Die Société des Chemins de fer du Cambrésis (CFC) (deutsch: Cambresische Kleinbahn-Gesellschaft) ist ein Verkehrsunternehmen, das vom nordfranzösischen Caudry aus operiert. Seit 1880 betrieb die Gesellschaft ein bis zu 135 km langes Meterspur-Sekundärbahn-Netz, das teilweise bis 1960 Bestand hatte. Seitdem verkehren für den Personenverkehr nur noch die seit den 1930er Jahren schrittweise eingeführten Straßenomnibusse.

Die Strecken lagen im Département Nord mit Ausnahme des 38 Kilometer langen Südteils der Strecke Caudry–St Quentin, die in das Département Aisne hineinführte.

Strecken

Alle Strecken lagen im Département Nord mit Ausnahme von 35 km der Strecke Caudry–St Quentin, die durch das Département Aisne führten.

StreckeLängeInbetriebnahmeSchließungBemerkung
Cambrai–Caudry Camb.–Catillon36 km15. August 1881 b.Le Cateau; 1. Mai 1886 Rest17. März 1936 Pv; 1. September 1955 Gv
Caudry Camb.–St Quentin Nord57 km1. Januar 1887 b.Walincourt;

10. Oktober 1887 b.Villers-O.; 6. Mai 1888 b.Le Catelet; 14. April 1892 b.St.Quentin Camb.; 28. März 1904 b.St.Qu.Nord

1914 Pv St.Quentin Cambr.–St.Q. Nord, 1936 Gvdto.;

17. März 1934 Pv b. Le Catelet; 1936 Pv Rest; 31. Dezember 1954 Gv im Dep. Aisne; 1. September 1955 Gv Rest

Caudry Camb.–Denain28 km28. März 1891 b.Douchy; 25. August 1891 Rest16. Oktober 1960 Pv; 31. Dezember 1960 Gv
Solesmes–Quiévy7 km28. Oktober 190731. Dezember 1930 Pv; 1. Juli 1929 Gv b. Biastre; 1939 Gv RestAb 1924 Betriebsführung für die Société générale des chemins de fer économiques.

Geschichte

Die Gesellschaft wurde 1880 von den drei Ingenieuren Pierre Émile Chevalier, Pierre-Louis Rey, beide aus Paris, und Alfred Lambert aus Cambrai gegründet. Das Versorgungsgebiet berührte 15 Gemeinden mit über 44.500 Einwohnern. Ausgangs- und Knotenpunkt war die Stadt Caudry, wo sich auch die zentrale Werkstatt befand. Hier kreuzten sich die Ost-West-Strecke von Cambrai nach Catillon, deren erstes Teilstück am 15. August 1881 eröffnet wurde, und die Nord-Süd-Strecke von Denain nach St. Quentin, die im Wesentlichen zwischen 1887 und 1892 entstand. Von dem ursprünglichen Endpunkt der Kleinbahn in St. Quentin (Cambr.B.) führte seit 1904 eine sieben Kilometer lange Verbindungsbahn um die Stadt herum zum Bahnhof der Nordbahn; Personenzüge verkehrten hier aber nur bis zum Jahr 1914; denn die meisten Fahrgäste benutzten die städtische Straßenbahn zur Weiterfahrt. Der Güterverkehr blieb noch bis 1936 in Betrieb.

Die Ost-West-Strecke war als Dampf-Tramway entlang der Straßen errichtet worden, während die Nord-Süd-Achse den Charakter einer Lokalbahn besaß. An mehreren Stellen bestand Anschluss an das Netz der Compagnie des chemins de fer du Nord (CF du Nord), kurz Nordbahn genannt.

Die Erträge der Kleinbahn erbrachte hauptsächlich der landwirtschaftliche Güterverkehr, der Personenverkehr war zweitrangig. Im Ersten Weltkrieg lagen die Strecken im Kampfgebiet und wurden zerstört. Deshalb unterstellte die Verwaltung der Departements den Bahnbetrieb nach Kriegsende der behördlichen Regie und beauftragte die Société générale des chemins de fer économiques (SE) mit der Wiederherstellung der Verkehrsverbindungen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Wiederaufbau als Normalspurbahn erwogen, jedoch schließlich nicht realisiert.

Seit dem 14. April 1921 kamen die einzelnen Streckenabschnitte nach und nach in Gang. Im Jahre 1924 konnten sich die Cambresischen Kleinbahnen (CFC) wieder selbst verwalten; dazu übertrug man ihnen noch die Betriebsführung der in Quiévy (nördlich von Caudry) abzweigenden SE-Strecke nach Solesmes. Sie war erst am 28. Oktober 1907 eröffnet und nach dem Krieg am 25. Oktober 1922 reaktiviert worden. Doch schon am Jahresende 1930 wurde der Personenverkehr eingestellt. Der Güterverkehr war zwischen Biastre und Solesmes bereits am 1. Juli 1929 beendet worden, während auf dem Reststück noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 Zuckerrüben transportiert wurden.

