Simon VI. zur Lippe (* 15. April 1554 in Detmold; † 7. Dezember 1613 in Brake) war Reichsgraf und Landesherr der Grafschaft Lippe.
Leben
Simon war Sohn des Grafen Bernhard VIII. zur Lippe (1527–1563) und dessen Frau Katharina (1524–1583), Tochter des Grafen Philipp III. von Waldeck-Eisenberg und der Anna von Kleve. Simon hatte drei Schwestern: Anna (1551–1614), Magdalena (1552–1587) und Bernhardine (1563–1628).
Da Simon noch minderjährig war, als sein Vater 1563 starb, übernahm sein Oheim Hermann Simon zu Pyrmont bis 1579 die Regentschaft.
Simon war ein kluger, den neuen Wissenschaften gegenüber aufgeschlossener Renaissancefürst, der mit vielen Größen der Zeit, wie etwa mit Tycho Brahe oder Jost Bürgi, korrespondierte. Für Kaiser Rudolf II., dessen Hofrat und Kammerherr er war, übernahm er diplomatische Missionen wie die Schlichtung fürstlicher Erbstreitigkeiten. Er fungierte zudem als Vermittler und Agent vor allem von Gemälden aus den Niederlanden.
1584–1589 wurde die Burg Brake in Lemgo, die 1562–1570 an Christoph von Donop verpfändet war, zum Schloss in den Formen der Weserrenaissance ausgebaut. Sie blieb bis zum Tode des Grafen Regierungssitz. 1600 trat der niederländische Festungsbaumeister Johan von Rijswijck in die Dienste des Grafen. Unter Simon VI. wurde die Grafschaft Lippe 1605 reformiert. Das führte zu großen Unstimmigkeiten mit der Freien und Hansestadt Lemgo, die seit 1522 lutherisch war. Lemgo widersetzte sich dem Edikt, den reformierten Glauben anzunehmen, und es kam zur „Lemgoer Revolte“. Der Glaubensstreit wurde erst 1617 mit dem Röhrentruper Rezess beendet.
Simons Bibliothek diente der höfischen Repräsentation, war aber auch die Sammlung eines Berufspolitikers und Diplomaten mit theologischen und historischen Werken sowie philosophisch-staatstheoretischer und rechtswissenschaftlicher Literatur, die später den Grundstock der Lippischen Landesbibliothek Detmold bildete, wo sie noch heute aufbewahrt wird.
Nach seinem Tod übernahm sein ältester lebender Sohn, Simon VII. zur Lippe, die Regierung des Landes und verlegte seinen Regierungssitz zurück nach Detmold, der zweitälteste Sohn Otto begründete die Linie Lippe-Brake, während der jüngste Sohn, Philipp I., die später in Bückeburg regierende Linie Schaumburg-Lippe begründete.
Ehe und Nachkommen
Simon VI. war seit 1578 mit Armgard von Rietberg († 13. Juli 1584) verheiratet. Diese Ehe blieb kinderlos. 1585 ging er eine weitere Ehe mit der Gräfin Elisabeth zu Holstein-Schaumburg ein, einer Tochter Ottos IV., Graf von Schaumburg und Holstein-Pinneberg, und Elisabeth Ursulas von Braunschweig-Lüneburg. Aus dieser Ehe stammten folgende Kinder:
- Bernhard (1586–1602)
- Simon VII. zur Lippe (1587–1627) ⚭ 1607 Anna Katharina von Nassau-Wiesbaden ⚭ 1623 Maria Magdalena von Waldeck-Wildungen
- Otto zur Lippe-Brake (1589–1657) ⚭ Margarete von Nassau-Dillenburg
- Hermann zur Lippe-Schwalenberg (1590–1620)
- Elisabeth (1592–1646) ⚭ 1612 Graf Georg Hermann von Holstein-Schaumburg
- Katharina (1594–1600)
- Magdalena (1595–1640)
- Ursula (1598–1638) ⚭ 1617 Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar
- Sophie (1599–1653) ⚭ 1626 Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen
- Philipp I. von Schaumburg-Lippe (1601–1681) ⚭ Sophie von Hessen-Kassel
Erbe
Durch das von Simon VI. verfasste Testament wurden seine Söhne mit Domanialbesitz bedacht: Graf Otto erhielt die Ämter Brake und Schieder, Hermann das Amt Schwalenberg, und Philipp erhielt das Amt Alverdissen.
Literatur
- Michael Bischoff, Heiner Borggrefe, Vera Lüpkes, Rolf Schönlau: Im Dienst des Kaisers – Graf Simon VI. zur Lippe. Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Lemgo 2014. ISBN 978-3-945776-01-8.
- Michael Bischoff: Graf Simon VI. zur Lippe (1554–1613). Ein europäischer Renaissanceherrscher. Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Lemgo 2010. ISBN 978-3-9807816-5-7.
- Rudolf Falkmann: Simon VI., Graf zur Lippe. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 362–367.
- Willi Gerking: Die Grafen zur Lippe-Biesterfeld. 1. Auflage. heka-Verlag, Bad Oeynhausen 2001, ISBN 3-928700-62-6.
- Vera Lüpkes: „Turcken“. Faszination und Feindbild. Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Lemgo 2011. ISBN 978-3-9807816-7-1.
- Vera Lüpkes: Musikleben am Hof Graf Simons VI., Lemgo 2012. ISBN 978-3-9807816-9-5
- Helge bei der Wieden: Simon VI.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 423–425 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ Michael Bischoff: „…auch sonst von allerlei Sachen Bücher“ – Simon VI. zur Lippe und die Wissenschaften. In: Michael Bischoff, Heiner Borggrefe, Vera Lüpkes, Rolf Schönlau: Im Dienst des Kaisers. Graf Simon VI. zur Lippe. Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Lemgo 2014, ISBN 978-3-945776-01-8, S. 108–141.
- ↑ Jürgen Soenke: Johan van Rijswijck und Johan van Valckenburgh – Die Befestigung deutscher Städte und Residenzen 1600–1625 durch holländische Ingenieuroffiziere. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins. Jahrgang 46 (1974), S. 9–39.
Weblinks
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Bernhard VIII. | Graf zur Lippe 1563–1613 | Simon VII. (Lippe-Detmold) Otto (Lippe-Brake) Philipp (Lippe-Alverdissen) |