Soziales Zentrum – SZ FlaFla
Rechtsform Soziokulturelles Zentrum
Gründung 1970
Sitz Herford ()
Website www.flafla.de

Das Soziale Zentrum FlaFla Herford (kurz SZ FlaFla, früher auch „Spunk“ oder „SevenInch“ genannt) ist ein selbstverwaltetes soziales Zentrum.

Geschichte

1970 wurde in Herford ein Raum von Jugendlichen angemietet, um ein autonomes, ein selbstständiges Jugendzentrum aufzubauen. Etwa 20 bis 30 junge Leute trafen sich zu dieser Zeit täglich im FlaFla. Über die Herkunft des Namens gibt es unter anderem die Theorie, dass er einem regelmäßigen Besucher eingefallen sei, weil er so gerne holländischen Pudding ("Vla") gegessen habe. Nach kurzer Zeit gab es Ärger mit der Polizei und das FlaFla musste schließen, da Vorurteile und die Vorwürfe wie "Haschhöhle", "Bumsecke", "Verschwörertreff" aufkamen.

Da hatten einige Jugendliche die Idee, die Stadtverwaltung aufzufordern, ihrer gesetzlichen Verpflichtung, Treffpunkte für Jugendliche zu schaffen und zu unterstützen, nachzukommen. Die Jugendlichen wurden daher von der Stadt aufgefordert, einen Verein zu gründen, was 1972 auch geschah. Die Stadt stellte daraufhin drei Räume in der Kreishausstraße zur Verfügung. Da der Raum in einer guten Herforder Wohngegend lag, gab es unmittelbar Beschwerden von den dortigen Anwohnern, insbesondere wegen der Lärmbelästigung durch die Musik und wegen den, vor den Clubräumen auf dem Gehweg sitzenden, nicht immer nüchternen Jugendlichen.

Am 8. Juli 1972 wurde die Räume den Jugendlichen wieder entzogen, da der Jugendwohlfahrtausschuss der Stadt der Meinung war, dass die Jugendlichen der Verantwortung nicht gewachsen wären. Daraufhin gab es eine Demonstration und mehrere Aktionen in Herford. Der Jugendwohlfahrtsausschuss bemühte sich daher um Einigung und lud einige Jugendliche zum Gespräch. Der Verein mietete dann 1973 selbstständig die ehemalige Schokoladenfabrik an der Schillerstraße an und die Stadt übernahm ein Drittel der Mietkosten.

Das Haus hatte hohe Unkosten, die die Jugendlichen aus der eigenen leeren Tasche bezahlen mussten. Deswegen entstand die Idee, das zweistöckige Gebäude aufzuteilen. In einer Etage entstand eine Kneipe: der Kunst-Klub, der privat geleitet und finanziert wurde. In der anderen Etage sollten Selbstgestaltung und Selbstverwaltung eingeübt werden.

Von der Polizei wurde das FlaFla kritisch beobachtet, insbesondere wurde vermutet, dass das FlaFla hauptsächlich ein Treffpunkt von Rauschgiftsüchtigen sei. Nach einer Unterredung mit der Stadtverwaltung wurde dieser Vorwurf allerdings entkräftet.

Das FlaFla entwickelte sich dann allmählich zu einer festen Instanz in Herford. So wurde u. a. eine Ortsgruppe von SPAK (Arbeitsgemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise) gegründet. Zudem wurden Holzbearbeitungsmaschinen und Siebdrucktechnologien gekauft.

Von 1980 bis 2006 hatte das FlaFla in der Eimterstraße seinen Standort. Insbesondere war es Anfang der 90er für seine Gothic-Partys bis zum Ruhrgebiet bekannt Seit 2000 gab es im FlaFla einen Kreisverband der Jungdemokraten/Junge Linke, welche 2005 ihr fünfjähriges Bestehen feierten. Ebenfalls aus dem Umfeld des Flafla entstand die Antisozialabbau-Gruppe "genug ist genug", welche gegen die Eröffnung des Museums Marta demonstrierte, da das Geld für den Museumsbau besser für Schulen und Jugendeinrichtungen ausgegeben werden sollte.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 2005 kam es zu einem unverhältnismäßigen Polizeieinsatz wegen Ruhestörung. So seien 10 Polizeibeamte »gegen den erklärten Willen der Betreiber« in den Innenhof eingedrungen und seien »ohne Erklärungen oder Vorwarnungen, mit Pfefferspray auch gegen unbeteiligte Gäste« vorgegangen.

2006 wurde das Gebäude abgerissen und das FlaFla musste wieder umziehen. Diesmal kurzfristig in die Elverdisser Straße 8, der Mietvertrag wurde allerdings aufgrund des Hausverkaufs sehr schnell wieder gekündigt, Daraufhin mietete das Flafla 2008 Räume in der Kurfürstenstraße danach Räume in der Goebenstraße.

2012 strich die Stadt Herford komplett die Zuschüsse für das Jugendzentrum. Trotz Demonstrationen gegen die Streichung u. a. unter dem Motto "Unkraut vergeht nicht – FLA FLA bleibt" nahm die Stadt die Entscheidung nicht zurück. Deshalb muss sich das FlaFla seitdem selbständig finanzieren. Dieses geschieht u. a. durch einen Förderverein.

