikirche in den USA, vor allem im 19. Jahrhundert hergestellt wurden. Sie werden heute als eigenständiger und gewichtiger Beitrag zur Kunstgeschichte eingestuft, beeinflussten sie doch auch die funktionalistisch orientierte Moderne in Architektur und Design.

Merkmale

In ihren Möbeln spiegelt sich das asketische Lebensethos der Shaker – Gebrauchsgegenstände sollten nicht mit einer überflüssigen Ornamentik von Arbeit und Andacht ablenken. In dem Verzicht auf Ornamente und Verzierungen setzte sich der Möbelstil der Shaker im 19. Jahrhundert deutlich von den vorherrschenden und wechselnden Stilen des Historismus ab. In ihrer formalen Strenge, der klaren Linienführung, der Orientierung auf Nützlichkeit und hohe Funktionalität zeigen die Shaker-Möbel aber Parallelen zur englischen Arts-and-Crafts-Bewegung. Die Objekte sind aus örtlichen Hölzern (zum Beispiel Kiefer, Ahorn) gefertigt. Typisch für die Wohnräume der Shaker war eine umlaufende waagerechte hölzerne Leiste, in die in regelmäßigen Abständen gedrechselte Haken eingelassen waren. Dort konnten Kleidungsstücke, Werkzeuge, Uhren und während des Säuberns des Fußbodens auch die Stühle aufgehängt werden.

Geschichte

Ihre handwerklichen Fähigkeiten und besonders die Tischlerei stellte seit ihrer Auswanderung von England nach Amerika im Jahr 1774 eine der Haupterwerbsquellen der Shaker dar, auch wenn die Möbel anfangs hauptsächlich für den Eigenbedarf hergestellt wurden. Ihre qualitativ hochwertigen gedrechselten Holzmöbel fanden landesweit Anklang, auch wenn die schlichte, schmuck- und schnörkellose Ausführung der Stücke bei ihren Zeitgenossen oft auf Kritik stieß. Berühmt sind insbesondere ihre Schaukelstühle (Salem rocker).

Die Shaker waren technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen und führten etwa die Kreissäge in die USA ein. Als sie während der Weltausstellung in Philadelphia im Jahr 1876 ihre Möbel anboten, lernten sie dort das von Michael Thonet entwickelte Bugholz-Verfahren kennen und begannen in der Folge, auch eigene Bugholzmöbel herzustellen.

Mit steigender Nachfrage gingen ihre Tischlerwerkstätten bald zu einer serienmäßigen Fertigung über und wandelten sich teils zu Möbelfabriken. Heute sind originale Shaker-Möbel extrem selten und kaum zu bezahlen, allerdings werden weltweit Nachbauten hergestellt. Die Shaker selbst sind indes bis auf zwei verbliebene Anhänger ausgestorben.

Beispiele für Shaker-Möbel

Literatur

  • Douglas R. Allen; Jerry V. Grant, Shaker Furniture Makers, Hancock Shaker Village, Pittsfield 1989, ISBN 978-0-87451-488-9
  • Edward Deming Andrews, Shaker Furniture: The Craftsmanship of an American Communal Sect, Dover Publications, New York 1937. ISBN 0-486-20679-3
  • Stephen Bowe;Peter Richmond, Selling Shaker: The Commodification of Shaker Design in the Twentieth Century: The Promotion of Shaker Design in the Twentieth Century, Liverpool University Press, Liverpool 2007. ISBN 978-1-84631-008-9
  • Jean M. Burks; Timothy D. Rieman, Encyclopedia of Shaker Furniture, Schiffer Pub., Atglen 2003. ISBN 978-0-7643-1928-0
  • John Kassay, The Book of Shaker Furniture, The University of Massachusetts Press, Amherst 1980. ISBN 0-87023-275-4
  • David Larkin; June Sprigg, Shaker. Kunst, Handwerk, Alltag, Maier, Ravensburg 1991. ISBN 3-473-48364-8
  • Kerry Pierce, Shaker-Möbel: Geschichte und Handwerk in Pleasant Hill, HolzWerken im Vincentz Network, Hannover 2008. ISBN 978-3-86630-929-6
  • Henrietta Wilkinson (Hrsg.), Die Kunst der Shaker. Eine Würdigung der hervorragenden Handwerkskunst der Shaker, Könemann, Köln 1996. ISBN 978-3-89508-190-3
Commons: Shaker-Möbel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Richard Gonzales: One Of The Last Shakers Dies, NPR, 3. Januar 2017; und: The Sabbathday Lake Shakers (maineshakers.com): Sister Frances Carr. Beide Weblinks abgerufen 4. Februar 2017.
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