Die katholische Pfarrkirche Saint-Étienne in Brie-Comte-Robert, einer Gemeinde im Département Seine-et-Marne in der französischen Region Île-de-France, wurde im 13. Jahrhundert im Stil der Gotik errichtet. Die dem hl. Stephanus geweihte Kirche besitzt Bleiglasfenster aus dem 13./14. Jahrhundert und aus der Renaissance. 1840 wurde die Kirche als Monument historique in die Liste der Baudenkmäler in Frankreich aufgenommen.

Geschichte

Die Kirche Saint-Étienne wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts unter dem Grafen Robert II. von Dreux an der Stelle des Friedhofs einer romanischen Vorgängerkirche errichtet. An dieses frühe Gotteshaus erinnert nur noch der Ansatz einer Treppe, die im Renaissanceturm der Westfassade integriert ist. Um 1230 war der gotische Kirchenbau weitgehend fertiggestellt. Weitere Bauphasen erfolgten im 14. und 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurden die Kapellen der Seitenschiffe und die Strebepfeiler der ersten drei Joche angebaut. In dieser Zeit entstand auch der obere Bereich der Westfassade mit der großen Rosette.

Architektur

Außenbau

Im nordöstlichen Chorwinkel erhebt sich der quadratische, von großen spitzbogigen Öffnungen durchbrochene Glockenturm, der zu den ältesten Teilen der Kirche gehört. Das Portal an der Nordseite wird wie die beiden Westportale von Säulen mit skulptierten Kapitellen und spitzbogigen Archivolten gerahmt. Die Bogenfelder sind jeweils schmucklos. Die Westfassade spiegelt in ihrer Gliederung den dreiteiligen Wandaufriss des Innenraums wider. Über dem Hauptportal aus dem 13. Jahrhundert öffnet sich ein Blendtriforium mit Zwillingsarkaden auf schlanken Mittelsäulen. Auf der Höhe der Obergadenfenster durchbricht eine zwölfteilige Rosette die Wand.

Innenraum

Das dreischiffige Langhaus ist in acht Joche gegliedert, die auf Spitzbogenarkaden über mächtigen Säulen aufliegen. Über der Triforiumszone öffnen sich große Obergadenfenster, die den Innenraum beleuchten. Haupt- und Seitenschiffe werden von Kreuzrippengewölben gedeckt. Die Kirche besitzt kein Querhaus.

Der Chor, der auf die erste Bauphase zurückgeht, erstreckt sich über drei Joche und ist rechtwinklig geschlossen. Seine Stirnwand ist von einer großen Rosette durchbrochen. Darunter öffnen sich fünf hohe Spitzbogenfenster, vor denen ein Triforium mit filigranen Arkaturen verläuft, nach deren Vorbild das Triforium der Westfassade geschaffen wurde.

Die Schlusssteine im Chor sind mit Halbfiguren verziert. Die Konsolen, auf denen die Gewölberippen aufliegen, sind als Köpfe von Menschen, Engel oder Teufel gestaltet. Die Säulen der östlichen Joche, die noch aus der ersten Bauphase stammen, sind mit Knospenkapitellen und Eckblättern versehen.

Bleiglasfenster

Die Rosette im Chor stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im Zentrum des Fensters thront Christus, der von den zwölf Aposteln umgeben ist. Auf den äußeren Feldern sind die Arbeiten der Monate dargestellt. Die südlichen Obergadenfenster werden in das 13./14. Jahrhundert datiert. Sie stellen Apostel und Bischöfe wie den heiligen Martin oder den heiligen Germanus von Paris dar. In zwei Kapellen der Seitenschiffe sind Fenster aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Ein Fenster zeigt Szenen aus dem Leben des Johannes des Täufers. Das andere Fenster stellt Jakob schlafend unter der Himmelsleiter dar. Ein Fenster im südlichen Seitenschiff wurde 1929 von Jacques Grüber geschaffen. Es stellt den Erzengel Michael dar, der mit dem Drachen kämpft.

Literatur

  • Jean-Marie Pérouse de Montclos (Hrsg.): Le Guide du Patrimoine. Île-de-France. 2. Auflage. Hachette, Paris 1994, ISBN 2-01-016811-9, S. 148–149.
  • Georges Poisson (Hrsg.): Dictionnaire des Monuments d’Île de France. Éditions Hervas, Paris 2001, ISBN 2-84334-002-0, S. 150–151.
  • Le Patrimoine des Communes de la Seine-et-Marne. Band 1, Flohic Éditions, Paris 2001, ISBN 2-84234-100-7, S. 103–104.
Commons: St-Étienne (Brie-Comte-Robert) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rosette mit der Darstellung Christi und der zwölf Apostel in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. Obergadenfenster in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  3. Bleiglasfenster mit Szenen aus dem Leben des Johannes des Täufers in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  4. Bleiglasfenster mit der Darstellung Jakobs und der Himmelsleiter in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)

Koordinaten: 48° 41′ 24,9″ N,  36′ 30,6″ O

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