Das Haus in der Goebenstraße wurde Anfang 2015 zwangsversteigert, so dass die Existenz des FlaFlas wieder bedroht war. Bis der Verein Ende 2015 ein Haus in der Diebrocker Straße gekauft hat, nach dem Vorbild des AJZ Bielefeld. Dieses wurde von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbstständig renoviert.

Im Juni 2017 wurde durch Graffiti-Künstler eine neue Fassade gestaltet.

Am zweiten Weihnachtstag 2017 wurde das FlaFla mit einer Party neu eröffnet.

Zudem stellte das FlaFla zur Neueröffnung ein neues Konzept vor, nachdem das FlaFla in Zukunft mehr ein Soziales Zentrum für alle Generationen als ein reines Jugendzentrum sein soll.

Konzepte

  • Konzerte
  • Cafe und Kneipe
  • Disco
  • Workshops in Kunst, Gestaltung, Musik, Fotografie, Handwerk und Technik
  • kulturelle und politisch bildende Filmabende und Lesungen
  • interkultureller Austausch
  • Treffpunkt und Forum für politische Gruppen
  • Solidaritätskonzerte

Literatur

  • Unkraut blüht! 50 Jahre selbstverwaltetes Jugend-, Kultur- und Soziales Zentrum Fla Fla Herford. AJZ-Druck und Verlag, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-86039-046-7.

Einzelnachweise

  1. Von der "Haschhöhle" zum Jugendzentrum - Eine unvollständige Chronik des Fla-Fla. In: … aber unsere Träume nicht … – Jugend zwischen Scala und Rotem Punkt. Städtisches Museums Herford, S. 1, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  2. Von der "Haschhöhle" zum Jugendzentrum - Eine unvollständige Chronik des Fla-Fla (2). In: … aber unsere Träume nicht … – Jugend zwischen Scala und Rotem Punkt. Städtisches Museums Herford, S. 2, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  3. Von der "Haschhöhle" zum Jugendzentrum - Eine unvollständige Chronik des Fla-Fla (3). In: … aber unsere Träume nicht … – Jugend zwischen Scala und Rotem Punkt. Städtisches Museums Herford, S. 3, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  4. 1 2 Von der "Haschhöhle" zum Jugendzentrum - Eine unvollständige Chronik des Fla-Fla (4). In: … aber unsere Träume nicht … – Jugend zwischen Scala und Rotem Punkt. Städtisches Museums Herford, S. 4, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  5. Robert: Grufti-Roadtrip 1991: Ein denkwürdiges Wochenende. In: Spontis. Robert Forst, 19. August 2016, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  6. 1 2 Ralf Bittner: Herford: Das FlaFla schreibt Geschichte. In: Neue Westfälische. 1. Februar 2017, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  7. Junge Linke feiert fünfjähriges Bestehen / Drei Tage Party und Aktionen im FlaFla Herford. In: Neue Westfälische. 27. Oktober 2005.
  8. Jens Tönnesmann: Clash der Kulturen. In: brand eins. 2007, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  9. Polizeieinsatz wegen Lärm. In: Webwecker Bielefeld. 29. Juni 2005, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  10. Jugendzentrum Fla Fla erneut auf Raumsuche / Kündigung zum 31. Oktober. In: Neue Westfälische. 24. Juli 2007.
  11. Neue Räume für’s Jugendzentrum Fla Fla. In: Neue Westfälische. 16. Juni 2008.
  12. "Wir lassen uns nicht einschüchtern" / 100 Jugendliche demonstrieren für den Erhalt des FLA FLA an der Goebenstraße. In: Westfalen-Blatt. 16. Juni 2014.
  13. Ralf Bittner: Sommerfest im Fla Fla – Neuer Mietvertrag bietet Perspektive für die Zukunft. In: Neue Westfälische. 15. Juni 2015, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  14. Ralf Bittner: Zwangsversteigerung: Zukunft des Fla Fla weiter unklar. In: Neue Westfälische. 27. Februar 2015, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  15. Ralf Bittner: Das FlaFla zieht um – Aufbruch im Abbruch. In: Neue Westfälische. 30. Dezember 2015, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  16. Ein Traum wird Realität, FLA-FLA Herford kauft Haus. In: conaction. Nr. 9, 15. Januar 2016, S. 32 (noblogs.org [PDF; 11,8 MB; abgerufen am 21. Dezember 2020]). Abrufbar unter conaction Nr. 9. In: conaction.
  17. FlaFla baut. In: flaflabaut.blogsport.eu. 14. Juni 2016, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  18. Eine neue Fassade für das FLAFLA in Herford. Street Art School – St. Pauli Karo Schanze, 27. Juni 2017, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  19. Ralf Bittner: Volles Haus zum Start des neuen FlaFla. In: Neue Westfälische. 27. Dezember 2017, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  20. Ralf Bittner: Das FlaFla will ein "Soziales Zentrum" werden. In: Neue Westfälische. 19. Dezember 2017, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  21. Über uns. SZ FlaFla, abgerufen am 21. Dezember 2020.
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