Film
Deutscher Titel Spiel im Morgengrauen
Originaltitel La dernière carte
Produktionsland Frankreich, Deutschland, Österreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1974
Länge 102 Minuten
Stab
Regie Marcel Cravenne
Drehbuch Jean-Pierre Burgart
Dominique Auclères
Kamera Albert Schimel
Schnitt Jean-Claude Haguet
Besetzung

Spiel im Morgengrauen ist ein französischer Fernsehfilm von Marcel Cravenne aus dem Jahr 1974 nach einer Novelle von Arthur Schnitzler.

Handlung

In einem Hotel findet man den Leutnant Kasda tot auf seinem Bett vor. In einer Rückblende erzählt der Film, wieso Kasda sich erschossen hat.

Leutnant Kasda wird von einem ehemaligen Kameraden, der wegen Spielschulden seinen Abschied von der Armee nehmen musste, aufgesucht und um Hilfe gebeten. Um wieder einmal Spielschulden zu bezahlen, hat er 1000 Gulden aus der Kasse seines Arbeitgebers genommen, die er wegen einer angekündigten Revision schnell ersetzen muss. Kasda hat zwar selbst kein Geld, macht aber den Vorschlug, zusammen nach Baden zu fahren, um dort beim Kartenspiel das nötige Geld zu gewinnen. Er gewinnt zwar die Summe, da er aber den Kameraden nicht im Hotel antrifft, setzt er das Geld bei weiteren Spielen ein, bis er alles wieder verloren und sich zudem bei seinem Gegenspieler, Konsul Schnabel, hoch verschuldet hat. In seiner Verzweiflung bittet er seinen Onkel Robert Wilram um Hilfe, scheinbar vergeblich, denn der Onkel lässt auf sich warten. Schließlich erinnert er sich an eine Frau, mit der er früher einmal eine flüchtige Affäre hatte, und die inzwischen eine reiche Geschäftsfrau geworden ist. Sie zögert zunächst, verbringt dann eine Nacht mit ihm und überlässt ihm am Morgen 1000 Gulden anstatt der erhofften 11.000, mit der Erklärung, er habe sie nach einer Liebesnacht, als er ihr 10 Gulden gegeben hat, wie eine Hure behandelt. Am nächsten Morgen findet man Kasda tot auf seinem Bett vor, er hat sich in seiner Verzweiflung erschossen.

Produktion und Veröffentlichung

Vorlage für das Drehbuch war die Erzählung Spiel im Morgengrauen (1926/27) von Arthur Schnitzler in der französischen Übersetzung von Dominique Auclères (1898–1981). Das Drehbuch von Jean-Pierre Burgart (* 1933) entstand in Zusammenarbeit mit Auclères. Auclères war bei fast bei allen Drehbüchern von Schnitzler-Verfilmungen des französischen Fernsehens ab Ende der 1960er Jahre als Mitautorin oder Beraterin beteiligt, wobei allerdings ihre Fassungen der Schnitzlerschen Texte in der Literaturwissenschaft umstritten sind.

Produziert wurde der Film von Schönbrunn-Film Wien für ORF, O.R.T.F., ZDF.

Die Premiere und einzige Ausstrahlung des Films im französischen Fernsehen fand am 2. März 1974 über O.R.T.F. statt, in Österreich am 5. Mai 1974 in ORF FS 1 und am 20. November 1974 im ZDF.

Kritik

In Frankreich wurde die Verfilmung von Schnitzlers Erzählung als wenig überzeugend gewertet. Das Urteil des Filmjournalisten und späteren Marketing-Direktors von Gaumont Film, Thierry Fontaine, fällt recht hart aus. In Télérama, einem französischen Kulturmagazin, schreibt er: „Diese Geschichte einer Spielschuld hätte eine andere [Fassung] verdient. Man folgt ihr ohne Langeweile, aber auch ohne besondere Anteilnahme. Keine […] Szene überrascht den Zuschauer, der dem Regisseur immer einen Schritt voraus ist. Zudem lassen ihn gewisse grobe Schnitzer zusammenschrecken: unnütze Rückblenden, Zoom auf die Kirchturmuhr, um zu zeigen, was die Stunde geschlagen hat. Also muß man sich an die Darsteller halten [...]“, und er lobt das Spiel von Isabelle Weingarten, den Charme von Danièle Lebrun und den undurchdringlichen Georges Wilson.

Als fundamentaler Fehler der Inszenierung gilt, dass Cravenne die Schlussszene der Erzählung, in der Kasda plötzlich klar wird, wieso er mit 1000 Kronen abgespeist wird, an den Anfang des Films gesetzt und dem Film damit jedes Überraschungsmoment genommen habe.

Literatur

  • Arthur Schnitzler: Spiel im Morgengrauen. Hrsg. von Barbara Neymeyr. Reclam, Stuttgart, 2006. ISBN 978-3-15-018428-8
  • Irène Cagneau: Les adaptations de Schnitzler à la télévision française (1956–1979), in: Germanica, 52. 2013. S. 113–131.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Filmographie Arthur Schnitzler-Archiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, abgerufen am 29. August 2023
  2. Les adaptations de Schnitzler à la télévision française (1956-1979), abgerufen am 26. August 2023
  3. H. Clauser: Souvenir de cheminements de Dominique Auclères avec Arthur Schnitzler, cinquante ans après aus: Le Coq-héron 2008/2. Nr. 193. S. 103–107
  4. Karl Zieger: Arthur Schnitzler et la France. Enquête sur une réception. Presses universitaires du Septentrion 2012. Kapitel 1: Les rélations françaises de Schnitzler. S. 78–90.
  5. 1 2 Elsbeth Dangel: Das Elend der Übersetzung. Bemerkungen zu Dominique Auclères Schnitzlerübersetzungen. In Modern Austrian Literature, Vol. 17., Nr. 1, 1984, S. 49–57.
  6. Filmographie Arthur Schnitzler-Archiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, abgerufen am 30. August 2023
  7. Diese Woche im Fernsehen Der Spiegel, Nr. 47, 1974, abgerufen am 24. August 2023
  8. „Cette histoire de dette de jeu en vaut une autre. On la suit sans ennui, mais aussi sans excitation particulière. Aucun plan, aucune scène ne surprennent le spectateur, qui est toujours en avance sur le réalisateur. Pourtant quelques procédés grossiers le font sursauter: flash-back inutiles, zooms sur le clocher de l’église pour montrer l’arrivée de l’échéance. Alors, on s’accroche aux interprètes: Danièle Lebrun, tout en charme, Georges Wilson, impénétrable, Isabelle Weingarten“. Thierry Fontaine: «La dernière carte», in Télérama. Nr. 125. März 1974, S. 27
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