Der Sokolovské náměstí (deutsch: Sokolov-Platz) ist ein Platz in der tschechischen Stadt Liberec (deutsch: Reichenberg).
Geschichte
Der Platz entstand in den Jahren 1631 und 1632, als der Stadthauptmann Joachim Jung von Jungenfels auf Befehl vom 31. Dezember 1630 „21 Giebelhäuser“ anlegte, als Teil des neuen Stadtviertels Reichenberger Neustadt. Er lag im Zentrum des neuen Viertels und bildete einen zweiten Stadtmittelpunkt von Liberec. Zunächst erhielt er den Namen Neustädter Platz.
So hieß der Platz auch 1871 noch, die Straße quer vor der Kirche hieß Friedländer Gasse, eine Straße Richtung Süden Lichtensteg. Knappenberg (Tovaryšský vrch), die einstige Straße um die Kirche, führt inzwischen Richtung Norden. Der Platz vor der Kirche wurde in der Skizze schlicht Freier Grund der Genossenschaft genannt, die Häuser mit der Adresse Neustädter Platz (auf dem Plan nicht zu sehen) lagen hinter der Friedländer Gasse.
Namensgeschichte
Name | Zeitraum |
---|---|
Neustädter Platz | 1858–1878 |
Bismarckplatz | 1879–1910 |
Neustädter Platz | 1914–1923 |
Masarykplatz | 1934–1938 |
Bismarckplatz | 1938–1940 |
T. G. Masaryka | 1945 |
Sokolovské (náměstí) | 1948–1989 |
Sokolovské (náměstí) | heute |
Der Name des Neustädter Platzes änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals über hauptsächlich Bismarckplatz und Masarykplatz zum heutigen Namen Sokolov-Platz. Die Umbenennung in Masarykplatz erfolgte am 7. März 1934, dem 84. Geburtstag Masaryks. Otto von Bismarck und Tomáš Garrigue Masaryk waren an der Gründung des Deutschen Reiches bzw. der Tschechoslowakei beteiligt. Sokolov (deutsch: Falkenau) ist wie Liberec eine der ehemals deutschsprachigen, sudetendeutschen Städte in Tschechien.
Wallensteinhäuser
In der westlich vom Platz wegführenden Windgasse (Větrná ulička) befinden sich noch wenige der zeitgenössischen, aber sichtbar renovierten Wallensteinhäuser aus dem Zeitraum von 1678–1681.
Mariensäule und Kirche
In der Mitte des Platzes stand einmal eine im Jahr 1719 von Christian Karl von Platz und Ehrental erbaute und gestiftete Marienstatue, die aber vor dem Jahr 1902 zur Kreuzkirche überstellt wurde. Von Anfang an befindet sich östlich die Antoniuskirche.
Heiliges Grab (Nachbau)
Zum Jahr 1772 wurde im Areal nahe der Kirche von Andreas Joseph Wondrak ein Nachbau des Heiligen Grabes errichtet, welches der damalige Dekan am 8. September 1772, dem Fest Mariä Geburt, weihte. 1865 verlegte man es zur Heilig-Kreuz-Kirche. Irrtümlicherweise steht seit der Restaurierung im Jahr 1986 auf der Vorderseite der Heilig-Grab-Kapelle das Jahr 1722, was später unter anderem aus denkmalschutztechnischen Gründen auch nicht korrigiert wurde.
Altes Tuchmachertheater
Am 15. Oktober 1820 wurde nordöstlich des Platzes ein Theater eröffnet. Den Bau hatte die Tuchmacherzunft am 19. Dezember des Vorjahres beschlossen, die Bauarbeiten begannen im März 1820. Es fasste etwa 760 Zuschauer. Am 23. April 1879 brach am Theater aus ungeklärter Ursache ein Feuer aus, infolgedessen das Theater mit hölzerner Innenausstattung abbrannte. Daraufhin wurde andernorts das F. X. Šalda-Theater gebaut.
Röhrbrunnen
Vor 1844 bis ins 20. Jahrhundert stand südwestlich ein Röhrbrunnen.
Umgebende Straßen
Nördlich und südlich des Areals vor der Kirche verlaufen die Straßen Kostelní (deutsch: Kirche) bzw. Železná („eiserne“ [Straße]), während die Straße die den westlichen Hauptteil des Platzes umgibt, den Namen des Platzes (náměstí Sokolovské) hat.