In den 1930er Jahren begann auch der Rückzug des Schienenverkehrs im Stammnetz der CFC selbst, weil hier der Einsatz von Triebwagen nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte. Der Personenverkehr endete am 17. März 1934 auf den Strecken Cambrai–Caudry–Catillon und Caudry–Le Catelet sowie 1936 auf dem anschließenden südlichen Reststück bis St. Quentin.

Der Güterverkehr hatte den Zweiten Weltkrieg im gesamten Netz der CFC bis auf kleine Teilstrecken relativ gut überstanden. Auf dem Abschnitt im Departement Aisne wurde er noch bis Jahresende 1954 bedient. Der übrige Güterverkehr endete am 1. September 1955. Nur auf der 28 Kilometer langen Strecke von Caudry nach Denain im Norden hielt sich der Gesamtverkehr länger, und zwar die Personenbeförderung bis zum 16. Oktober 1960, die Güterbeförderung bis zum Jahresende 1960.

Fuhrpark

Dampflokomotiven

Der Lokomotivpark der Chemins de fer du Cambrésis bestand aus drei- und viergekuppelten Tenderlokomotiven. Wichtigster Lieferant mit 23 Lokomotiven war der Pariser Hersteller Corpet-Louvet (Louis Corpet, ab 1889 Veuve Corpet & L. Louvet, ab 1912 Corpet-Louvet & Cie). Weitere Hersteller waren die Societè Fives-Lille aus Lille und Pinguely mit jeweils vier Lokomotiven. Zwei der Lokomotiven wurden bei Arnold Jung Lokomotivfabrik, Jungenthal gebaut.

BaujahrHerstellerFabrik-Nr.Achs-FormelLok-Nr.NameBemerkung
1880Corpet315030T1L'Escault
1881Corpet330030T2La Selle
1888Corpet493030T5Claryverkauft nach England, trägt jetzt das Namensschild der FL 030T Cambrai
1890Corpet-Louvet515030T6Le Catelet
1890Corpet-Louvet517030T7Denain
1891Corpet-Louvet518030T8Quiévy
1891Corpet-Louvet531030T9St Quentin
1891Corpet-Louvet560030T10Levergies
1895Corpet-Louvet664030T11Anzin
1895Corpet-Louvet665030T12Douchy
1899Corpet-Louvet838030T13Caudryzwischen 1914 und 1918 verschwunden
1899Corpet-Louvet841030T14Walincourtzwischen 1914 und 1918 verschwunden
1900Corpet-Louvet745030Tkeine Nummer angegeben
1912Corpet-Louvet1134030T22
1936Corpet-Louvet1455130T32
1936Corpet-Louvet1452130T33
1943Corpet-Louvet1866141T40nur vorübergehend, 1947 an CF Conakry-Niger
1943Corpet-Louvet1867141T41nur vorübergehend, 1947 an CF Conakry-Niger
1943Corpet-Louvet1868141T42nur vorübergehend, 1947 an CF Conakry-Niger
1945Corpet-Louvet778030T13
1948Corpet-Louvet1924141T40
1948Corpet-Louvet1925141T41nach Kesselexplosion im Januar 1953 wiederhergestellt
1948Corpet-Louvet1926141T42
1927Pinguely356030T21
1904Pinguely171130T341936 von Chemins de Fer Départementaux de la Côte d’Or
1904Pinguely172130T351936 von Chemins de Fer Départementaux de la Côte d’Or
1904Pinguely173130T361936 von Chemins de Fer Départementaux de la Côte d’Or
1912Piguet130T30
1917Piguet130T31
1880Fives-Lille2410030T1Cambrai
1880Fives-Lille2411030T2Cateau
1880Fives-Lille2412030T3Beauvois
1880Fives-Lille2413030T4Catillon
1907Jung040T15Denain-Anzin
1911Jung040T16Valenciennes

Literatur

  • Henri Domengie und José Banaudo: Les petits trains de jadis – Band 9: Nord de la France. Editions du Cabri, Breil-sur-Roya 1995, ISBN 2-908816-29-6
  • Léonce Bajart (1888–1983): Caudry: vu par Léonce Bajart. Verlag Les Amis du Caudrésis, Caudry 1987, OCLC 18767247.
  • Michel Dussart: Mémoire de Cambrai. Société d'Émulation de la ville de Cambrai, 2004, ISBN 2-85845-001-3.

Einzelnachweise

  1. 1 2 trains-fr (Memento vom 11. März 2014 im Internet Archive)
  2. Bulletin des lois No. 737, France, Imprimerie Royale, 1794 vom 11. Mai 1882, S. 1162f.
  3. priv. Homepage zu den Nordbahnen
Commons: Société des Chemins de fer du Cambrésis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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