Die Siedlung am Gößweinsteinplatz, auch Ludwig-Siebert-Siedlung oder Dornier-Siedlung ist eine Wohnsiedlung im Münchner Stadtteil Neuaubing. Die Siedlung steht als Ensemble unter Denkmalschutz und „gilt als typisches Beispiel einer nationalsozialistischen Werksiedlung, die im Zusammenhang mit dem Aufbau der Rüstungsindustrie in Bayern konzipiert wurde.“

Geschichte

Die Siedlung wurde 1938 bis 1940 nach Plänen von Franz Ruf für die Mitarbeiter der benachbarten Dornier-Flugzeugwerke erbaut. Benannt wurde sie nach dem damaligen nationalsozialistischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert, war allerdings auch – nach dem Arbeitsplatz der dort Wohnenden – als Dornier-Siedlung bekannt.

Geplant waren etwa 800 Wohneinheiten; errichtet wurden jedoch nur die 406 Wohnungen der südlichen Hälfte der Siedlung, den Bau des Nordabschnittes verhinderte der Zweite Weltkrieg. Die Siedlung war, entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie, ohne Kirche geplant. Zentrum sollte der Gößweinsteinplatz sein, konzipiert als Dorf- und Appellplatz mit Laden, Gaststätte und einem Uhrturm. Heute steht die Siedlung unter Ensembleschutz. 2012 wurde mit der Renovierung einzelner Häuserzeilen begonnen.

Bauten

Die Bebauung um den quadratischen Gößweinsteinplatz ist bis auf zwei Durchbrüche an der Nordost- und Nordwestecke geschlossen. Der Uhrturm dort ist in romanisierenden Formen ausgeführt, er trägt ein Zeltdach. An der Nord- und der Südseite des Platzes befinden sich Tordurchfahrten. Eine Pappelallee führt von der Bodenseestraße zur südlichen Tordurchfahrt.

Die übrigen Straßenzüge der Siedlung sind geschwungen. Es finden sich acht Haustypen, vom Einfamilienhaus mit umgebendem Garten über Reihenhäuser mit jeweils einer Wohneinheit bis zu Mietshäusern für mehrere Familien. Alle Häuser sind betont schlicht gehalten.

Literatur

  • Bayerischer Architekten- und Ingenieurverband (Hrsg.): München und seine Bauten nach 1912. Bruckmann, München 1984, ISBN 3-7654-1915-X, S. 281.
  • Die Ludwig-Siebert-Siedlung in Neuaubing bei München. In: Der Baumeister. Monatshefte für Baukultur und Praxis. 37. Jg. 1939, S. 251–257.
  • Elmar Hegedüs: Der Architekt Franz Ruf und die Architektur der Fünfziger Jahre in München. Sonderdiplomarbeit Fachhochschule München, Fachbereich Architektur (Masch.). München 1993.
  • Winfried Nerdinger (Hrsg.): Architekturführer München. Reimer, Berlin 2002, ISBN 3-496-01211-0, S. 166.
  • Karin Pohl: Aubing – Lochhausen – Langwied (= Kulturgeschichtspfad. 22). Landeshauptstadt München (Hrsg.). München 2012, S. 58–59.
  • Uli Walter: Arbeiterwohnen 1900 bis 1940. In: Nicole Scharff, Roger Weniger: Von der Villa zu Reihenhaus. Die Pasinger Gymnasiumskolonie und andere Siedlungsprojekte im Münchner Westen 1900-1920. Buchendorfer, München 1997, ISBN 3-927984-64-7, S. 110–124, hier S. 122–124.
  • Franz Ruf: Bauten und Pläne (= Bibliographische Sammlung Deutsche Architekten. 1). Fackler, München 1950.
  • Jan Volker Wilhelm: Vertiefte städtebaulich-denkmalpflegerische Untersuchung Neuaubing-Westkreuz. Vertiefte Betrachtung der Denkmäler und Ensembles unter städteplanerischen Gesichtspunkten im Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren". Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH im Auftrag der Landeshauptstadt München (Hrsg.). München 2013 (PDF; 56 MB), S. 6–9, 16–22, 38–65.
Commons: Ludwig-Siebert-Siedlung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Foto Richtfest 1938

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Aubing-Lochhausen-Langwied – Siedlung am Gößweinsteinplatz. In: Landeshauptstadt München Kulturreferat (Hrsg.): KulturGeschichtsPfad. 2. Auflage. Band 22. München 2015, OCLC 911203111, S. 58 f., 42–46, 64 (99 S., muenchen.de [PDF; 7,2 MB; abgerufen am 23. September 2021]).
  2. 1 2 3 Denkmaleintrag Siedlung am Gößweinsteinplatz in München-Neuaubing (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Bayerisches Landesamt für Denkmalschutz, Aktennr. E-1-62-000-71

Koordinaten: 48° 8′ 38,5″ N, 11° 25′ 2,2″ O

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