- Heilig-Grab-Kapelle, Tuchmachertheater und Antoniuskirche im Hintergrund (1844)
- mit Marienstatue im Zentrum (zwischen 1820 und 1865)
- Marienstatue im Vordergrund
- 1861
- Altes Tuchmachertheater (1820–1879)
- Fotografie; (nördliche) Wallensteinhäuser im Hintergrund (um 1850)
- Fotografie mit Röhrbrunnen im Vordergrund (1900)
- Ohne Marienstatue und Heilig-Grab-Kapelle, und mit erneuertem Kirchturm (nach 1880)
- nach 1880
- Appelts Haus (heute Industrieschule für Bauingenieurwesen; nordwestlich)
- im 19. Jahrhundert errichtetes und mehrmals umgebautes Bürgerhaus (südlich, zentral)
- Wallensteinhäuser in der westlichen, vom Platz wegführenden Windgasse
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karl Kerl: Reichenberg. Deutscher Kommunal-Verlag, 1929, S. 36–37.
- ↑ Anton Reisel: Amtsverwalter und Oberamtmänner der Herrschaft Reichenberg. In: Mitteilungen des Vereines für Heimatkunde des Jeschken-Iser-Gaues. Band X, 1916, S. 105.
- ↑ Svatopluk Technik, Vladimír Ruda: Liberec minulosti a současnosti: historie a perspectivy výstavby města. Severočeské nakl., 1980, S. 297.
- ↑ Ferdinand Sagasser: Adressbuch und Wohnungs-Anzeiger der Stadt Reichenberg nebst einem Anhange, enthaltend sämmtliche protocollirte Firmen des Reichenberger k.k. Kreisgerichts-Sprengels. Schöpfer, 1871, S. 11–13 (books.google.de [abgerufen am 12. Juni 2022] Zum Abgleich der Adressdaten des Jahres 1871 mit der Skizze).
- ↑ dspace.tul.cz
- ↑ Das Haus und sein Schmuck. In: Heimatkunde des Bezirkes Reichenberg in Böhmen: Volkskunde. 1931, S. 331.
- 1 2 Stadtrat Reichenberg (Hrsg.): Reichenberg in der Zeit der Selbstverwaltung vom Jahre 1850 bis 1900: Ein geschichtlicher Rückblick und Verwaltungsbereich. Im Selbstverlag des Stadtrats, Reichenberg 1902, S. 88.
- ↑ Stadt Reichenberg: Jahrbuch und Wohnungs-Anzeiger der Stadt Reichenberg: für d. Jahr 1905. Band 32, 1938, S. 326.
- ↑ Datei:Foto-AK-Reichenberg-Liberec-Wallensteinhaeuser-in-der-Windgasse.jpg – Deutschböhmen. Abgerufen am 17. Juni 2022.
- ↑ AK Reichenberg Liberec Windgasse mit Weberhäuser bei Gablonz Jablonec Grottau Zittau aus Jahrweiser Schönes Sudetenland. Abgerufen am 17. Juni 2022 (britisches Englisch).
- ↑ Karl Kerl: Reichenberg. Deutscher Kommunal-Verlag, 1929, S. 50.
- ↑ Wallenstein-Häuser (Valdštejnské domky) – Sonstige historische Baudenkmale – Isergebirge – Liberec. Abgerufen am 17. Juni 2022.
- ↑ Stadtrat Reichenberg (Hrsg.): Reichenberg in der Zeit der Selbstverwaltung vom Jahre 1850 bis 1900: Ein geschichtlicher Rückblick und Verwaltungsbereich. Im Selbstverlag des Stadtrats, Reichenberg 1902, S. 86.
- ↑ Stanislav Beran: Renovierte Kapelle trägt falsche Jahreszahl. In: Görlitzer Anzeiger. 24. Dezember 2020 (goerlitzer-anzeiger.de).
- ↑ Mitteilungen des Vereines für Heimatkunde des Jeschken-Iser-Gaues. Band XVI, 1922, S. 81.
- ↑ Jan Purkert: Old Drapers’ Theatre. In: theatre-architecture.eu. Abgerufen am 12. Juni 2022.
- ↑ Bild mit Beschriftung