Die katholische Kirche Saint-Loup in Saint-Loup-de-Naud, einer Gemeinde im Département Seine-et-Marne in der französischen Region Île-de-France, wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Stil der Romanik begonnen. Um 1160 entstand das vom Königsportal von Chartres beeinflusste Westportal. Seit 1846 steht die Kirche als Monument historique auf der Liste der Baudenkmäler in Frankreich.

Geschichte

Bereits im 10. Jahrhundert gab es an der Stelle des heutigen Ortes einen Gutshof namens Naud mit einer dem hl. Lupus von Sens geweihten Kapelle. Der hl. Lupus war im 7. Jahrhundert Bischof der späteren Erzdiözese Sens. Um 980 schenkte der Erzbischof von Sens vier Ältäre dieser Kapelle der Benediktinerabtei Saint-Pierre-le-Vif in Sens. Mit dieser Schenkung wird die Gründung eines Priorats verbunden, das der Abtei Saint-Pierre-le-Vif unterstellt war. Chor, Querhaus, und die beiden östlichen Langhausjoche wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtet. Um 1160/61 schenkte der Erzbischof von Sens, Hugues de Toucy, dem Priorat eine Reliquie des hl. Lupus. Zu dieser Zeit entstanden vermutlich die vier westlichen Joche des Langhauses und das Westportal der Kirche, dessen Skulpturenschmuck bereits vom Stil der frühen Gotik geprägt ist. Als sich im 12. Jahrhundert um das Priorat ein Dorf entwickelte, diente Saint-Loup diesem auch als Pfarrkirche. Nach den Zerstörungen während des Hundertjährigen Krieges wurde das Priorat wiederhergestellt und in eine Kommende umgewandelt. 1567 kam es zu Plünderungen durch die Hugenotten. Während der Französischen Revolution wurde das Priorat aufgelöst. Zwar wurde die Kirche bereits 1846 unter Denkmalschutz gestellt, doch erst nach dem Krieg von 1870/71 wurden umfassende Restaurierungsmaßnahmen eingeleitet.

Architektur

Außenbau

Die Kirche ist aus kleinen Bruchsteinen gemauert. Über der Vierung erhebt sich der nahezu quadratische Glockenturm, der auf allen vier Seiten von je vier leicht zugespitzten Klangarkaden durchbrochen ist. Die beiden Stockwerke des Turmes sind durch Gesimse unterteilt, die auf Kragsteinen aufliegen.

Das schmucklose Chor besteht aus drei halbrunden Apsiden, die ein gemeinsames Satteldach überfängt. Die Mittelapsis überragt die beiden seitlichen Apsiden an Höhe und Breite. Sie besitzt drei Fenster, Nord- und Südapsis weisen je ein Fenster auf.

An der Westfassade befindet sich eine doppelgeschossige Vorhalle, die von einem Kreuzrippengewölbe gedeckt ist und deren Ecken im Untergeschoss von Strebepfeilern verstärkt werden. Auf drei Seiten des Untergeschosses öffnen sich hohe, gestufte Spitzbogenarkaden. Im Norden der Vorhalle schließt sich ein rechteckiger Treppenturm an. Das Obergeschoss ist von schmucklosen Rundbogenfenstern durchbrochen.

Portal

Die Gewände des Portals sind auf beiden Seiten mit drei Säulenfiguren geschmückt. Die linke innere Skulptur stellt den Apostel Paulus, die rechte innere Skulptur den Apostel Petrus dar. Die anderen Personen, eine Königin, eine männliche Figur, ein König und eine barhäuptige Gestalt, sind nicht eindeutig zu bestimmen. Der Trumeaupfeiler ist ebenfalls mit einer Skulptur, der Darstellung des hl. Lupus, versehen.

Auf dem Tympanon wird eine Majestas Domini dargestellt, Christus in der Mandorla, umgeben von den Evangelistensymbolen. Den Türsturz zieren acht Apostel, die von Arkaden gerahmt werden. In der Mitte, unter Christus, steht Maria, in einen eigenen Steinblock skulptiert, der aus der Reliefplatte des Türsturzes herausragt und auf dem Trumeaupfeiler aufliegt. Die Szenen auf den Keilsteinen der Archivolten sind Maria und der Kindheit Jesu gewidmet und erzählen Episoden aus der Legende des hl. Lupus, des Schutzpatrons der Kirche. Auf den Kapitellen sind Vögel, Greifen und andere Phantasiefiguren zum Teil mit menschlichen Köpfen und inmitten von Blattwerk dargestellt.

Innenraum

Das dreischiffige Langhaus gliedert sich in sechs Joche. Auf beiden Seiten des Hauptschiffs öffnen sich sechs Rundbogenarkaden zu den Seitenschiffen. Die ersten vier Joche ruhen auf Pfeilern mit Pilastervorlagen, die letzten beiden Joche auf Säulen bzw. Pfeilern mit eingebundenen Säulen. Das fensterlose Mittelschiff wird durch die schlichten Rundbogenfenster der Seitenschiffe beleuchtet. Diese sind mit Kreuzgratgewölben gedeckt, die von rundbögigen Gurten mit viereckigem Profil unterfangen werden. Die ersten vier Joche des Mittelschiffs besitzen ein Kreuzrippengewölbe, die beiden letzten Joche tragen ein Kreuzgratgewölbe, das 1874 an der Stelle des ursprünglichen Tonnengewölbes eingezogen wurde.

Über der Vierung spannt sich eine Kuppel über zweifach gestuften Trompen. Die Querschiffarme, die kaum über das Langhaus hinausragen, sind wie das Chorquadrat tonnengewölbt. Die Seitenschiffe des Chores, die breiter als die des Langhauses sind, tragen ein Kreuzgratgewölbe.

Wandmalereien

Von den ursprünglichen Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert sind nur noch einzelne Fragmente wie das Bildnis eines Heiligen an der Südwand des Chores erhalten. Die vorhandenen Malereien wurden nach Kopien angefertigt, die 1874 vor der Zerstörung der Originale erstellt wurden.

Literatur

  • Jean-Marie Pérouse de Montclos (Hrsg.): Le Guide du Patrimoine. Ile-de-France. Hachette, 2. Auflage, Paris 1994, ISBN 2-01-016811-9, S. 606–606.
  • Anne Prache: Romanik der Île-de-France (Paris und Umgebung). Echter Verlag, Würzburg 1987, ISBN 3-429-01029-2, S. 393–403.
  • Le Patrimoine des Communes de la Seine-et-Marne. Flohic Editions, Band 2, Paris 2001, ISBN 2-84234-100-7, S. 1271–1273.
Commons: St-Loup (Saint-Loup-de-Naud) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 32′ 10,1″ N,  12′ 33″ O

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